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Es soll Liebe sein: Roman (German Edition)

Es soll Liebe sein: Roman (German Edition)

Titel: Es soll Liebe sein: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Saunders
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durchschnitt die Atmosphäre wie eine Lichtklinge.
    Er sagte: »Ich soll Ihnen erzählen, wie Phoebe war – aber Sie haben sie alle gekannt. Und Sie wissen, dass sie nicht auf Trauerart in Erinnerung bleiben wollte. Das sah ihr nicht ähnlich. Also denke ich nicht, dass wir uns so von ihr verabschieden sollten, denn unser Kummer ist unser Problem – er sollte nichts mit dem Wesen Phoebes zu tun haben. Pater David hat schon alles darüber gesagt, wie sie als perfekte Mutter war. Nun möchte ich Sie alle bitten, darüber nachzudenken, wie es war, sie zu kennen.«
    Er sprach – mit sanftem Humor, voller Zuneigung – über ihren Witz, ihr weiches Herz und ihre arglose Liebe zum Widerstreit. Er erinnerte uns daran, dass Phoebe schamlos neugierig gewesen war, und dass sie zu kennen häufig immensen Ärger bedeutete. Er erzählte uns berühmte Geschichten über ihre Verrücktheiten.
    »Zum Beispiel jenes Weihnachten, als sie den schrecklichen Traum hatte, dass Einbrecher alle unsere Geschenke stahlen. Sie war so überzeugt davon, dass sie am Heiligen Abend unter dem Weihnachtsbaum schlief, den Schürhaken umklammernd. Dad war absolut wütend, als er sie am Morgen dort vorfand.«
    Der Kloß in meinem Hals löste sich langsam. Ich merkte, dass ich lächelte. Ja, ich erinnerte mich an dieses spe-zielle Weihnachten. Ich war zum Essen hinübergegangen (ich wurde stets mit einbezogen), und Jimmy hatte mich in -einem Zustand brodelnder Empörung empfangen. »Ich sage dir, Cassie, wenn diese verrückte Frau jemals auch nur wieder erwähnt, sie hätte einen prophetischen Traum gehabt, lasse ich mich von ihr scheiden.« Ich hatte das Geschrei bereits durch die Wand gehört und mich gefragt, was los sei.
    »Es war kein tolles Leben, oder ein bemerkenswertes Leben«, sagte Fritz. »Aber es war vollendet, weil es ein glückliches und zufriedenes Leben war – und weil sie eine Gabe dafür besaß, ihr Glück zu teilen. Phoebe zu kennen machte das -Leben -vieler Menschen besser, und ich kann mir keine größere Leistung vorstellen. Wo auch immer Phoebe war, waren Licht und Lachen und Gastfreundschaft. Wenn möglich, hätte sie die ganze Welt an ihren Tisch geladen und sie genährt, bis sie um Gnade gefleht hätten.«
    Nun lächelten mehr Leute. Es war wie eine Art kollektives Atmen, wie ein Seufzer der Erleichterung.
    Fritz sagte: »Ich denke, wir sollten uns alle an die Speisen erinnern, die wir liebten und die Phoebe so gerne für uns zubereitete. Ich persönlich konnte nicht genug bekommen von ihrem Rindereintopf mit Guinness. Mein Bruder würde noch immer alles für ihre Schokoladencremetorte tun. Klein Cassie von nebenan war süchtig nach ihrer Bakewell-Torte.« (O ja – der Duft von warmer Himbeermarmelade und Mandeln schwebte gerade um mich herum.) Fritz lächelte mir auf spezielle, vertraute Art zu. Dann bezog er alle anderen in das Lächeln mit ein, auch die gedrängt auf der Galerie sitzenden Menschen. »Kommen Sie«, sagte er. »Denken Sie an Essen. Nennen Sie weitere Speisen.«
    Schweigen entstand, angespannt und unbeholfen.
    Eine weibliche Stimme von irgendwo mitten in der Versammlung sagte schüchtern: »Pflaumen-Chutney.«
    »Danke«, sagte Fritz. »Kommen Sie – lassen Sie Ihre Erinnerung und Ihre Speicheldrüsen arbeiten.«
    Es war wie eine Auktion. Allgemeines Interesse regte sich, aber zunächst herrschte weiteres Schweigen. Fritz wartete geduldig.
    Jemand rief: »Fasan Bordelaise!«
    Danach erfolgten rasch viele Rufe.
    »Ingwerpudding!«
    »Pflaumenpudding!«
    »Schinken und Linsensuppe!«
    Dann die laute Stimme des alten Schuldirektors der Jungs: »Sultaninendessert!«
    Und die ganze Kapelle brach in herzliches, leises Lachen aus.
    Jemand anderer rief: »Orangenmarmelade!«
    Weiteres Lachen – und eine Runde Applaus, zunächst vorsichtig, dann aufbrandend. Die Stimmung hob sich. Schließlich hatten wir Phoebes Geist beschworen. Sie schwebte über uns und verströmte sich unter uns wie eine Sommerbrise. Wir applaudierten heftig. Nun klatschten wir während der ganzen Zeremonie und wünschten, wir könnten eine Zugabe fordern.
    »Ich hatte schon darauf gewartet, dass jemand die Orangenmarmelade erwähnt«, sagte Fritz. »Sie ist zu Recht berühmt. Wenn Sie alle diese Kapelle verlassen, bekommen Sie eine Kopie des Rezepts. Ben und ich möchten, dass Sie Phoebes Orangenmarmelade nachkochen, weil wir glauben, dass sie genau so in Erinnerung gehalten werden möchte.«

    Und tatsächlich ist das dasjenige, woran ich

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