Es soll Liebe sein: Roman (German Edition)
Patienten draußen in der Gemeinschaftsküche. Ich musste etwas tun, um meine Gedanken auf Kleinigkeiten zu konzentrieren – Mehl, Kakaopulver, Rosinen. Wenn ich mich vollkommen weigerte, über die Zukunft nachzudenken, war ich beinahe glücklich.
Ich erkannte inzwischen, dass es richtig gewesen war, Phoebe ins Hospiz zu bringen. Sie fühlte sich hier wohler als zu Hause. Sie hatte aufgehört, in der Realzeit zu leben, und existierte in einer Art entrückter Luftblase der Heiterkeit, auf halbem Weg zwischen den beiden Welten.
Eines besonders glücklichen Nachmittags waren wir alle in Phoebes Zimmer versammelt – Ben, Fritz, Annabel und ich. Phoebe lächelte auf ihrem Kissenberg. Sie wollte sich nicht unbedingt an unserer Unterhaltung beteiligen. Da wir aber spürten, dass sie uns gerne zuhörte, sprachen wir untereinander und schauten oft zu ihr, um ihr zu zeigen, dass wir sie mit einbezogen.
Annabel hatte ein Foto ihrer letzten Ultraschall-Untersuchung mitgebracht. Es sah wie ein Wetter-Satellitenbild aus.
Ben deutete zart auf zwei verschwommene Flecke. »Sind sie nicht süß?«
Annabel aß einen meiner Kekse und griff nach einem weiteren. »Ich kann nicht glauben, wie viel ich durch sie esse. Ich bin nie satt.«
»Das ist ein gutes Zeichen, Liebes«, flüsterte Phoebe. »Ich sehe dich gerne essen.«
Annabel kicherte. Sie hob ihre weite Bluse an, um uns den auseinander klaffenden Reißverschluss ihrer Jeans zu zeigen, die mit Bens Krawatte unsicher zusammengehalten wurde. »Gut, dass Ben dicke Frauen mag.«
»Das tue ich nicht«, korrigierte Ben sie. »Ich mag dich. Ob dick oder dünn.«
Er ergriff ihre Hand und küsste sie. Die beiden waren immer noch in Flitterwochenlaune. Ich weiß, dass Phoebe gerne zusah. Sie konnte erkennen, dass Annabel ihren Jungen vor dem schlimmsten bevorstehenden Kummer bewahren würde. Und ich wusste, dass sich Fritz dessen ebenfalls bewusst war. Es war Familienpolitik, Ben zu beschützen, der offiziell der Sensible war. Fritz besaß keine solche Sonderstellung, aber er verhielt sich auch nicht so, als brauchte er sie – ich hätte die Tränen ebenso gut geträumt haben können. Er war zäh und heiter. Er durchforstete seine alten Medizinbücher, damit er Schwestern und Ärzte mit seinem professionellen Wissen bestürmen und sicherstellen konnte, dass Phoebe das Beste von allem bekam. Er war ihre Stimme und ihre Rüstung, und ihre Freude.
Phoebe sagte: »Cassie hat deine Neuigkeiten noch nicht gehört.«
Ich sah Fritz an. »Neuigkeiten?«
Er lächelte mir zu. »Sie meint meinen phantastischen neuen Job.«
Ich wusste, weil Fritz mich ins Vertrauen gezogen hatte, dass die finanzielle Situation prekär war. Sein Stück im West End war beendet, und er brauchte verzweifelt irgendein Einkommen, um die großen Familienschulden zu tilgen.
»Gratuliere«, sagte ich leichthin. »Was ist es – der Hundefutterspot des Jahres oder ein Jahr in The Mousetrap?«
»Noch besser. Meine reizende alte Agentin hat eine plötzlich frei gewordene Stelle in einem Weihnachtsspiel für mich aufgetan.«
»Ernsthaft?«
Phoebes Augen strahlten vor Stolz. »Ist das nicht wunderbar? Ich wünschte so, ich könnte ihn sehen. Du weißt, wie sehr ich Weihnachtsspiele liebe.«
Das wusste ich wirklich. Als wir klein waren, hatte Phoebe uns jede Weihnachten in ein solches Stück geführt. Wir hatten die Vorstellungen genossen, aber das wahre Vergnügen lag darin, Phoebes leidenschaftliche Beteiligung zu beobachten. Sie rief aus ganzem Herzen: »O nein, das tut er nicht!« und »Hinter dir!« und buhte und pfiff den Bösewicht mit echter Entrüstung aus.
Aber es schien für Fritz, um es gelinde auszudrücken, ein seltsamer Karrierezug zu sein.
Er sah mich mit gewölbten Augenbrauen an, als Warnung, Phoebe gegenüber keinerlei Zweifel zu äußern. »Ich brauche die Telefonnummer deiner Mutter«, sagte er.
»Ruths?«
»Das Weihnachtsspiel findet an ihrem Wohnort statt. Phoebe sagt, sie würde mich vielleicht als Untermieter aufnehmen.«
Der Gedanke daran war einfach zu bizarr, um ihn wirklich zu begreifen – Fritz in einem Weihnachtsspiel! Und bei Ruth zu wohnen! »Das wird sie vermutlich tun.« Meine Gedanken rasten. Das könnte bedeuten, dass Fritz und ich Weihnachten vielleicht unter demselben Dach verbrächten. Mein ganzer Körper wurde heiß vor Verlangen, vermischt mit Verlegenheit.
»Er spielt Wishee-Washee«, flüsterte Phoebe.
»Dann ist es Aladdin«, sagte ich. »Dein
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