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Es soll Liebe sein: Roman (German Edition)

Es soll Liebe sein: Roman (German Edition)

Titel: Es soll Liebe sein: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Saunders
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jemand geschenkt hat.«
    »Sie sagte, du hättest die Geschichte geliebt.«
    »O ja. Phoebe weiß, dass sie in mir einen Nachhall erzeugt hat.«
    »Warum?«
    Nun wurde Ruth vorsichtig. »Das Bild der einsamen Mutter, die auf ihr ungeborenes Kind wartet. Die Einsamkeit der Schwangerschaft, und die große Hoffnung, die man hegt.«
    »Ist Schwangerschaft eine einsame Angelegenheit?«
    »Meine war es.«
    »Derek war wohl keine große Unterstützung«, bot ich an.
    Ruth sagte: »Nein. Das war er nicht. Ich habe Stunden um Stunden allein verbracht. Genau wie Phoebes Mutter, deren Ehemann auf See war, nur dass ich die Zeit nicht genutzt habe, um einen Quilt anzufertigen. Ich schrieb meine Disserta-tion.« Sie wirkte belustigt. »Du hast wie verrückt getreten.«
    »Tut mir Leid.«
    »Nein, es hat mir gefallen. Ich habe gern gespürt, dass es dich wirklich gab. Es war ein Zusammengehörigkeitsgefühl.«
    Ich wusste nicht, wie ich darauf reagieren sollte. Ich hatte mich nie mit meiner Mutter zusammengehörig gefühlt.
    Ruths Hände ruhten auf den gesteppten Falten des Quilts. »Derek wollte keine Kinder. Ich dachte auch nicht, dass ich welche haben wollte. Ich wurde versehentlich schwanger.«
    »Ich hatte schon vermutet, dass meine Geburt ein Irrtum war«, sagte ich.
    »Oh, du warst kein Irrtum.« Ruth trank einen Schluck von ihrem Wein. »Es war vereinbart, dass ich einen Abbruch machen lassen würde – es kam uns beiden nie in den Sinn, etwas anderes zu tun.«
    Ich war fasziniert. Über dieses Thema hatten wir noch nie gesprochen. »Warum hast du es dann nicht getan?«
    »Ich habe es getan«, sagte Ruth. »Ich habe eine Abtreibung machen lassen, und das hätte es sein sollen.« Sie sah mich an. »Aber ich hatte das Versprechen gegeben, bevor ich wusste, wie es wäre, schwanger zu sein. Ich erkannte nicht, wie unglücklich ich nach dem Abbruch wäre. Ich fühlte mich leer. Ich trauerte um mein Kind. Das einzige Heilmittel für den Kummer war, erneut schwanger zu werden.«
    »Wie, um alles in der Welt, hast du Derek überredet?«
    »Derek wusste es nicht«, sagte Ruth. »Es gibt dich, weil ich ihn hintergangen habe.« Sie lächelte erneut grimmig. »Meine einzige rebellische Handlung.«
    Das war seltsam. Ich saß sehr still, weil ich fürchtete, sie würde aufhören zu reden.
    »Es war ziemlich einfach«, sagte sie. »Ich wurde nach ungefähr zwei Monaten erneut schwanger. Aber dieses Mal verlief es anders. Ich sagte es ihm nicht.«
    »Hat er es denn nicht gemerkt?«
    »Er ist kein sehr aufmerksamer Mann. Er kritisierte mich nur gelegentlich dafür, dass ich dick würde. Ich schaffte es, dich zu behalten, bis es zu spät wurde, dich loszuwerden.«
    Allmählich erkannte ich, wie tapfer und einsam Ruth mit diesem Betrug gewesen war. Sie hatte auf ihre Art darum gekämpft, mich auf die Welt zu bringen. Ich schuldete meine Existenz ihrem eigensinnigen, ursprünglichen Mut.
    »War er böse?«
    »Du kennst ihn, Cassie. Er hat seinen Zorn nicht zum Ausdruck gebracht, aber es hat die Ehe dennoch zerrüttet.«
    »Ich hatte schon immer die Vermutung, dass die Scheidung irgendwie meine Schuld war«, sagte ich.
    »O nein«, erwiderte Ruth bestimmt. »Das ist vollkommen falsch. Es war eindeutig meine Schuld. Ich bekam mein Baby in äußerster Einsamkeit, gegen seinen Wunsch –, aber ich habe es getan. Es war meine Entscheidung.«
    Ich empfand neuerlichen Respekt vor ihr, und ein gewissermaßen weicheres Gefühl – nicht wirklich Liebe, aber Mitleid für das, was sie durchgemacht haben musste. »Ich wette, er hat dich dafür leiden lassen.«
    »Ja. Er war mindestens zehn Jahre lang böse, so zornig, dass er bei uns bleiben musste, um mich zu bestrafen. Ich bin mit dieser ganzen Sache bei Phoebe herausgeplatzt – nach diesem Durcheinander, als wir dich allein gelassen hatten. Ich werde nie vergessen, wie nett sie war.«
    »Darum hat sie dir den Quilt geschenkt.«
    »Natürlich. Sie hat vollkommen verstanden.«
    Jetzt begriff ich alles – warum Phoebe darauf beharrt hatte, dass meine Mutter es, entgegen allem Anschein, verdiente, geliebt zu werden. Ich wollte ihr zumindest sagen, dass es mir Leid tat, dass ich ihr nicht mehr Trost gegeben hatte.
    Sie ging zu ihrer kleinen, rückwärtigen Küche, um nach dem Abendessen zu sehen und mir Zeit zu verschaffen, über das gerade Gehörte nachzudenken. Ich glaubte zu wissen, warum sie es mir nicht schon früher erzählt hatte. Erst im Alter von einunddreißig Jahren, meine eigene, unter einem

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