Es soll Liebe sein: Roman (German Edition)
wird.«
»Da hast du nur allzu Recht«, erwiderte Ben. »Sie ist eine Kuh.«
Fritzens Grinsen wurde wölfisch. »Davon weiß ich nichts.«
»Du Scheißkerl«, platzte ich heraus. »Wie konntest du Annabel das antun?«
Für den Bruchteil einer Sekunde wirkte er unbehaglich. »Es gibt keine nette Art, mit jemandem Schluss zu machen. Ich habe versucht, es schnell und sauber zu beenden.«
Ben erhob sich. »Sie war völlig fertig.«
»Sie wird über mich hinwegkommen.«
»Mum ebenfalls.«
»Tut mir Leid«, sagte Fritz. »Ich kann mein Liebesleben nicht so regeln, dass es meiner Mutter gefällt. Du wirst das verstehen, wenn du die Pubertät durchmachst.«
Ben atmete rau. »Du konntest ihn nicht einen Moment in der Hose lassen, oder?«
Fritz sah ihn von oben bis unten an und lächelte spöttisch. Bens Stirnrunzeln vertiefte sich. Er ballte die Hände zu Fäusten.
»Nun, du hast es erfasst«, sagte Fritz. »Leider kann sich die noch immer leise Stimme meines Gewissens nicht über das ohrenbetäubende Brüllen meines Penisses hinweg bemerkbar machen.«
»Das ist nicht lustig«, sagte Ben. »Annabels Gefühle sind kein Spaß. Sie liebt dich, du Arsch.«
»Ich sagte es dir bereits – sie wird über mich hinwegkommen«, wiederholte Fritz. »Das tun sie immer.«
»Ja, aber sie ist keine deiner üblichen Nutten – sie ist ungefähr eine Million Mal besser.«
»Nun, dann geh du mit ihr aus«, sagte Fritz. »Du brennst ja offensichtlich darauf.«
Ben stieß einen erstickten Schrei aus, stürzte sich auf Fritz und wollte ihm einen Schlag ans Kinn versetzen.
Es war kein guter Schlag – Fritz bewegte den Kopf, und der Versuch misslang. Aber es erstaunte uns alle. Ben war noch nie so weit gegangen, seinen Bruder zu schlagen. Er betrachtete ehrfürchtig und ungläubig zuerst Fritz und dann seine geröteten Knöchel.
Fritz sagte: »Tu das nie wieder.«
Ich hatte einen Moment Angst. Sie standen sich mit gebleckten Zähnen gegenüber. Der ganze Raum vibrierte vor Feindseligkeit.
Ben murmelte etwas und lief davon. Ich hörte die Eingangstür zuschlagen, gefolgt vom Aufheulen des Automotors.
»O Scheiße«, sagte Fritz. Er wirkte plötzlich sehr müde. »Er hat den Wagen genommen. Ich muss mir ein Taxi rufen.«
Er war erschöpft und elend und schien plötzlich älter auszusehen – mit ein paar grauen Haaren an den Schläfen und Falten um die Augen. Und doch ertappte ich mich bei dem Gedanken, wie jung er noch war, und empfand fast wider Willen Zärtlichkeit für ihn. »Fritz, was um alles in der Welt ist los? Du schienst so – alles lief so phantastisch!«
Er legte die Kleider auf einem Stuhl ab. Die Aggressivität war schlagartig gewichen. Er war resigniert und erschöpft. »Grimble, tu mir einen großen Gefallen. Hör nur eine Minute auf, mich wie einen Feind zu behandeln. Ich weiß, dass ich ein Scheißkerl bin, okay? Nehmen wir das als gegeben hin und trinken eine Tasse Tee.«
Er schaltete den Wasserkessel an und machte uns Tee. Ich setzte mich zu ihm. Ich merkte, wie ich es auch bei Matthew gemerkt hatte, dass ich meine Entrüstung nicht aufrechterhalten konnte. Fritz benahm sich nicht wie ein herzloser Casanova. Er brüstete sich nicht. Er hatte Falten und graue Haare und flößte mir zum ersten Mal in unserem Leben Scheu ein.
Ich fragte: »Lässt du Peason warten?«
»Sie wird es überleben«, antwortete er kurz angebunden. »Hast du mit Annabel gesprochen?«
»Nein. Ich kann sie nicht erreichen.«
Er stieß einen langen Seufzer aus, der überhaupt nicht nach triumphierendem Liebhaber klang. »Hör mal, ich wollte sie nicht verletzen. Sie ist ein Schatz.«
»Ich dachte, ihr wärt glücklich. Ihr beide.«
»Wir haben ein perfektes Bild abgegeben«, sagte Fritz. »Das wusste ich. Es war einfach – zu leicht.«
»Es sah nach einem Happy End aus«, erwiderte ich.
»Ich weiß. Das war das Problem. Ich dachte die ganze Zeit, wie sehr sich Mum freuen würde. Du hattest ihr dieses blöde Versprechen gegeben, hübsche, liebe Ehefrauen für uns zu finden, und ich erkannte unwillkürlich, dass Annabel für diese Rolle perfekt wäre. Aber ich habe es nicht hinbekommen. Es tut mir wirklich Leid, Cass – aber sie ist einfach nicht die Richtige. Ich konnte es nicht tun. Ich stand mir selbst im Weg.«
»Ist Peason die Richtige?«
Ich sah kurz Belustigung in seinen Augen aufflackern. »Wahrscheinlich nicht.«
»Du weißt, dass sie die Verkörperung des Bösen ist, oder?«
»Ich weiß, dass sie keine nette Frau
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