Es soll Liebe sein: Roman (German Edition)
machen, Fritz – das Wohnzimmer sieht fürchterlich aus. Sie wird das niemals innerhalb einer Woche repariert bekommen.«
Ich redete weiterhin auf Fritz ein. »Wir werden nächste Woche einen Termin finden, wann wir eure Wohnung von Grund auf säubern können.«
»Dann ist alles geregelt«, sagte Phoebe zufrieden.
»Nicht ganz«, widersprach Fritz. »Wenn wir dieses gewaltige Eindringen in unsere Privatsphäre schon auf uns nehmen, dann muss es auch unsere Show sein.«
»Eure Show?« Ich klang unwillkürlich zweifelnd – Fritz und Ben hatten in ihrem Leben noch nie Gäste empfangen, es sei denn man zählte gewisse ausschweifende Versammlungen nach der Sperrstunde dazu. »Was ist mit dem Kochen? Elspeth und Hazel werden mehr als Pizza erwarten.«
»Du kannst natürlich helfen«, sagte Fritz. »Aber wir haben das Kommando. Wir wählen das Essen aus, wir wählen den Wein aus, wir entscheiden, was wir anziehen. Der Abend wird unseren Stempel tragen – die neu definierte Dinnerparty.«
Es war bereits später Nachmittag, als ich den Mut aufbrachte, nach Hause zu gehen. Vor meinem Haus fand ich einen großen, staubigen Haufen schwarzer Müllsäcke und die beschädigten Überreste meines Staubsaugers vor. Außerdem fand ich Matthews Saab vor, mit Matthew darinnen. Er sprang heraus, sobald er mich sah. Er hatte seine Rede einstudiert.
»Cassie, es tut mir so Leid wegen heute Morgen. Ich weiß nicht, was in mich gefahren war. Ich stand unter unglaublichem Arbeitsstress, obwohl ich weiß, dass das keine Entschuldigung ist. Ich habe mich wie ein Scheißkerl benommen.«
Er umarmte mich fest und quetschte mir die Rippen. Die Erleichterung darüber, von ihm gehalten zu werden, trieb mir die Tränen in die Augen. Ich wischte die vereinzelten heißen Tränen verstohlen an seiner Schulter ab.
»Ich war wirklich ekelhaft zu dir«, sagte Matthew. »Sobald ich wieder klar denken konnte, fand ich mich unmöglich. Ich saß über eine Stunde im Auto und überlegte, was ich tun würde, wenn du zurückkämst. Vergiss die eine Million Nachrichten, die ich auf deinem Anrufbeantworter hinterlassen habe.«
»Wir standen beide unter Schock.« Ich fand bereitwillig Entschuldigungen für ihn.
Aber das musste ich Matthew lassen, er ging nicht darauf ein, sondern schüttelte ernst den Kopf. »Nein, meine Reaktion war völlig egozentrisch. Ich hätte erkennen müssen, wie viel schlimmer es für dich war. Ich habe intensiv nachgedacht und – wir müssen reden.«
Ich war ein wenig argwöhnisch, wie ich es immer bin, wenn jemand sagt ›wir müssen reden‹. Es bedeutet unabänderlich ›ich muss Dinge erwähnen, die du nicht hören willst‹. Aber Matthew klang lieb und nett und umhüllte mich mit der Zuneigung, nach der ich mich sehnte. Dieser Ausbruch von Herzlichkeit machte nur umso deutlicher, wie kalt er in letzter Zeit gewesen war. Ich war blind bestrebt, wieder Teil eines traulichen Paares zu sein.
»Komm rein«, sagte ich. »Sehen wir uns die Bescherung an.«
Matthew deutete mit dem Kopf auf den Haufen schwarzer Müllsäcke neben dem Tor. »Das hast du doch nicht alles allein gemacht?«
»O nein – Fritz und Ben haben sich um alles gekümmert.«
»Das war nett von ihnen.« Matthew zuckte bei diesen Worten leicht zusammen – es musste ärgerlich für ihn sein, die unerwartete moralische Überlegenheit der Darlings anzuerkennen. Matthews Selbstbild hatte eindeutig einen Schlag erlitten. Sein Gefühlsausbruch hatte ihn anscheinend mehr erschreckt als mich. Er hielt den ganzen Weg die Treppen -hinauf meine Hand und bestand darauf, meine Wohnung zuerst zu betreten, vermutlich um mich vor weiteren einstürzenden Decken zu beschützen.
Das Wohnzimmer sah schlimm aus. Ich trat durch die Tür und stöhnte. Die eingestürzte Decke erinnerte an ein gepflügtes Feld nackter Erde, die bedrohlich über meinen Möbeln hing, sodass sie besonders schäbig und abstoßend wirkten. Noch immer schwebte ein feiner Staubdunst in der Luft. Alle Oberflächen waren von einem durchsichtigen Staubfilm überzogen.
Aber die Gipsklumpen und Ziegelsteine waren fort. Kein Wunder, dass der Staubsauger den Geist aufgegeben hatte – Fritz und Ben hatten wie besessen gearbeitet und jeden Zentimeter meiner schrecklichen, heimtückischen Wohnung freigeräumt. Sie hatten den Fernseher entstaubt und gesäubert. Auf dem Bildschirm klebte ein Zettel – »Er funktioniert«. Sie hatten den Staub aus den Regalen, von den Büchern, den Lampenschirmen und dem Sofa
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