Es soll Liebe sein: Roman (German Edition)
selbstgefällig«, erwiderte Ben.
»Keine Sorge«, sagte Annabel. »Wir werden schon jemanden für dich finden. Eine sehr musikalische und sensible Frau. Oder, Cassie?«
Ich hatte keine Ahnung, was ich dazu sagen sollte – war das nicht mein Job? Annabel hatte Fritz vielleicht eingefangen, aber ich wollte verdammt sein, wenn ich zuließ, dass sie sich in meine Kuppeleien einmischte. Ich hatte Phoebe ein Versprechen gegeben. Jegliche Erfolge würden mir und mir allein gebühren.
»Zwei Cappuccino und zwei Café Latte«, sagte ich. »Und zwei einfache und zwei Mandelcroissants. Ihr Jungs dürft wählen, weil ihr arbeitet.«
»Ein Mandelcroissant, bitte«, sagte Neil prompt. »Ist halt so – auf leeren Magen treffe ich diese Moll-Tonart nicht.«
Wir vier tranken Kaffee und aßen Croissants. Es rührte mich zu sehen, dass Ben und Annabel ihre alte Freundschaft wieder entdeckt hatten, als wären sie gerade erst dem Sandkasten entstiegen. Sie plauderten und lachten und nahmen ein Gespräch auf, das sie offensichtlich schon seit Ewigkeiten führten. Sie hatten einander viel zu sagen. Während ich mit Neil über die Lieder sprach, zogen sich Ben und Annabel ans Fenster zurück, um über irgendeine den Haushalt betreffende Abmachung zu sprechen. Ich konnte sie nicht hören, aber sie brachen häufig in Lachen aus. Es kam mir in den Sinn, dass ich keinen von beiden mit einem Angehörigen des anderen Geschlechts jemals so entspannt gesehen hatte. Ich schwor mir, nicht mehr wegen Annabel und Fritz eifersüchtig und neidisch zu sein, da ihre Romanze offensichtlich der ganzen Familie gut tat.
Ben wollte wissen, was wir gekauft hatten. Wir beschrieben unsere Babygeschenke, und Annabel protzte mit ihrer Unterwäsche.
»Jetzt seid ehrlich«, sagte sie, während sie sich einen durchscheinenden BH mit Stickerei über die Brüste hielt. »Wird Fritz mich hierin mögen?«
»Verdammte Hölle«, sagte Neil errötend und lachte. »Wenn nicht, dann stimmt mit ihm entschieden etwas nicht.«
»Du siehst immer wunderbar aus«, sagte Ben mit einer gewissen Schärfe. »Du brauchst dich nicht in solches Zeug einzuschnüren. Oder, Cass? Ich mag dieses hemdenähnliche Teil, das du manchmal morgens trägst.«
»O Ben, sei nicht albern. Das ziehe ich nur an, damit ich Tee machen kann, ohne dass du meinen Hintern siehst.«
»Es sieht großartig aus.«
»Ja, aber es wird Fritz nicht erregen.«
»Der BH ist zu drastisch.«
Ich hatte diesem Wortwechsel einigermaßen erstaunt zugehört. Hatte Annabel wirklich die Angewohnheit, halb nackt in der Wohnung der Darlings herumzustolzieren? Und seit wann war sie Bens engste Freundin? Eine Atmosphäre der Vertrautheit umgab die beiden, die noch von etwas anderem durchsetzt war, was ich nicht recht benennen konnte.
»Ich will so drastisch wie möglich sein«, erklärte Annabel ernsthaft. »Drastisch genug, damit Fritz direkt nach dem Theater nach Hause kommt, anstatt noch mit dem restlichen Ensemble zu zechen.«
»Du solltest dich an der Zecherei beteiligen«, schlug ich vor.
Annabel seufzte. »Um die Wahrheit zu sagen, bin ich nicht so gerne mit den anderen Schauspielern zusammen. Und Fritz sagt, dass er Geschäft und Vergnügen nicht vermischen möchte. Er fragt mich auch nicht mehr.«
Ich hätte das unbeachtet lassen können, wenn ich nicht den Ausdruck auf Bens Gesicht bemerkt hätte. Er wirkte ärgerlich – wenn auch nicht auf Annabel – und recht argwöhnisch. Er kannte seinen Bruder besser als sonst jemand, und wenn er misstrauisch war, dann musste etwas faul sein.
Aber andererseits verhielt er sich in Bezug auf Annabel etwas merkwürdig. Und sie tat sein Misstrauen so zuversichtlich lachend ab, dass niemand an ihrem Glück zweifeln konnte. Vielleicht war Ben, genau wie ich, nur eifersüchtig auf die beiden. Es musste schwierig sein, dachte ich, eine kleine Kellerwohnung mit dem Jungen Traum der Liebe zu teilen.
Bevor wir sie wieder ihrer Arbeit überließen, erwähnte Neil, dass er und Elspeth eine Karte für die Proms in der Albert Hall an diesem Abend übrig hatten. Die Proms liefen nur noch eine Woche, und dies war ein sehr gutes Konzert – mit den Berliner Philharmonikern und Beethovens Neunter. Elspeth hatte wahrscheinlich ihren Körper verkauft und mehrere Leute umgebracht, um diese vier unbezahlbaren Plätze zu bekommen.
Ich erklärte, dass ich schwer damit zu tun hätte, meine zerstörte Romanze zu begraben.
»Annabel, warum kommst du nicht mit?«, fragte Ben eifrig. »Du
Weitere Kostenlose Bücher