Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Es soll Liebe sein: Roman (German Edition)

Es soll Liebe sein: Roman (German Edition)

Titel: Es soll Liebe sein: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Saunders
Vom Netzwerk:
verurteilen oder überhaupt schlecht von ihm zu denken, wenn er doch das Licht in Phoebes Augen war?

    Es war schon recht seltsam, dass sich diese unbezahlte Tätigkeit für die Hinterhofproduktion Rookery Nook als guter Karriereschritt für Fritz erwies. Das Ensemble hatte zu irgendeinem Zeitpunkt während der Proben entschieden, die Geschlechter aller Rollen umzukehren. Fritz, obwohl er wie ein Mann erschien und sich auch so verhielt, spielte tatsächlich das davongelaufene Mädchen im Pyjama, und Felicity Peason spielte den jungen Mann, der sich in sie verliebt. Auf dem Papier wirkte es witzlos und gekünstelt, aber es erwies sich als erstaunlich gut. Die farcenhafte Handlung hielt eine ganze Bühne voller schrecklicher Schauspieler aus – und Fritz war dieses eine Mal gut. Ich war beeindruckt von der koketten und ein wenig verrückten Art, mit der er in seinem Seidenpyjama spielte. Sowohl der Telegraph als auch der - Guardian erwähnten die »Eleganz« und »Intelligenz« von Frederick Darlings Darbietung.
    Der Agent, der Interesse an Fritz gezeigt hatte, bot prompt an, ihn unter Vertrag zu nehmen. Er musste auch nicht lange auf eine einträgliche Beschäftigung warten. Der Rollenwechsel bei Rookery Nook bewirkte vielerlei Aufregung unter den Nachlassverwaltern des Travers-Besitzes, die Kontroverse erweckte Interesse, und die Produktion zog zu einer zwölfwöchigen Spielzeit triumphierend ins Gielgud Theatre in der Shaftesbury Avenue ein.
    Aber ich greife vor. Matthew überraschte mich, indem er zusagte, mit zur Premiere der Hinterhofproduktion zu kommen, obwohl es ein Wochentag war und er Fritz nicht mochte. Ich glaube, er fühlte sich noch immer schuldig wegen Salzburg. Er kam direkt von der Arbeit, in einem hellgrauen Anzug von Hackett, seine Aktentasche unter dem Arm. Ich stand kerzengerade neben ihm und versuchte den Eindruck zu erwecken, dass wir zusammengehörten. Ich trug Jeans und die Paul-Smith-Bluse, deswegen klappte das nicht so toll.
    Nach der Show, die Matthew gefallen hatte, wie er sagte, erklärte er, dass er nach Hause müsse, um sich zu Ende auf seine frühmorgendliche Sitzung vorzubereiten.
    »Scheiße«, sagte ich. »Soll das heißen, ich hab das Badezimmer umsonst geputzt?«
    Wir standen in einer dicht gedrängten Theaterbar, und ich sagte das nur, weil ich wusste, dass er es nicht hören konnte.
    »Was?«
    Ich erhob die Stimme. »Ich sagte, du Armer – du wirst die Party verpassen.«
    »Oh, ich glaube nicht, dass das etwas für mich wäre. Ich weiß nie, was ich mit Schauspielern reden soll.«
    Sobald sich Matthew verachtungsvoll durch die schäbige Menge gedrängt hatte, konnte ich mein Gesicht entspannen. Ich bestellte mir einen großen Gin Tonic. Fritz und Annabel fuhren eine erschöpfte, aber glückliche Phoebe nach Hause (Ben war in Bury St. Edmunds, wo er Neil bei einem Vortrag von Schumannliedern begleitete). Während ich darauf wartete, dass sie zurückkämen, fädelte ich mich durch das Gewirr von lärmenden Theaterleuten, um in die vergleichsweise Ruhe des Zuschauerraums zu gelangen. Der Inspizient und eine Frau vom Ensemble stellten auf der Bühne umgestürzte Flaschen und Plastikbecher wieder auf und nahmen die empfindlicheren Kulissenteile fort. Es würde eine traditionelle Premierenparty stattfinden, und ich wusste, was ich zu erwarten hatte. Alle würden vor freudiger Hochstimmung die Bodenhaftung verlieren, sich aneinander klammern, nur dem Ensemble verständliche Witze reißen und allgemein jeden ignorieren, der zur Außenwelt gehörte. Wenn Annabel nicht bald zurückkäme, wäre ich hier ohne einen Menschen gestrandet, mit dem ich reden könnte.
    Peason trat ein, vorne links. Sie blieb unter dem stärksten Lichtstrahl stehen und warf ihr langes Haar über eine Schulter. Sie trug ein fabelhaftes Kleid aus schwerer, scharlachroter Seide, kokettierte automatisch vor den leeren Sitzen und blinzelte dann, als sie mich sah.
    »Hi, Cassie.«
    »Hi, Felicity.« Ich trat einige Schritte auf sie zu. »Das war fabelhaft. Du warst großartig.« (Man muss das sagen, sogar zu Schauspielern, die man nicht leiden kann; es ist ungefähr so, wie sich vor dem Altar in der Kirche zu verneigen.)
    »Ich war unglaublich nervös«, sagte Peason. »Gott, ich könnte einen Drink gebrauchen.« Sie nahm eine Flasche vom Tisch und goss Rotwein in einen Plastikbecher. Die Bühne befand sich nur wenige Zentimeter über dem Boden. Peason stieg herunter, aus dem Scheinwerferlicht heraus. »Also glaubst

Weitere Kostenlose Bücher