Es soll Liebe sein: Roman (German Edition)
Strickjacke. Sie hatte sich nicht geschminkt und trug eine Brille anstatt Kontaktlinsen. Daher wirkte sie älter und -verbrauchter als ihr übliches strahlendes Selbst. Sie achtete nicht so peinlich auf ihr Erscheinungsbild, wenn sie mitten in der Arbeit steckte. Die Arbeit kam bei Hazel stets an -erster Stelle – daran erinnerte ich mich noch vom College her.
»Die Einnahmen aus den Anzeigen sind gesunken, sodass wir die Gestaltung erneut ändern«, erzählte sie mir trübsinnig und halbwegs in das erste Glas Rotwein. »Überall rollen Köpfe. Als ich von meinen Eltern wiederkam, fragte ich mich, ob es meinen Job überhaupt noch gab. Wie sieht es denn beim Stairlift Monthly aus?«
»Mach dir um mich keine Sorgen«, sagte ich. »Ich will etwas über dich hören. Wie war es zu Hause?«
»Die Hölle«, antwortete Hazel düster. »Ich wurde über jeden einzelnen Aspekt meines Lebens befragt. Warum bin ich nicht verheiratet? Warum ist mein Rock so kurz? Warum entstelle ich mich mit dieser Frisur? Ich sage dir, Cassie – du hast Glück, dass du Eltern hast, die dich nicht zu kontrollieren versuchen.«
Ich dachte darüber nach. Meine Mutter hatte wirklich nie versucht, mich zu kontrollieren. Mein Vater hatte mit dem Versuch aufgehört, als er aufhörte, mir Geld zu geben. Ihre Gleichgültigkeit schmerzte noch immer. Ich hatte nicht das Gefühl, Glück zu haben.
»Dein Dad muss sich doch gefreut haben, dich zu sehen«, sagte ich.
Hazel lachte verbittert auf. »Ja, das sollte man meinen, oder? Ich hatte ihm ein großartiges Blumenarrangement mitgebracht. Es nahm den gesamten Rücksitz meines Wagens ein.«
»Das muss dich einiges gekostet haben.«
»Tatsächlich war es ein Gratisgeschenk. Eine Tampon-Firma hatte es als Teil einer Werbeaktion ins Büro geschickt.«
»Oh, gut. Spare in der Zeit, so hast du in der Not«, bot ich an. »Der Gedanke zählt.«
»Ich hätte mir die Mühe sparen können. Ich war kaum durch die Tür, als er schon schimpfte, er sei allergisch dagegen. Ich musste das verdammte Ding draußen im Flur lassen.«
»Trotzdem – wenn er dich kritisieren kann, geht es ihm dann nicht schon wieder besser?«
Hazel lächelte. »Meine Mum sagte, er brauche jemanden zum Streiten. Es stachele ihn schon auf, nur meine schreck-liche Haarfarbe zu sehen.«
»Man sollte meinen, er wäre stolz auf dich.«
»Das ist er auf seine Art auch«, sagte Hazel. »Er erzählt anscheinend allen von mir – die Ärzte und Krankenschwestern wussten erstaunliche Details über meine Karriere.« Sie seufzte. »Ich wünschte nur, er könnte es mir gegenüber zeigen, das ist alles.«
»Ist er noch im Krankenhaus?«
»Er kam gestern nach Hause – fit wie ein verdammter Turnschuh und drohte mir, die Polizei zu rufen, wenn ich mein Rücklicht nicht reparieren lassen würde –, woraufhin ich die Gelegenheit ergriff, wieder in die Zivilisation zurückzuflüchten.«
»Das klingt nach echt heiligmäßigem Benehmen«, sagte ich zu ihr. »Du musst mal etwas nur für dich allein tun. Dich zum Beispiel verlieben.« (Ich dachte natürlich an Ben.)
Hazel seufzte und sagte: »Ich weiß nicht, ob ich das noch kann. Dad zu sehen, wie er an einen Herzmonitor angeschlossen war – nun, das hat mich nachdenklich gemacht. Ich weiß, es ist ein Klischee«, fügte sie hinzu, »aber in dieser Situation betrachtest du dein Leben wie unter einem Mikroskop. Und meines gefiel mir nicht besonders. Gott sei Dank ist er nicht gestorben, denn wenn er stirbt, wird mein halbes Leben überflüssig. Ich werde mich nicht mehr verlieben können.«
»Was meinst du? Warum nicht?«
»Ich habe erkannt, dass ich mich immer nur verliebt habe, um meinen Vater zu ärgern«, sagte sie. »Ich fühlte mich genau von dem Typ Männern angezogen, die er hasst – und dabei fiel ich dauernd auf die Schnauze. Was sollte das also? Daher habe ich beschlossen, mit einer lebenslangen Gewohnheit zu brechen und mich in jemand Netten zu verlieben. Wie machst du das, Cassie?« Glücklicherweise erwartete sie keine Antwort. »Lass uns noch eine Flasche trinken.«
Auf der anderen Seite der Bar wurde plötzlich die Tür aufgerissen, und fünf oder sechs laute Menschen stürmten wie ein Schwarm Stare in den Raum. Rufend und lachend quetschten sie sich alle um einen kleinen Tisch.
»Ich wette, das sind Schauspieler«, sagte Hazel verächtlich. »Sieh dir nur an, wie sie sich alle aufführen.«
»O mein Gott«, sagte ich. Es waren in der Tat Schauspieler, und Felicity Peason war
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