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Es soll Liebe sein: Roman (German Edition)

Es soll Liebe sein: Roman (German Edition)

Titel: Es soll Liebe sein: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Saunders
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mir sicher, dass du es bemerkt hättest.«
    »Wie seid ihr zusammengekommen?« (Ich dachte, ich könnte meine Neugier ebenso gut stillen.) »Habt ihr sofort Telefonnummern ausgetauscht?«
    Matthew war schockiert. »Nein! Hör mal, denkst du, ich wollte mich in diese prekäre Lage bringen?«
    »Also ist es zufällig passiert?«
    »Nun, nein. Eigentlich nicht. Ich versuchte, sie zu vergessen, aber es hatte keinen Zweck. Ich musste immerzu an sie denken. Sie verfolgte mich. Ich musste sie wiedersehen – sie nur sehen. Sie hatte erwähnt, dass sie in der British Library arbeitete. Also ging ich dorthin.«
    »Was – du hast den ganzen Weg nach King’s Cross zurückgelegt und dir eine Lesekarte besorgt?«
    »Nein. Ich wartete in der Cafeteria. Im Büro erklärte ich, ich besuchte einen Klienten.«
    Allmählich bereute ich es, nach Einzelheiten gefragt zu haben. Jetzt musste ich es mir genau anhören – wie sich Matthew und Honor hilflos im Griff eines mächtigen Triebes befanden; wie sie dagegen ankämpften, sich für ihre Illoyalität mir gegenüber hassten; und wie sie es zwischen Zeiten der Reue wie die Wiesel trieben. Das Traurige an der Sache war, dass Matthew die Leidenschaft entdeckt hatte – aber nicht mit mir.
    Ich hatte kürzlich irgendwo gelesen, dass bewiesen wurde, dass seelische Wunden physischen Schmerz verursachen kön-nen. Der Schmerz einer Ablehnung war anscheinend mit einem gebrochenen Bein vergleichbar. Vielleicht taten mir deshalb alle Glieder so weh, als wäre ich mit einem Holzhammer bearbeitet worden. Ich war krank. Ich brauchte Ruhe. Ich wollte mir bestimmt nicht anhören, wie Honor und Matthew bei einem Konzert in der Queen Elizabeth Hall durchgehend geweint hatten, weil ihre Liebe niemals sein durfte. Ob man emotional beteiligt ist oder nicht, haben die großen Leidenschaften anderer etwas grundsätzlich Lästiges.
    Ich war nicht ärgerlich oder rachedurstig. Dazu kümmerte es mich nicht genug. Aber eine große Traurigkeit spülte über mein Leben hin. Ich hatte inzwischen herausgefunden, dass ich Matthew nicht vermissen würde. Honor konnte ihn haben. Ich glaubte nicht einmal, dass sie besonders gut miteinander zurechtkämen.
    »Du verhältst dich in dieser Sache großartig«, sagte Mat-thew.
    »Tatsächlich? Nun, danke.«
    »Ich weiß, jeder sagt das – aber können wir Freunde bleiben?«
    »Oh, natürlich.« Was auch immer.
    »Honor mag dich unheimlich gerne. Sie fühlt sich schrecklich, weil du jetzt unglücklich bist.«
    »Sag ihr, sie soll sich nicht schrecklich fühlen, ja?«
    »Cassie, du bist …«
    »Wundervoll«, beendete ich den Satz für ihn.
    Wir trennten uns höflich. Ich wurde allein gelassen, sodass ich über meine Einsamkeit nachsinnen und mir eingestehen konnte, dass ich Matthew nur als Schutz vor Veränderung und Verfall haben wollte. Die traurige Wahrheit war, dass auch ein Heer von Matthews beides nicht in Schach halten konnte.

    »Es ist, als hätte ich eine Hautschicht verloren«, sagte Hazel. »Ich fühle mich so klein und elend. Ich kann die Einsamkeit nicht ertragen.« Sie stand am Zebrastreifen. »Ich bin nicht einmal mehr dem Verkehr gewachsen.«
    Sie war wieder in London, litt noch unter der Beerdigung ihres Vaters und war außerstande, wieder ihre Arbeit aufzunehmen. Ich hatte sie in ihrer kleinen Gartenwohnung hockend vorgefunden, in einer Straße nahe der Parliament Hill Fields. Wenn seelische Verletzungen physischen wirklich gleichzusetzen waren, dann erholte sich Hazel gerade von der Entsprechung einer Schussverletzung. Mein seelisches gebrochenes Bein war im Vergleich hierzu nichts. Ihr Gesicht war von der Erschütterung durch die Trauer bleich. Sie trug eine zerschlissene Trainingshose und eine ausgebeulte, wenig schmeichelhafte Strickjacke. Ich nahm sie am Arm, als wir die Straße überquerten.
    Ich hatte mir den Nachmittag freigenommen, um sie zu besuchen, und beschlossen, dass sie an die frische Luft musste. Vor uns lag der sanfte, grüne Hügel des Parliament Hill, mit den üblichen zwei Drachen, die auf seinem Gipfel flatterten. Ich glaubte nicht, dass Hazel stark genug war, ihn zu erklimmen. Ich führte sie ruhig den Weg an den Seen entlang. Wir gingen sehr langsam. Jogger liefen an uns vorbei. Mütter fütterten mit ihren Vorschulkindern am schlammigen Ufer unter den Trauerweiden die Enten. Ich war mit den Jungen und Phoebe oft hierher gekommen. Es hatte sich nichts verändert. Die arglosen Mütter am Ufer waren sich der Tatsache nicht bewusst,

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