Es soll Liebe sein: Roman (German Edition)
Es ist schrecklich. Ihr könnt das wahrscheinlich nicht in Ordnung bringen, weil niemand das kann.«
Ich wünschte, Matthew wäre da gewesen, damit er die Reak-tion von Fritz und Ben gesehen hätte, als sie das Durcheinander sahen. Nach einer Minute bestürzten Schweigens fingen beide an zu lachen.
Mehr war nicht nötig, um die Welt wieder geradezurücken. Bevor es mir bewusst wurde, lachte ich ebenfalls. Matthews Zorn schien plötzlich absurd. Ich erkannte, dass er nicht wegen seiner beschädigten Habe zornig gewesen war, sondern wegen seiner beschädigten Würde. Ich erinnerte mich jäh seines hektischen Herumgetänzels, während er mit seiner Aktentasche rang – nun, Würde und Nacktheit treffen nicht oft zusammen. Und es ist schrecklich würdelos, ein zorniger Nackter zu sein. Der arme Matthew – das würde ihn wahrscheinlich noch jahrelang im Traum verfolgen.
»Ich denke, der Elch war ein bisschen scheiße drauf, dass er dich so im Stich gelassen hat«, sagte Ben herzlich. »Wenn ich ihn das nächste Mal sehe, könnte ich Lust bekommen, ihn von Fritz verprügeln zu lassen.«
»Ernsthaft«, sagte ich, »ihr könnt hier nichts tun. Es würde Stunden dauern.«
»Himmel, das ist nichts«, sagte Fritz. »Ich verstehe nicht, warum du so viel Aufhebens machst. Also geh, und lass uns arbeiten.«
»O nein, sei nicht albern.« Ich schämte mich ein wenig wegen meiner Hysterie, die hauptsächlich eine Reaktion auf Matthews Ausbruch gewesen war. »Ich werde die größten Teile in schwarze Säcke packen und das Gröbste aufkehren …«
»Grimble, halt die Klappe.« Fritz legte mir die Hände auf die Schultern und drehte mich sanft zu sich um. »Verlass diese Wohnung, und fahr sofort zu Mums Haus. Sie wartet auf dich.«
Eine Sekunde lang hätte ich erneut weinen können. Nach Matthews Unfreundlichkeit war dies eine Wohltat. Warum ließ ich nicht einfach zu, dass sie sich um mich kümmerten? Ich riss mich zusammen, fand Socken und Autoschlüssel und flüchtete dankbar an die frische Luft.
Phoebe hatte eine Kanne Kaffee gekocht. Ein Krug heiße Milch stand dampfend daneben. Warme Brioches lagen in eine Serviette gewickelt auf dem Tisch. Meine häusliche Katastrophe hatte Phoebe mit reiner Energie erfüllt und ihr altes Selbst aus den Schatten herbeigerufen.
Ich kann nicht beschreiben, wie köstlich dieser Kaffee schmeckte. Ich trank zwei große Tassen, während ich Phoebe die ganze Geschichte erzählte. Dies war das erste Mal, dass ich ihr gegenüber zugeben musste, dass Matthew nicht perfekt war. Sie war nicht überrascht, nur besorgt – was die Form einer endlosen Reihe hausgemachter Marmelade neben meinem Teller annahm.
»Er war verärgert, das ist alles«, sagte ich nachdenklich. »Männer ärgern sich über solche Dinge – denk an Jimmy, wenn ein Rohr geplatzt war.« Ich bohrte ein Loch in eine Brioche und füllte sie mit Aprikosenmarmelade. »Er sagte, ich lebte in Scheiße. Und das tue ich ehrlich nicht, Phoebe. Er weiß, wie sehr ich mich bemühe, ein hübsches, normales, hygienisches Heim zu haben. Ich war immer schon fest entschlossen, keine vergammelte alte Bohemienne wie Ruth zu werden.«
»Liebling, deine Wohnung ist überhaupt nicht vergammelt. Sie ist entzückend.«
»Er hat mich angesehen, als könnte er mich wirklich nicht leiden. Es hat sich schrecklich angefühlt.«
Phoebe sagte: »Vielleicht solltest du ihn besser nicht heiraten.«
Aber ich konnte keine weitere Niederlage ertragen. Ich konnte mich dem Verlust meiner letzten Zuflucht nicht stellen, dieses seligen Traums eines gesicherten Ehelebens. »O nein, es ist nur ein Streit. Das kommt überall vor. Ich hatte mich schon gefragt, wie es wäre, mit Matthew zu streiten.«
Phoebe wölbte die Augenbrauen. »Erzähl mir nicht, das sei euer erster gewesen.«
»Doch«, sagte ich, »vermutlich schon.« Ich verrenkte mir das Hirn, aber ich konnte mich wirklich an nichts Schlimmeres als eine kleine, sarkastische Bemerkung meinerseits oder eine geringfügige Reizbarkeit seinerseits erinnern. Diese sehr kontrollierten Austausche konnte man nicht als Streit bezeichnen. Bis heute hatten wir in einem Zustand ruhiger und zurückhaltender Vernunft existiert.
Phoebe griff über den Tisch und drückte meine Hand. »Mach dir keine Sorgen, mein Lämmchen. Ich denke, das geht alles vorbei. Sobald er sich den Staub aus den Bügelfalten gewaschen hat, wird Matthew das Komische an der Sache erkennen.«
»Was ist überhaupt so komisch?« Ich war verzagt.
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