Es soll Liebe sein: Roman (German Edition)
Lieblingsstück.«
Sie lächelte anerkennend. »Gutes Kind. Ich habe dir eine gute Bildung vermittelt.«
»Ich verstehe nicht«, beklagte sich Annabel. »Wer ist Wishee-Washee?«
»Wishee-Washee ist Aladdins weniger anziehender Bruder«, erklärte Fritz. »Ben hier ziemlich ähnlich.«
»Schweig«, sagte Ben ernst. Er legte den Kopf aufs Bett, neben Phoebes Hand.
Phoebe hob die zitternde Hand und streichelte sein Haar. »Sag Cassie, wer die Witwe Twanky spielt.«
Fritz grinste mich an. »Len Batty.«
»Was – wie in ›Ay-up Mother‹?«
»Genau so.«
Ich war beeindruckt, trotz der Absurdität der Vorstellung, dass Fritz in einem Weihnachstsspiel am Meer auftrat. Es war der Len Batty, der Komödiant des Nordens, der schon seit dem Jahre null eine Fernsehikone war. Man nannte ihn allgemein »Ay-up Mother«, und ich vermutete, dass sogar die Queen diesen Namen kannte. Fritz würde zum ersten Mal in seiner trostlosen Karriere neben einer Legende spielen. Kein Wunder, dass Phoebe aufgeregt war. Ich hatte teilweise den Verdacht, dass er das tat, um Phoebe eine Freude zu machen, unabhängig vom Geld. Sie würde seinen Wishee-Washee nie sehen, aber das störte sie anscheinend nicht. Die Welt der Weihnachtsspiele gehörte zum glücklichen Traum der Vergangenheit. Jimmy hatte sie ebenfalls geliebt.
»Ich finde es fabelhaft«, sagte Annabel. »Endlich spielt Fritz in einem Stück, das weder sehr verrrückt noch sehr langweilig ist. Ich brauche keine Angst zu haben, es mir anzusehen.«
Wir alle – einschließlich Phoebe – lachten darüber.
»Ich denke, wir sollten feiern«, sagte ich. »Ich habe zufällig eine Flasche Champagner im Kühlschrank. Warum öffnen wir sie nicht?«
Wir tranken im Hospiz viel Champagner. Jedoch nicht, weil wir auf törichte Art extravagant waren. Wir stellten fest, dass Phoebe es noch immer genoss, einige Tropfen davon zu schmecken. Ich gab meine letzten Heller dafür aus, und es kümmerte mich nicht.
»Ich komme mit dir«, sagte Fritz.
Ich hatte meine Flasche Oddbins Special Offer Premier Cru im Kühlschrank der Gemeinschaftsküche am Ende von Phoebes Flur deponiert. In dieser Küche trafen wir uns häufig mit Krankenwachen von anderen Zimmern, die auf denselben Schiffbruch zuhielten. Wir reichten den Wasserkessel herum und tauschten wie benommene Geister, die gerade in der Unterwelt eingetroffen sind, unser blasses Lächeln aus.
Heute war die Küche jedoch leer. Fritz suchte in den Schränken nach Weingläsern.
»Dieser Job«, sagte ich. »Ist er echt?«
»Ich fürchte ja. Ich bekam ihn in letzter Minute. Der Original-Wishee-Washee hat Gürtelrose.«
»Nun, hoffentlich stimmt die Bezahlung.«
Fritz lehnte sich gegen die weiße Arbeitsplatte. »Sie ist nicht schlecht.«
»Alles das hilft«, sagte ich.
Er lächelte mir zu – eines seiner seltenen, vertrauten Lächeln. »Ich weiß, es ist lächerlich. Aber es macht mir wirklich nichts aus, mich zum Narren zu machen. Ich will nur so lange zurechtkommen, bis wir das Haus verkaufen.«
»Sollte ich nicht ein bisschen mehr helfen? Ich habe nicht das Gefühl, genug zu tun.«
»O Cassie. Du hast keine Ahnung, wie sehr du hilfst.« Er überraschte mich damit, dass er die Arme um mich legte. »Es hilft mir schon, dich zu sehen, dich zu hören …« Er beugte den Kopf und küsste mich. Wir küssten uns lange. Wir tranken am Mund des jeweils anderen, verschlangen durstig das Leben. Ich wollte jede Zelle seines Körpers in mich aufnehmen. Ich wollte in ihn kriechen. Als er den Kopf zurückzog, geriet mein ganzes Sein in Verwirrung, von innen nach außen.
Er hielt mich an den Schultern. »Cassie«, sagte er atemlos, »ich möchte dich um einen riesigen Gefallen bitten. Ich nehme es dir nicht übel, wenn du nein sagst, aber es ist für Phoebe.«
Ich sagte: »Du weißt, dass ich alles tun würde.«
»Sie macht sich noch immer Sorgen um mich, und das kann ich nicht aushalten.« Er hielt mich fester. »Es geht um Folgendes: Darf ich ihr erzählen, dass wir verlobt wären?«
Ich hatte nur genug Atem, um piepsen zu können: »Wie bitte?«
»Wir müssen es nicht wirklich tun – nur es ihr erzählen.«
»Du willst, dass ich vorgebe, mit dir verlobt zu sein? Du willst Phoebe anlügen?« Es verletzte mich, dass Fritz mich offensichtlich nicht wirklich wollte, und ich merkte, dass der perverse Wunsch zu lachen in mir aufstieg. »Das können wir nicht tun!«
»Warum nicht? Denk nur, wie glücklich sie das machen würde!«
»Ich kann sie
Weitere Kostenlose Bücher