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Es soll Liebe sein: Roman (German Edition)

Es soll Liebe sein: Roman (German Edition)

Titel: Es soll Liebe sein: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Saunders
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Annabel sagt, ich wäre auf ihn her-eingefallen. Sie sagt, man könnte einem Mann mit kleinen Ohrläppchen nie trauen.« (Sie werden erkennen, dass sich Phoebe und Annabel auf vielerlei Art sehr ähnlich waren.)
    »Annabel war gestern Abend hier, oder?«
    »Sie hat im Kellergeschoss übernachtet«, sagte Phoebe. »Sie wachte auf, als Fritz dich hereinbrachte – mehr tot als lebendig, du armer Liebling.«
    »Es ist schrecklich«, sagte ich, »aber ich erinnere mich nicht. Ich erinnere mich nur, dass ich völlig fertig war. Habe ich noch geweint?«
    »Alles andere als das. Ich habe dich gehört. Du hast gesungen.«
    »Gesungen?« Ich singe nie. Ich konnte keine Melodie halten. »Was habe ich gesungen?«
    Phoebes Lippen zuckten. »Die Titelmelodie aus Hong Kong Phooey.«
    »Was?«
    »So klang es. Du hast immer wieder ›Number One Super-Dog!‹ geträllert.«
    »O Gott. Tut mir Leid.«
    »Ich denke, du warst kämpferisch gelaunt.«
    Einige verschwommene Erinnerungen blitzten auf. Ich seufzte. »Ich hätte versuchen sollen, ›I will survive‹ zu singen, aber ich kenne den Text nicht. Armer Fritz. Wie peinlich. Ich habe seinen Premierenabend verdorben.«
    »Unsinn, das hast du natürlich nicht. Hör auf, dir Vorwürfe zu machen.«
    Ich wischte mir mit dem Ärmel des Bademantels über die Augen und trank Phoebes einzigartig stärkenden Kaffee. Dann machte ich Toast. Phoebe wies mich an, wo ich in einer der Küchenschubladen Schmerztabletten finden konnte. Als ich die zweite Tasse Kaffee zur Hälfte geleert hatte, konnte ich die Trümmer schließlich ruhig in Augenschein nehmen.
    »Phoebe«, fragte ich, »was soll ich tun?«
    »Du musst weg von allem«, antwortete Phoebe. »Ich denke, du solltest Ruth besuchen.«
    Ich war bestürzt, denn ich hatte ein Heilmittel für ein gebrochenes Herz erwartet. Ich musste zu einem solchen Zeitpunkt nicht an meine armselige Mutter erinnert werden. Ich wollte nicht, dass Phoebe merkte, wie sehr wir uns voneinander entfernt hatten. Mit einem unangenehm schmerzhaften Gefühl der Schuld erkannte ich, dass ich Ruth seit fast drei Monaten nicht einmal mehr angerufen hatte. Und gesehen hatte ich sie tatsächlich seit letztem Weihnachten nicht mehr. Die Erinnerung an diesen deprimierenden Austausch von Toilettenartikeln drückte mich erneut nieder. Ruth war nach ihrem Krankenhausdienst in Rente gegangen und in ein kleines Haus am Meer gezogen, und ich erfand ständig Ausreden, sie dort nicht zu besuchen.
    Unsere Beziehung war zu entfremdeter, gegenseitiger Achtung erstarrt, die hauptsächlich auf Höflichkeitsritualen basierte. Wir mieden jegliche strittige Themen (zum Beispiel: mein Vater) und manchmal war es so, als versuchten wir über ein Ouijabrett miteinander zu kommunizieren. Ruths Arbeit war ihr Leben und ihr Leben stets ihre Arbeit gewesen. Sie konnte anscheinend nicht aufhören, Psychiaterin zu sein. Sie wollte im Ruhestand ihr Buch mit dem Titel »Das Landtagebuch eines Seelenarztes im Zeitalter König Eduards« schreiben (das war nur Spaß; in Wahrheit ging es um die Behandlung kriminell gewordener Geisteskranker).
    »Du warst noch nicht in dem neuen Haus«, mahnte Phoebe. »Ruth sagte mir, dass sie dich gerne sehen würde.«
    Das war typisch: Phoebe konnte besser den Kontakt mit meiner Mutter aufrechterhalten als ich. Sie bewahrte eine seltsame Zuneigung zu Ruth, obwohl ich das Gefühl hatte, dass ihre Freundschaft eher einseitig war.
    »Ruf sie jetzt an, Liebling. Sag ihr, dass du heute kommst.«
    Ich widersprach, dass ich nicht die Kraft dazu hätte. Phoebe wischte den Einwand beiseite. Sie war entschlossen. Ich sollte in meine Wohnung zurückgehen, mein Gesicht waschen, etwas warme Kleidung einpacken und noch heute Nachmittag zur Küste aufbrechen. Letztendlich war es leichter nachzugeben.
    »Ich wünschte, ich könnte mit dir fahren«, sagte sie. »Aber ich werde ihr zumindest ein Einzugsgeschenk schicken. Was meinst du, was ihr gefallen würde?«
    »Frag mich nicht«, erwiderte ich. »Was schenkt man einem Menschen, der guten Geschmack für ein Symptom von paranoider Schizophrenie hält?«
    »Arme Ruth, du gibst ihr nie eine Chance«, sagte Phoebe automatisch. Sie lächelte. »Natürlich. Ich weiß genau das Richtige. Könntest du ins Schlafzimmer hinaufgehen und den Glockenblumen-Quilt holen?«
    Ich war wiederum bestürzt. »Das kannst du nicht tun!«
    »Warum, um alles in der Welt, nicht?«
    »Deine Mutter hat ihn gemacht!« Ich konnte nicht verstehen, warum sie Ruth des

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