Es soll Liebe sein: Roman (German Edition)
Schachteln und Tüten auf die Floral Street hinaus und stürzten uns auf die nächstbeste Bar. Der sonnige Nachmittag ging in einen warmen Abend über. Wir setzten uns draußen auf die Piazza und beobachteten müßig die Ansammlungen von Leuten rund um die Geschäfte und Cafés.
Fritz bestellte eine Runde Designerbier, und wir tranken auf den Erfolg meines Dinners.
Ich sagte, dass ich eigentlich nichts trinken sollte.
»Weil du Matthew triffst«, sagte Fritz.
»Ja. Er mag es nicht, wenn ich nach Alkohol rieche.«
Fritz betrachtete mich nachdenklich. Ich trug die neue Bluse zu meiner Jeans. Er lächelte mir verhalten zu.
»Matthew wird dich darin lieben«, sagte er.
Matthew erwähnte die Bluse nicht, bis ich es tat. Dann meinte er: »Tatsächlich finde ich sie nicht so toll. Sie ist ein wenig – hippiemäßig.«
Ich bemühte mich während der restlichen Mahlzeit, nicht allzu enttäuscht zu sein. Ich musste in dem großen Spiegel auf der anderen Seite des Raumes mein hippiemäßiges Spiegelbild betrachten. Nicht dass Matthew jedoch schlecht gelaunt gewesen wäre. Aber er war distanziert und zerstreut – auf großartige Weise melancholisch und extrem freundlich, wenn er mich richtig bemerkte. Ich erinnere mich, dass ich böse auf ihn war, dass ich mich aber dennoch unglaublich intensiv bemühte, ihn aufzumuntern (ich frage mich, ob Männer erkennen, wie sehr Frauen sie aufmuntern – manchmal denke ich, sie wären alle in geschlossenen Anstalten, wenn wir nicht wären).
Wir plauderten über die müheloseren Seiten unserer jeweiligen Jobs (das erspare ich Ihnen) und nahmen gemeinsam ein Taxi zu meiner Wohnung zurück. Matthew hatte seine Aktentasche dabei (er war von der Arbeit gekommen) sowie die Mulberry-Reisetasche mit den Tuchhosen, Polohemden und Segelschuhen, die er außerhalb des Büros trug). Ja, er blieb über Nacht. Die Wohnung war besonders gut aufgeräumt. Ich hatte frühmorgens staubgewischt, gesaugt, die Bettwäsche gewechselt und das Bad geschrubbt. Wir tranken Pfefferminztee und gingen zu Bett.
Es fand Sex statt.
Ich schlief ein, an Matthews warmen, bloßen Rücken gepresst, und sagte mir, dass der böse Traum bald vergehen würde.
Am Sonntagmorgen wurden wir in aller Frühe von einem furchtbaren, polternden Krachen geweckt – fast wie eine Explosion. Es kam aus dem Wohnzimmer, gefolgt von einer unheimlichen Stille. Matthew – splitternackt – rannte zuerst hinein.
»Scheiße!«
Ich war unmittelbar hinter ihm, eulenäugig und schwindelig vom Schlaf. »O Scheiße«, echote ich.
Meine Wohnzimmerdecke war heruntergekracht. Der Raum war von einem braunen Nebel uralten Mörtelstaubs erfüllt. Alle Oberflächen waren mit dicken, groben Klumpen Putz und Zentimetern dieses klebrigen, anhaftenden Staubs bedeckt. Er stieg uns in die Kehle und verstopfte unsere Nasen. Matthew riss heftig hustend so ruckartig das Fenster hoch, dass er die Gewichtsschnur zerriss.
Als sich der erste Schock gelegt hatte, wurde ich mir der Tatsache bewusst, dass Matthew vor sich hinmurmelte: »Scheiße, Scheiße, Fuck, o verdammte Scheiße, Fuck, Fuck« – und das von einem Mann, der nie fluchte.
Ich blickte benommen zu der Stelle, wo gerade noch die alte Decke gewesen war. Dort zeigte sich nun ein Durcheinander scheußlicher Holzlatten. Das würde mich ein Vermögen kosten.
Matthew hatte seine Aktentasche auf dem Sofa liegen lassen. Nun versuchte er hektisch, die dicke Schicht dunkelroten Mörtelstaubs fortzuwischen. Er bemühte sich, das von Staub verstopfte Schloss zu öffnen. Die Aktentasche öffnete sich, und er stöhnte schwer (ähnlich dem Stöhnen, wenn er kam, nur leidenschaftlicher). Alle lebenswichtigen Papiere in der Aktentasche waren von einer Staubschicht bedeckt. Er nahm eines nach dem anderen heraus und stöhnte weiterhin jämmerlich.
Ich klemmte die staubigen Gelben Seiten zwischen Fenster und Rahmen, damit es offen bliebe. »Liebling, es tut mir Leid …«, hörte ich mich krächzen, wobei ich mich immerhin darüber wunderte, dass ich das Gefühl hatte, mich entschuldigen zu müssen. O Gott, dies war ein Albtraum. Es war aus dem Ruder gelaufene Schlampigkeit.
»Um Gottes willen!« Matthew hatte seine Mulberry-Reisetasche gefunden, die ähnlich begraben lag. Er versuchte, den Reißverschluss zu öffnen. Er klemmte. Inzwischen keuchten wir beide, und unsere Augen tränten, weil uns Staub unter die Augenlider drang. Wir waren nackt, wie zwei urzeitliche Briten, die frisch mit Färberwaid
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