Es soll Liebe sein: Roman (German Edition)
magst – in Ordnung?«
Er seufzte. Ich spürte seinen warmen Körper sich auf den Polstern neben mir ausstrecken. »Nur weil er nicht der Richtige für dich ist.«
»Woher willst du das wissen? Ich denke, er ist perfekt für mich.«
»Ich weiß nicht, was du versuchst, dir anzutun«, sagte Fritz. »Warum bemühst du dich dauernd, jemand anderer zu sein?«
Ich sah ihn an, nicht sicher, ob ich richtig verstanden hatte. Ich war überrascht, dass meine Bemühungen, jemand anderer zu sein, offensichtlich genug waren, dass er es bemerkt hatte. Er lächelte, aber ich spürte, dass es ihm ernst war.
Ich fragte: »Was meinst du?« Obwohl ich genau wusste, was er meinte.
»Ich habe zunehmend das Gefühl, dass du eine Rolle spielst«, erklärte Fritz. »Du bist wie ein Transvestit, der Klamotten für seine weibliche Rolle einkauft.«
»Danke. Überhäufe mich bitte nicht mit Komplimenten.«
»Schätzchen, ich versuche, nett zu sein.«
»Wirklich? Du sagtest, ich wäre wie ein Transvestit.«
Er lächelte und erwiderte: »Okay, das habe ich wirklich blöd ausgedrückt. Was ich meine, ist, dass die natürliche Cassie vollkommen süß und hübsch ist und ich nicht verstehe, warum du so hart daran arbeitest, sie zu verstecken.«
»Ich glaube nicht, dass ich etwas zu verstecken versuche. Ist es nicht normal, dass man die Natur übertreffen will?« Ich wollte plötzlich, dass Fritz verstand, dass ich es nur tat, weil ich mein wahres Selbst verloren hatte. Ich wusste nicht einmal mehr, was eigentlich meinen Geschmack ausmachte.
Phoebe klopfte oben ans Küchenfenster, und der Moment löste sich auf wie eine platzende Seifenblase. Fritz und ich winkten.
»Ich sagte ihr, wir würden mit ihr Tee trinken, wenn sie aufwacht«, erklärte Fritz. Er schaute auf seine Uhr. »Sie hat lange geschlafen.«
Ich hoffte, dass das ein gutes Zeichen war. Ich hatte nicht den Mut zu fragen. Wir zogen das Sofa wieder ins Haus, und dann stiegen wir vier ins sonnenbeleuchtete Hochland von Phoebes Bereich. Es war offensichtlich, dass sich Phoebe gut ausgeruht fühlte. Sie hatte das Teeservice gedeckt, mehrere Sorten Schokoladenkekse auf Teller gefüllt und Tomaten-Sandwiches gemacht. Sie lachte, weil wir so schmutzig waren, und befahl Ben, sich auf den Guardian zu setzen.
Wir waren alle ausgedörrt und heißhungrig und fielen über den Tee her, als wären wir gerade dem Floß der Medusa entstiegen. Phoebe füllte die Kekse wieder auf und sorgte dafür, dass immer frischer Tee da war. Sie war in ihrem Element – so offensichtlich froh, Gäste bewirten zu können, dass Fritz ihr nicht sagte, sie übertreibe.
Phoebe war bereits von Neil begeistert, und das nicht nur, weil er ihrem wenig erfolgreichen Sohn eine bezahlte Arbeit verschafft hatte. Sie begannen, über Essen zu diskutieren. Ich bemerkte, dass sich sein Gesicht nicht rötete, wenn er mit ihr sprach. Menschen waren in ihrer Gegenwart nie lange schüchtern.
Das Unvorstellbare schien wahr zu werden: diese attraktiven, netten Junggesellen würden tatsächlich ihre erste piekfeine Dinnerparty schmeißen. Ich war erleichtert, aber auch ein wenig besorgt, weil mir diese Angelegenheit so weitgehend aus der Hand geglitten war. Ich blieb jedoch die Hauptberaterin, und es galt noch immer, Details zu beachten.
Ich sah Fritz und Ben an und versuchte sie mir in schicken Anzügen anstatt in Shorts und T-Shirts vorzustellen.
»Entschuldigt, wenn das eine alberne Frage ist«, sagte ich, »aber ihr beide werdet euch vor diesem Dinner doch noch rasieren, oder?« Beide gut aussehenden Gesichter waren mit Stoppeln gesprenkelt. Ich fand, dass das nicht den idealen Eindruck hervorrief.
Ben seufzte, den Mund voller Kekse. »Du traust uns kein -biss-chen, oder? Du denkst, wir würden zwischen den Gängen plötzlich unsere Schwänze zücken und dich blamieren.«
»Und habt ihr auch vor, zum Friseur zu gehen?« Ich war sicher, dass Ben seine langen Haare abschneiden lassen würde.
»Was stimmt mit meinen Haaren nicht?« Er war verletzt.
Ich legte beruhigend eine Hand auf seinen Arm. »Ben, du würdest mit kürzeren Haaren so phantastisch aussehen. Nur verhutzelte alte Rock-Stars tragen heutzutage noch lange Haare.«
»Das stimmt doch überhaupt nicht!«
»In Ordnung, auch Motorradkuriere – aber niemand sonst.«
Bens Augen weiteten sich vor Entsetzen (vor zwanzig Jahren hätten Tränen darin gestanden). »Ich mag sie wirklich. Wenn du sie abschneiden willst, wirst du mich zuerst chloroformieren
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