Es soll Liebe sein: Roman (German Edition)
Riesensumme gegenzeichnete, und sah schwach interessiert zu, wie ich meine Einkäufe in vier Tüten stopfte. Mit zwei Tüten in jeder Hand stolperte ich auf die Türen zu. Peason schritt elegant neben mir, ihren Cointreau im Arm.
»Wie auch immer«, sagte sie, »er wurde allmählich langweilig. Du solltest ihn dir krallen.«
Unverschämte Kuh. Ich verweigerte die Antwort.
»Er liebt dich nicht«, fuhr sie fort, »aber dagegen könntest du etwas tun. Er darf nicht wählerisch sein, wenn er darauf besteht, nach Crouch End zu ziehen.«
Die Wachleute hatten gewechselt. Der neue Mann an der Tür war groß, schwarz und sah extrem gut aus. Er saß auf einem Campingstuhl und las ein gelbes Taschenbuch – gütiger Himmel, Flaubert auf Französisch. Das konnte nur Claudettes Bruder sein, der dekorativste Wachmann in London, und der unnützeste (Sie erinnern sich – derjenige, der aus Cambridge rausgeflogen war, weil er den ganzen Tag schlief).
Ich stellte meine Tüten ab. »Pierre!«
Er schaute auf. »Cassie – Cassie Shaw!« Er sprang auf und umarmte mich, hauptsächlich froh, weil er sich an meinen Namen erinnert hatte. »Frohe Weihnachten – wie geht es dir?«
Ich musste den Kopf zurücklegen, um ihn anzusehen. Claudette kam nach Mrs. Nboki, einer rundlichen, kleinen, hamsterartigen Französin. Pierre hingegen war ein Klon von Dr. Nboki, ihr fürstlicher nigerianischer Vater, der bei Schulveranstaltungen stets in großartiger, goldbestickter Kleidung auftrat.
»Ich dachte, du arbeitest in einem Nachtclub«, sagte ich.
»Das habe ich, aber es wurde zu schwierig«, sagte Pierre. »Ich bin friedliebender Natur, ich mag keine Aggressionen. In einem Lebensmittelladen in Hampstead hast du nicht annähernd so viel Ärger. Und die Arbeitszeiten sind besser.« Er warf einen Seitenblick auf Peason.
Sie sagte: »Hallo, kenne ich Sie?« Sie lächelte übers ganze Gesicht – tatsächlich über ihren ganzen Körper. Ihre glänzenden Augen blickten einladend.
Wer hätte dieses gellende Signal ignorieren können? Sicher nicht Pierre Nboki, einst der Errol Flynn der University College School.
Er setzte sein berühmtes verführerisches Lächeln auf. »Ich bin Pierre. Vielleicht kennen Sie meine Schwester, Claudette.«
»Mein Gott«, murmelte Peason. » Sie sind Claudettes Bruder?« Sie lächelte gleichermaßen. Die beiden Lächeln verschränkten sich und verschmolzen zu einer fast sichtbaren sexuellen Herausforderung. »Sie sehen ihr überhaupt nicht ähnlich.«
Ich musste mein Leben weiterführen. Ich musste zur Küste hinunterfahren. Ich verabschiedete mich von Pierre und Peason, wünschte ihnen frohe Weihnachten und ließ die zwei Schönheiten zusammen im Eingang zurück, völlig von den vernarrten Blicken des jeweils anderen vereinnahmt. Ja, ich hatte es wieder getan. Es sah so aus, als ob die Kleine Kupplerin eine weitere Verbindung geschaffen hätte (Ich hatte Recht. Pierre zog kurz darauf nach St. John’s Wood).
Was, so fragte ich mich, tat ich für andere Menschen, was ich nicht auch für mich selbst tun konnte?
Kapitel Zwanzig
Ruths Stadt wirkte im letzten, grau zerfasernden Dämmerlicht trostlos. Die einzigen Geräusche waren das Heulen des Windes und das beständige Dröhnen der Wogen. Die einzigen Farbkleckse waren die Plakate für Aladin im Thea-tre Royal, die Len Batty mit roter Perücke und gestreiften Strümpfen zeigten, sein grell bemaltes Gesicht in einer Maske der Fröhlichkeit erstarrt. Ich fragte mich, wie dieser Ort das Publikum für ein Weihnachtsspiel aufbringen wollte, wenn es anscheinend keine Einwohner gab.
Während ich die verwaiste Promenade entlangfuhr, wo -kleine Büschel Seetang gegen die Windschutzscheibe flogen und sich in den Scheibenwischern verfingen, kämpfte ich gegen eine Depression an. Es war Weihnachten, und ich fuhr nicht nach Hause zu Phoebe. Ohne sie schien immer noch alles sinnlos.
Ich muss zugeben, dass ich überrascht war, als ich die Traurigkeit weichen spürte, während ich vor Ruths Flintsteinhaus vorfuhr. An der Tür hing ein Stechpalmenzweig, mit einem scharlachroten Band am Klopfer befestigt. Die Tür öffnete sich, und Ruth kam mir entgegen.
Ich sprang aus dem Wagen – hauptsächlich weil es so gut tat, auf jemanden zugehen zu können –, und wir umarmten uns, herzlicher als gewöhnlich. Ruth, die mich genau betrachtete, fragte mich, wie es mir gehe.
»Es geht mir gut«, sagte ich. »Wenn ich down bin, denke ich daran, wie viel schlimmer es für Fritz sein
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