Es soll Liebe sein: Roman (German Edition)
benötigte wie Nahrung) zu Ben, es sei Zeit, nach unten und zu Bett zu gehen.
Der arme Ben war erschöpft. Weder er noch Fritz hatten seit Tagen richtig geschlafen. Ich war zutiefst dankbar dafür, dass er jetzt Annabel als Stütze hatte. Ihre Liebe hüllte ihn ein und hielt ihn wie ein wärmender Kokon – ein spirituelles Cotton House.
Ben sagte: »Aber ich kann nicht … sollte ich nicht …« Er brach ab und sah sich bestürzt um. »Ich vergesse immer, dass es nichts mehr zu tun gibt. Ich mache mir ständig Sorgen, weil wir nicht nach ihr sehen.«
Annabel murmelte: »O Liebling! Du kannst dich jetzt ausruhen. Du kannst mich auf dich aufpassen lassen.«
Ben sagte: »Okay, meine Teure.«
In dem Moment, in dem sich die Kellertür hinter den beiden Turteltauben schloss, setzte Fritz eine gefühlvolle, leicht dümmliche Miene auf und echote: »Okay, meine Teure.«
»Hör auf.« Ich lachte.
»Tut mir Leid, Grimble. Aber ich merke selbst unter diesen tragischen Umständen, dass mein Bruder eine große, dicke Schmalzlocke ist.«
»Du bist schrecklich.«
»Warum? Ich bin nur ebenso durch den Tod beraubt worden wie er.«
Das stimmte. Obwohl Fritz seine Gefühle nicht so zeigte wie Ben, wusste ich, dass er sehr mit der Trauer zu kämpfen hatte.
Ich goss ihm noch etwas Rotwein ein.
»Danke«, sagte er. »Und Cassie – danke für diese Sache mit der Verlobung. Sie ging ohne Sorgen von dieser Welt, und das ist vollkommen dein Verdienst. Jetzt können wir unsere Verlobung lösen.«
»Ich werde dich nicht wegen Treuebruch belangen«, sagte ich. Wir lächelten schmerzlich. Unsere falsche Verlobung wirkte jetzt ein wenig komisch. Wir fragten uns beide, wie viel wir einander während unserer Scharade wirklich bedeutet hatten, aber dies war nicht der richtige Zeitpunkt, die Frage zu stellen.
Fritz meinte, er habe keinen Hunger, aber ich bereitete ihm dennoch Käse und Zwiebel auf Toast zu, nach Phoebes Rezept. Während ich das Essen vorbereitete, versank er allmählich in ein düsteres, müdes Schweigen.
Wir starben beide fast vor Hunger und waren dennoch beide nach wenigen Bissen satt. Aber wir tranken noch mehr Rotwein, wobei keine noch so große Menge davon uns betrunken machen konnte. Und dann erzählte mir Fritz von Phoebes letzten Stunden.
Die Einzelheiten eines Todes sind so intim (und so allumfassend) wie die Einzelheiten des Sex. Das heißt, es war die übliche Art Tod, und es wäre falsch, mehr zu enthüllen. Alles, was man wissen muss, um Phoebes Leben auf Erden zu Ende zu verfolgen, ist, dass sie ebenso würdevoll starb, wie sie alles andere getan hat.
Ich hatte erwartet, Phoebes Stimme in meinem Kopf zu hören, aber da war nichts. Wenn ich sie am meisten brauchte und die verzweifeltsten Rufe nach einem Zeichen dafür aussandte, dass sie noch unter uns weilte, war die Stille so unendlich wie das Universum.
Ich zog mich mit dem ärgerlichen Gefühl zur Beerdigung um, dass ich betrogen worden war. Das Leben war Scheiße. Was hatte es für einen Sinn, wenn der Tod daherkam und alles verdarb? Und wenn man vom Tod wusste – wie konnte sich die Welt dann weiterdrehen?
Ich wollte kein Schwarz tragen. Schwarz war irgendwie zu düster, um es mit Phoebe in Verbindung zu bringen, und zu theatralisch – als würde man sich verkleiden. Ich trug das graue Kostüm, das ich für die Hochzeit gekauft hatte, hauptsächlich weil es sauber war. Ich schwankte wegen Strumpfhose und Schuhen. Wären Fischnetz-Strümpfe der Trauer abträglich? Wie lange könnte ich es ertragen, auf hohen Absätzen herumzustehen? Was die verwirrende Frage des Lippenstifts betraf – nun, mein Brownie Book of Poise enthielt keinerlei auch nur annähernd für eine Beerdigung geeignetes Make-up. Aber ich musste etwas auf meine gespenstisch weißen Lippen malen und zögerte weiterhin wegen der Farbe, die mich am wenigsten tuberkulös aussehen ließe. Mir war vom Schlafmangel übel und schwindelig.
Letztendlich musste ich mich beeilen, weil George ins Badezimmer wollte. Ja, Ruth und George wohnten zwei Nächte bei mir. Ich hatte mich davor gefürchtet, aber es erwies sich als recht tröstlich. Manchmal, wenn die Leere am düstersten war, ließ mich die nachdenkliche Betrachtung meiner Einsamkeit verzweifeln. Ruth erkannte das und gab mir das Gefühl, dass ich zu ihr gehörte. Vielleicht lag es am reizenden alten George (er lief den ganzen Tag summend durch die Wohnung) dass meine Mutter und ich weniger vorsichtig als gewöhnlich miteinander
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