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Es sterben immer drei

Es sterben immer drei

Titel: Es sterben immer drei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rosemarie Bus
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Kalorien, als der Körper an einem Tag am Steuer eines schnellen Autos verbrauchte. Sie gönnte sich trotzdem eines. Wenn schon Ritual, dann richtig. Irma wollte keines. »Das kann ich mir gleich auf die Hüften schmieren«, wehrte sie ab. Schade, dass Stella nur die Liebe für Süßes, aber nicht die Disziplin ihrer Mutter geerbt hatte. Hätte Irma studiert, da war sich Stella sicher, würde sie heute als knallharte Karrieristin Männern vormachen, wo es langgeht. Stattdessenhatte Irma geheiratet und ihre Führungsqualitäten mit der Organisation eines Haushalts in ruhigeren Gefilden ausgetobt. Die Ambitionen einer Alt-68erin, die mit Familie an der Hacke der Feministin in sich nachweint, übertrug sie auf ihre Tochter. Stella hatte den spät erwachten Ehrgeiz ihrer Mutter ausbaden und zur Uni gehen müssen. Mit dem Ergebnis, dass sie den ganzen Unfug von Emanzipation und Selbstverwirklichung stellvertretend für ihre Mutter lebte, statt zu heiraten. Und was hatte sie davon? Weder Mann noch Job noch Geld. Ganz schön blöd. Sie biss in das Hörnchen. Prompt quoll rechts und links die Vanillecreme heraus und bekleckerte ihren einzigen verbliebenen Kaschmirpullover ohne Mottenlöcher. Irma schob ihr wortlos eine Papierserviette hin, aber damit verrieb sie die Creme erst recht in der feinen Wolle. Sie hätte es wie Valerie machen und sich auch einen reichen Mann angeln sollen.
    Andererseits, was hatte Valerie davon, nun, da sie in die Schusslinie geraten war?
    »Lass uns fahren«, sagte Stella und ließ den Rest des Hörnchens liegen.

3
    Es war schon dunkel, als sie an Ottos Haus ankamen. Ohne Navigationsgerät hätte Stella es nie gefunden, so versteckt lag es zwischen den Hügeln. Sie war von der Autobahn abgebogen, auf Landstraßen und immer kleinere Straßen, die sich durch hügelige Bergwälder schlängelten, und hatte dann doch, weil irgendwann auch das Navi nicht mehr weiterwusste, die Einfahrt zum Haus übersehen. Erst als sie durch ein völlig unbeleuchtetes Dorf fuhren, in dem ein paar Hunde in ihren Zwingern bellten, sah sie ein, dass sie wenden musste. Sie nahm auf gut Glück dieeinzige Abzweigung, die aussah, als käme man mit einem Auto durch. Trotzdem kratzten die Zweige an dem neuen Miet-BMW, und Stella hoffte, dass der Lack das aushalten würde. Sie befürchtete, mit dem Auto auf dem felsigen Weg aufzusetzen und steckenzubleiben. Rumpelnd ging es bergab. Irma hielt sich mit beiden Händen am Fenstergriff fest, aus Angst, gegen die Windschutzscheibe geschleudert zu werden. Und dann lag plötzlich das Haus im Scheinwerferlicht vor ihnen. Es war genau so, wie Stella es sich erhofft hatte. Ein zweistöckiges, unverputztes italienisches Bauernhaus, aus Bruchstein gemauert. Die grünen Fensterläden waren von der Putzfrau als Willkommensgruß aufgeklappt worden. Unter einem Stein neben der Außentreppe in den ersten Stock lagen die Schlüssel. Stella war erleichtert. Das also hatte schon mal funktioniert. Sie spürte die Anspannung schwinden.
    Otto, der Lebemann, legte selbstverständlich auch in seinem Ferienhaus Wert auf Behaglichkeit. Das Erdgeschoss hatte er zu einem einzigen großen Raum umbauen lassen, Wohnzimmer, Esszimmer und Küche gleichzeitig und mit allem ausgestattet, was der zivilisierte Mensch auch im Urlaub nicht missen möchte: einem langen Esstisch mit massiver Holzplatte und angenehm gepolsterten Stühlen, einer gemauerten Küchenzeile mit blau gekachelter Arbeitsfläche. Geschirr und Töpfe waren auf Stahlregalen zur Bewunderung freigegeben, und der riesige Gasherd hätte auch einen Profikoch erfreut. »Hübsch«, sagte Irma wohlwollend. Sie stellte den Karton mit den unterwegs noch schnell eingekauften Lebensmitteln auf den Tisch. Stella öffnete alle Fenster, auch die der drei Schlafzimmer im ersten Stock und stellte erleichtert fest, dass alle mit Fliegengittern die Überfälle von Moskitos abwehrten. Es roch noch etwas abgestanden, aber das würde sich schnell geben, und der Staub war frisch gewischt. Die Putzfrau hatte die Betten bezogen, Handtücher lagen im Bad. Obwohl Stella keine Sekunde vergaß, dass sie zum Arbeiten angereist war, setzte der Erholungseffekt auf einen Schlag ein.
    Aber die Arbeit hatte ja wohl noch einen Tag Zeit. Eine Viertelstunde später saß sie mit Salami, Käse, Weißbrot, Rotwein und Irma auf der Terrasse. Sie hatten Kerzen gefunden und das Außenlicht wieder ausgeknipst. Es war sehr mild, der Duft von Thymian, Rosmarin und Erde umschwebte beruhigend die

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