Es soll Liebe sein: Roman (German Edition)
Annabel zu sehen, bevor sie morgens zur Arbeit ging. Und Annabel war freudig lange aufgeblieben, um wiederum Fritz zu sehen, wenn er von der Bühne kam. Ich fragte mich, was los war, aber ich hatte nicht den Mut nachzuhaken, weil Annabel so strahlte. Ich sagte mir, dass ich wahrscheinlich Gespenster sah, weil ich eifersüchtig war. Annabel strahlte Glück aus. Sie war das Bild einer verliebten Frau. Mein Liebesleben bot in krassem Gegensatz dazu verbrannte Erde. Ich war einfach nicht zu einem vernünftigen Urteil imstande.
»Wohin jetzt?«, fragte ich, als wir mit unseren teuren Päckchen wieder auf der Regent Street standen. »Haben wir uns schon eine Tasse Kaffee verdient? Oder brauchst du noch mehr kesse Unterwäsche?«
Annabel hatte in der Wäscheabteilung von Dickins and Jones bereits ein kleines Vermögen für eine Auswahl trägerloser BHs und zarter Seidenschlüpfer ausgegeben.
Sie überlegte. »Nun, wir können uns wohl einen Kaffee leisten –, aber hast du was dagegen, wenn wir in Richtung Wigmore Street gehen? Ich würde gerne bei Ben und Neil vorbeischauen. Der arme Ben musste heute Morgen ohne Frühstück aufbrechen.«
Mich rührte, wie aufmerksam Annabel zum Bruder ihres Geliebten war. Ben und Neil probten in der Wigmore Hall für einen Abend mit Liedern von Hugo Wolf. Es erstaunte mich immer wieder, wenn ich daran dachte, dass Ben derzeit Geld verdiente und dass Fritz kurz davor stand, es zu tun (die West-End-Premiere von Rookery Nook sollte in der folgenden Woche stattfinden). Die Darlings hatten eindeutig ein Talent dafür, auf die Füße zu fallen und schienen nun überaus heiratsfähig. Ich verspürte ein vertrautes Schuldgefühl, weil ich nicht mehr getan hatte, um eine passende Partie für Ben zu finden. Ich war mir immer noch sicher, dass Hazel Flynn ideal für ihn wäre, aber es stand noch außer Frage, ein Treffen zu arrangieren. Der Vater der armen Hazel war sehr plötzlich und unerwartet gestorben, und sie war, dem Zusammenbruch nahe, nach Hause zurückgefahren. Nur der Himmel wusste, wann sie wieder zu einer Romanze bereit wäre. Die eilige Nachricht, die sie für mich hinterlassen hatte, klang wirklich traurig. Annabel und ich hatten uns einen Teil des vorangegangenen Abends und die erste Hälfte dieses Vormittags gefragt, wie wir sie unterstützen könnten. Wir wussten, dass diese Wunde für den üblichen Breiumschlag in Form eines verfügbaren Mannes zu tief ging.
Annabel und ich packten Kaffee und Bens Lieblings-Mandelcroissants in zwei Papiertüten und bahnten uns unseren Weg durch die Menschenmengen zur Wigmore Street. Ich kannte die Wigmore Hall (die mich immer an ein gekacheltes Schwimmbad aus der Zeit König Edwards erinnerte) nur als Zuschauerin. Es gab dort auch eine Reihe Proberäume. Ich stieg die dunkle Treppe mit dem Gefühl hinauf, mich in einem alten Film zu befinden – überall umwallte uns künstlerisches Streben. Hinter jeder Tür hörte man schmetternde Stimmen, Streichinstrumente und hämmernde Pianos.
Annabel und ich kannten den Weg. Sie folgte dem Klang von Neils wunderbarem Tenor (der ständig eine Zeile wiederholte, wie eine defekte CD), klopfte beherzt und führte mich in den staubigen Raum. Darin befanden sich ein abgenutzter Konzertflügel, gestapelte Stühle und eine Ansammlung dünner, metallener Notenständer.
Ben saß am Flügel, unrasiert und ein wenig mürrisch. Sein Gesicht verzog sich jedoch zu einem breiten Grinsen, als er uns sah. »Ihr Engel – ihr habt was zu essen mitgebracht!«
»Ihr werdet mein Ruin sein«, sagte Neil freudig und griff in die Tüte mit den Croissants. »Elspeth hat versucht, mich auf Diät zu setzen.« (O ja, er und die Böse Königin waren noch immer ein Paar – ich konnte anscheinend wunderbar verkuppeln, wenn ich mich nicht bemühte.)
»Sie hat Recht, mein Bester«, sagte Ben freundlich. »Fette Opernstars sind aus der Mode. Ich sah Pavarotti in der Scala und konnte nur daran denken, wie viel Leder nötig war, um seine Tunika zu nähen. Man hätte darin eine Versammlung abhalten können.«
Annabel kicherte. »Die Scala! Welches arme liebe Wesen hat das bezahlt?«
Ben wirkte ein wenig armsünderlich, aber er lachte ebenfalls. Wie interessant, dachte ich, dass Annabel ihn wegen der Törichten Jungfrauen necken durfte. Wenn Fritz oder ich das taten, schmollte er endlos.
Neil sagte: »Ich hoffe, du warst so anständig, hinterher mit ihr zu schlafen.«
»Seit du eine Freundin hast, bist du furchtbar
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