Es soll Liebe sein: Roman (German Edition)
wünschte, Sie würden es mir vortragen. Sie können das so gut.«
»Oh, ich kann vieles davon auswendig«, sagte Jonah. »Nun, Sie haben Ihren Tee ausgetrunken. Wenn Sie etwas Alkoholisches möchten, gibt es gegenüber der Kreuzung ein wirklich nettes Pub – und ich habe gerade Feierabend.«
Ich hatte es wieder getan. Ich hatte sie unabsichtlich verkuppelt. Auf ihren beiden Gesichtern war dieser Ausdruck erstarrter Verwunderung erkennbar, wie bei Kaninchen im Scheinwerferlicht. Hazels Hand streifte Jonahs, und ihre grauen Lippen bekamen wieder ein wenig Farbe. Ich ließ die beiden im Pub zurück, wo sie sich den Gedichtband abwechselnd zuschoben und einander Tennyson vortrugen. Obwohl sie mich beide baten zu bleiben, sagten mir alle meine Instinkte, dass drei nun einer zu viel waren. Ich war wieder allein, wunderte mich über meine unbewussten Kräfte und fragte mich, ob ich jemals auch jemanden für mich selbst finden würde.
Kapitel Dreizehn
Nun kommen wir zum tragischen Teil, wie es in den Liedern heißt. Ich war gerade im vorderen Büro und debattierte mit Shay über irgendetwas, als Betsy den Kopf um die Tür streckte.
»Phoebe ist am Telefon. Sie sagt, es sei dringend.«
Ich hätte es wissen müssen, denn Phoebe betrachtete alle möglichen nicht dringenden Dinge (Danksagungskarten, frischer Muskat) als dringend, und ich beeilte mich nicht, den Anruf entgegenzunehmen.
»Hi, Phoebe.«
»Cassie, es ist etwas Schreckliches geschehen.« Ihre Stimme war ein Schatten ihrer selbst und voller Elend. »Fritz und Annabel haben sich getrennt.«
»O Scheiße.« Ich setzte mich schwerfällig hin. »Wann ? -Warum?«
»Um die Wahrheit zu sagen, hat Fritz sie betrogen. Er hat etwas mit dieser Frau angefangen, die du umbringen wolltest, als ihr noch zur Schule gingt. Er war wirklich sehr ungezogen, und ich bin furchtbar böse auf ihn. Du musst herkommen.«
»Ich? Was kann ich tun?«
»Ich sehne mich danach, mit jemandem zu reden, der nicht einer meiner Söhne ist, und Sue kommt heute nicht vorbei.« (Sue war ihre Pflegerin; Phoebe brauchte in letzter Zeit mehr Betreuung.) »Ich dachte, alles liefe so gut – und jetzt sind unsere Pläne gescheitert.«
»Vor heute Abend um acht komme ich hier nicht weg«, sagte ich. »Aber ich komme, sobald ich fertig bin. Ich nehme ein Taxi.«
Natürlich rief ich sofort Annabel an (während Betsy, Shay und Puffin mich umstanden und aufmerksam zuhörten). Sie war nicht zur Arbeit erschienen – ich hatte einen merkwürdigen, ungehobelten Kerl am Apparat, der es mir sagte. Ich versuchte es bei ihr zu Hause und erwischte nur ihren Anrufbeantworter.
Das war besorgniserregend. Wenn eine Trennung auch schlimm war, so konnte Annabel doch nicht tagelang mit niemandem reden. Ich würde warten müssen, bis sie mich unter einem Strom von Tränen anrief. Armes Ding – sie hatte gerade für all diese um Würstchen bettelnde Unterwäsche geblecht.
Ich kann ehrlich sagen, mit der Hand auf dem Herzen, dass sie mir zutiefst und ernsthaft Leid tat. Vergessen Sie einen Moment meine brennende Eifersucht. Meine vorrangige Empfindung war jetzt Empörung. Phoebe liebte Annabel und hatte sie sich so gerne als Schwiegertochter vorgestellt. Wie konnte Fritz das den beiden antun? Garstiger, selbstsüchtiger, abgebrühter Fritz. Er hatte die Herzen der beiden Frauen gebrochen, die ich am meisten auf der Welt liebte. Ich stellte ihn mir mit Peason im Bett vor und wünschte mir heftig, dass ihm der Penis abfallen möge.
Ich kam erst nach neun zu Phoebe. Ben öffnete mir die Tür. Er war bedrückt und klammerte sich an mich, als ich ihn auf die Wange küsste.
»Danke, dass du gekommen bist, aber Mum schläft. Sie wurde so müde, dass ich dachte, ich sollte sie besser zu Bett bringen.«
»Sie ist doch okay, oder?«
»Mehr oder weniger. Hast du schon gegessen?«
»Nein. Ich sterbe vor Hunger.«
»Gut, weil ich nämlich heute Nachmittag meinen ersten überbackenen Blumenkohl gemacht habe.« Ben eilte auf die Tür zum Kellergeschoss zu. »Ich brauche jemanden, der ihn zu würdigen weiß, und meinem betrügerischen Don--Quichote-Bruder werde ich keinen gönnen.«
»Du meinst wohl Don Juan«, berichtigte ich ihn.
»Was auch immer.« Ben wollte sich nichts vergeben. »Er hat schon früher Mist gebaut – aber dies stinkt wirklich. Ich kann nicht glauben, dass er einem Mädchen wie Annabel das antun konnte.«
Die Kellerwohnung sah noch immer ziemlich ordentlich aus, schien aber allmählich wieder in den
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