Es soll Liebe sein: Roman (German Edition)
mich Fritz die Treppe heraufgewuchtet hatte. Ich erinnerte mich, dass mir die reizende Annabel Kräutertee gekocht und den Reißverschluss meiner Jeans geöffnet hatte. Und wäre noch ein Tropfen Feuchtigkeit in meinem verwüsteten Körper übrig geblieben, hätte ich erneut geweint. Wie tief war ich gesunken. Meine beste Freundin war jetzt Teil eines Liebespaares (»Du gehst raus, Fritz – ich kümmere mich um sie«) und ich wurde in großem und nie dagewesenem Maß als Bettlerin um Würstchen bloßgestellt.
Ich beschloss, dass ich mich vielleicht besser fühlen würde, wenn ich mich aufsetzte. Das war ein Irrtum – aber sobald ich aufrecht saß, dachte ich, dass ich ebenso gut so bleiben konnte. Der Spiegel auf der Kommode zeigte mein ruiniertes Gesicht. Mehrere breite, schwarze Schlieren vom Maskara verbesserten die zerknitterte Aufgedunsenheit nicht.
Langsam (keiner meiner Sinne funktionierte richtig) registrierte ich den beruhigenden Duft nach Kaffee und Phoebe. Mit der vagen Vorstellung, mich in ihre Arme zu werfen, zog ich einen sandfarbenen Frotteebademantel über, der hinter der Tür hing, und stolperte die Treppe hinab.
Ich fand sie am Küchentisch sitzend vor. Eine Kanne frischer Kaffee wartete auf dem Tresen. Sie hatte sich nicht stark genug gefühlt, sie zum Tisch zu tragen. Aber dieses eine Mal schien ihre physische Anfälligkeit unwichtig. Phoebe war ruhig, verströmte Mitleid, war vollkommen da.
Sie lächelte, als das Wrack der HMS Cassie ins Zimmer schlingerte. »Hallo, Liebling. Ich hörte dich schon rumoren. Ich habe mir nicht zugetraut, die Treppe hinaufzugehen, aber ich wusste, dass du den Kaffee riechen würdest.« (Ja, ich war aufgewacht und hatte den sprichwörtlichen Kaffee schließlich gerochen.) »Nun, bevor du etwas sagst – Fritz hat bereits mit Betsy telefoniert.«
Ich keuchte. »O Gott, es ist Freitag! O Gott – wie spät ist es?«
»Ich hoffe, du bist nicht böse, aber er hat ihr erzählt, was passiert ist.«
Das Entsetzen darüber, dermaßen die Kontrolle verloren zu haben, erschütterte mich wie ein Tritt in den Magen. Lieber Gott im Himmel, ich hatte vergessen, zur Arbeit zu gehen. Ich war die Frau, die sich durch die Hölle und bei Hochwasser, mit Fieber und mit Krücken zur Arbeit geschleppt hatte. Und ich hatte es schlicht und einfach vergessen. Ich sank auf einen Stuhl.
»Ich muss hingehen«, stöhnte ich. »Ich kann Betsy nicht ganz allein lassen – du sagtest, Fritz hat es ihr erzählt?«
»Keine Einzelheiten«, versicherte Phoebe mir. »Nur dass du einen bösen Streit mit Matthew hattest. Er hat nichts davon erwähnt, dass du betrunken warst«, fügte sie hinzu, »aber ich fürchte, sie hat es sich gedacht. Sie sagt, alles sei in Ordnung. Sie sagt, der Mann von der Druckerei kommt erst Montagmorgen. Klingt das nicht nach guten Nachrichten? Also gieß dir einen Kaffee ein und beruhige dich. Sieh dir die schönen Freesien an, die Fritz für dich dagelassen hat.«
Mitten auf dem Tisch, schief in einem großen Glas lehnend, stand ein Strauß Freesien. Scharlachrote und purpurfarbene Glocken nickten auf dünnen Stielen und verströmten den Duft des Frühlings.
»Er hat sie in diesem Laden neben dem Bahnhof gekauft, als er losging, um Zeitungen zu holen.«
Ich durchsuchte im Geiste das rauchende Trümmerfeld meiner Erinnerung. »Gab es Kritiken? Wurde er erwähnt?«
»O ja.« Und das war ein weiterer Grund für Phoebes Kraft und Heiterkeit. Sie strahlte. »Im Guardian ist ein Bild von ihm. Michael Billington schreibt, er hätte ein erhebliches Talent fürs Lustspiel. Ist das nicht aufregend? Fritz musste los, um diese Agentin zu treffen, die ihn zum Essen ausführen will. Aber er hat die Blumen dagelassen, um dich aufzuheitern.«
Sie bevormundete mich nicht, aber sie nahm die Dinge in die Hand. Ich goss mir eine Tasse Kaffee ein und setzte mich ihr gegenüber.
Sie kicherte leise. »Arme Pandaaugen.«
Die getrockneten Kanäle meiner Pandaaugen brannten. Ich schluckte und entschuldigte mich für mein schreckliches Aussehen, dafür, dass ich Fritzens Premierenabend verdorben hatte und dass ich ekelhaft betrunken gewesen war. Phoebe, deren Gesicht vor Herzlichkeit mir gegenüber strahlte und fast jugendlich wirkte, tröstete mich wie ein Kind mit aufgeschlagenem Knie und schalt mich sanft für die Entschuldigungen.
»Du hast einen schlimmen Schock erlitten«, sagte sie. »Ich muss sagen, ich war überrascht, dass ein Mann wie Matthew so falsch sein kann. Aber
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