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Es soll Liebe sein: Roman (German Edition)

Es soll Liebe sein: Roman (German Edition)

Titel: Es soll Liebe sein: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Saunders
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mich bei Phoebes Beerdigung am besten erinnere – nicht der verschwommen hinter den Vorhängen verschwindende Sarg, der eine entsetzliche, gleißende Leere zurückließ, sondern wie der Bestatter Kopien von Phoebes berühmtestem Rezept verteilte. Alle nahmen eine, und ich sah, dass mehr als einer sie auch las, während wir alle nach draußen schlenderten. Ich sah einige Frauen, von denen ich wusste, dass sie gute Köchinnen waren, untereinander murmeln und zustimmend nicken.
    »Also so hat sie es gemacht«, sagte eine von ihnen.
    Ich kann bezeugen, dass am nächsten Tag im ganzen Nordwesten Londons keine Bitterorangen mehr zu bekommen waren.

    Fritz hatte seine Trauerrede mit einer Einladung beendet. Die Einladung galt für einen formlosen Leichenschmaus im Haus.
    Es ist etwas an Beerdigungen, was eine beinahe heidnische Fröhlichkeit bewirkt. Kaum eine Stunde, nachdem sich die Samtvorhänge über Phoebes Sarg geschlossen hatten, waren wir alle blau und lustig wie Plumpuddings.
    Uns störte die Party-Atmosphäre nicht. Überhaupt nicht. Fritz schwelgte vollkommen darin. Er und Ben gossen Wein nach. Annabel und ich machten große Mengen Spaghetti. Das Wohnzimmer und die Küche waren von lebhaften Menschen bevölkert, die alle redeten, tranken, aßen und sogar lachten. Phoebes letzte Party hatte wirklich Schwung.
    Ich verlor alles Zeitgefühl, aber ich glaube, es war dunkel, als ich merkte, dass ich Fritz seit Ewigkeiten nicht mehr gesehen hatte. Die Party hatte ein Stadium erreicht, wo alle pappsatt waren und einander fröhlich Alkohol nachfüllten. Niemand schien mehr umsorgt werden zu müssen. Ich stieg die Treppe hinauf, über den Lärm hinaus.
    Die Tür zu Phoebes Schlafzimmer stand leicht offen. Darinnen brannte Lampenlicht, als säße Phoebe noch immer von Kissen gestützt im Bett, die blaue Strickjacke um die Schultern, die Lesebrille auf die Stirn hochgeschoben, und blättere die Seiten einer Zeitschrift um – merken Sie, wie leicht es ist, sich zurückzustehlen? Sich der Realität zu erinnern fiel schwer.
    Ich schob die Tür auf. Der Raum roch noch nach ihr, nach Rosen und Biskuitkuchen. Der Duft hing tief in den Schubladen und den weiß gestrichenen Schränken.
    Fritz saß weinend auf dem Bett. Er hörte auch nicht auf, als ich mich neben ihn setzte. Ich reichte ihm ein Papiertaschentuch, aus der Notfallration in meinem BH.
    Er sagte: »Danke.«
    Ich legte nicht die Arme um ihn. Wir saßen einige Minuten schweigend da und lauschten dem Geplapper unten.
    Ich fragte, ob ich ihm etwas holen könnte. »Ein Glas Wein, etwas Tee? Etwas zu essen?«
    »Nein, nein. Du brauchst mir nichts aufzudrängen. Bleib einfach ein Weilchen hier.«
    »Okay.«
    Er putzte sich die Nase. »Phoebe hat dich sehr geliebt, weißt du.«
    »Ich weiß.«
    »Vor ein paar Monaten, als sie hörte, dass ich mit der fiesen Peason zusammen war, sagte sie mir, ich müsste mich um dich kümmern – gleichgültig, wen ich heiratete.«
    »Tatsächlich?« Ich musste bei dem Gedanken fast lachen, dass sich jemand um mich kümmern sollte. Aber dann fiel mir ein, dass mich Phoebe immer für »zart« oder »kränklich« gehalten hatte und glaubte, dass ich besonderer Sorge bedurfte, und musste nun fast weinen.
    »Sie sagte mir, ich sollte dich niemanden heiraten lassen, dessen Kopf an die Wand eines Präparators gehörte.«
    »Das hat sie nicht gesagt!«
    »Okay, ich übertreibe ein wenig.« Fritz putzte sich erneut die Nase. Er lächelte dünn. »Ich bemühe mich sehr, im Moment kein Arschloch zu sein. Aber der alte Adam wird weiterhin durchbrechen.«
    Ich sagte ihm, in diesem geweihten Raum, wie sehr ich ihn bewundert hatte – zu ihm aufgesehen hatte, mich auf ihn verlassen hatte –, während Phoebe im Sterben lag.
    Ich sagte: »Du musst nicht mehr tapfer und anständig sein. Gönn dir ein wenig Ruhe.«
    »Hmmm.« Er runzelte leicht die Stirn. Wir saßen noch einen Moment da, dann küsste er mich auf die Wange und erhob sich. »Ich glaube, ich muss eine Weile allein sein.«

    Es klingelte an meiner Tür, was mich um halb drei Uhr morgens aus tiefem, traumlosen Schlaf riss. Ich zog meinen Morgenmantel über (ich frage mich, warum Morgenmäntel stets auf links gedreht sind, wenn man sie eilig braucht) und stolperte die Treppe hinab.
    Auf der Schwelle fand ich Fritz vor sowie einen ziemlich pickeligen jungen Polizisten.
    »Cassie, Liebling«, sagte Fritz. »Das ist Chris. Sag ihm, dass du mich kennst, und dann kannst du uns beiden eine hübsche

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