Es soll Liebe sein: Roman (German Edition)
hast immerhin nichts anderes vor, und Fritz arbeitet.« Er ging natürlich hin. Geld zu verdienen hatte Bens Leidenschaft für Freikarten für Konzerte nicht gemildert.
»Gerne«, sagte Annabel. »Eine Theaterwitwe zu sein ist fast so schlimm wie das Single-Dasein.«
»Quatsch«, wandte ich düster ein. »Nichts ist so schlimm, wie Single zu sein.«
Den Rest des Tages widmete ich der Trennung von Matthew. Ich hatte beschlossen, Gulasch zu kochen, mit Unmengen Paprika. Matthew hatte sich einmal darüber beschwert, dass er davon »Magenverstimmungen« bekäme – womit er Blähungen meinte. Ha! Honor sollte ruhig die anschließende Posaunenmusik unter seiner Decke genießen. Ich musste mir über solche Dinge keine Gedanken mehr machen. Ich musste nicht staubsaugen, das Bad putzen oder etwas Weibliches tragen. Ich musste positiv denken. Ich würde ihn in uralten, bequemen Jeans empfangen und ihm blähendes Essen kochen, damit er erkennen würde, dass ich frei war.
Matthew kam um Punkt acht Uhr. Er brachte eine Flasche Wein mit und wirkte so zahm, dass es mir schwer fiel, meinen Unwillen aufrechtzuerhalten. Ich goss uns Wein ein, und wir setzten uns auf gegenüberliegende Seiten des Wohnzimmers. Dies war das erste Mal, dass ich ihn sah, seitdem ich ihn erwischt hatte. Ich schluckte den verrückten Drang zu kichern hinunter.
»Cassie«, sagte er. Er hob den herabhängenden Kopf und sah mich mit seinem trauervollen Blick an. »Cassie, Liebling.«
»Du hast mir gesagt, du magst keinen Oralsex«, sagte ich.
Ich gebe zu, das war ein grausamer Schlag. Mir wurde die zweifelhafte Befriedigung zuteil zu sehen, wie Matthews Gesicht eine dunkelrote Schattierung annahm. Er errötete so stark, dass ihm die Augen tränten. Wie ich vermutet hatte, war der Verlust der Würde eine Qual für ihn. Er war es nicht gewohnt, Unrecht zu haben. Wenn ein Mensch hohe moralische Grundsätze pflegt, kann er in einer Atmosphäre der Unrechtmäßigkeit kaum atmen.
»Cassie, bevor wir weiterreden – es tut mir unendlich Leid. Ich habe mich wie ein Idiot benommen. Ich verachte mich selbst. Ich … ich weiß nicht, was in mich gefahren war. Ich habe dich schrecklich behandelt, und du bist der letzte Mensch auf der Welt – ich meine, ich mag dich so – wir haben einander so viel bedeutet.«
Ich konnte nicht zulassen, dass er weitersprach. Zum einen konnte ich die Klischees nicht ertragen. Zum anderen wirkte er so ehrlich elend, dass ich weich wurde. Plötzlich war eine Szene das Letzte, was ich wollte. Was hätte das für einen Sinn? Der Graben zwischen uns hatte sich zu einem Abgrund erweitert. Matthew und ich waren bereits Geschichte.
»Ich muss mich bei dir entschuldigen«, sagte ich. »Ich hätte nicht so einfach bei dir reinplatzen sollen. Ich würde dir -deine Schlüssel gerne zurückgeben, aber ich fürchte, ich habe sie aus dem Taxifenster geworfen.«
Er lachte freudlos auf. »Ist schon okay. Ich werfe dir nicht vor, dass du wütend bist. Gott, mir war noch nie in meinem Leben etwas so peinlich. Vermutlich – eh, du hast vermutlich allen davon erzählt?«
»Sei nicht albern, Matthew. Natürlich habe ich das.«
»Nun, natürlich.« Er schwieg einen Moment. »Ich wollte es dir sagen. Ich wollte bestimmt nicht, dass du es so herausfindest. Ich hasse mich dafür.«
»Hör auf, dich zu hassen«, sagte ich, »und lass uns essen. Ich habe Gulasch gemacht.«
»Oh. Köstlich.«
Wir setzten uns zu Tisch. Ich servierte mein Gulasch, das vor scharlachroter Soße triefte, auf Tellern, die nicht zusammenpassten. Ich goss mehr Wein in die Gläser, die nicht mit einem trockenen Tuch poliert worden waren.
»Ich bin … ich war … ich meine, ich liebe dich«, sagte Matthew. »Ich dachte, ich würde mir mit dir ein Leben aufbauen. Ich denke, ich habe dich geliebt, weil du anscheinend die Richtige für mich warst. Aber es war alles zu – ergibt das irgendeinen Sinn? Ich habe den Kopf verloren.«
»Mit Honor Chappell«, sagte ich. »Und ich habe dich mit ihr bekannt gemacht.«
Der Klang ihres Namens ließ mich zusammenzucken. »Ja. Es fing an jenem Abend an, als wir mit Phoebe ausgingen. Ein Teil von mir fand sie schrecklich. Und ein Teil von mir wollte … wollte …«
»Sie bespringen«, sagte ich sofort hilfreich.
Er setzte seine angewiderte Miene auf. »Es war merkwürdig. Du hattest über sie gesprochen, als wäre sie eine alte Jungfer – und ich sah diese unglaubliche Schönheit. Ich konnte nicht aufhören, sie anzusehen. Ich war
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