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Es sterben immer drei

Es sterben immer drei

Titel: Es sterben immer drei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rosemarie Bus
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Seele. Das undurchdringliche Dickicht, das auf der Herfahrt den Blick in die Wälder versperrt hatte, drängte sich höflich am Rande des Blickfelds als flüsternde Schatten rund ums Haus. Die Sterne glitzerten mit voller Kraft, aber der Mond fehlte. Außerhalb des Lichtkegels der Kerzen schien der Rest der Welt von einem schwarzen Loch verschluckt.
    »Ein First-Class-Spa«, stellte Stella mit dem Sachverstand der Frauenzeitschriftenautorin fest.
    »Wenn hier jetzt ein Kerl mit bösen Absichten aus dem Gebüsch springt, haben wir keine Chance. Obwohl wir zu zweit sind«, sagte Irma, die Horrorphantasien bevorzugte. Bei ihr zuhause lief der Fernseher immer auf voller Lautstärke, weil angeblich ihr Gehör so nachließ, aber jetzt lauschte sie alarmiert, während Stella nur das leichte Rauschen der Macchia vernahm, und das auch nur bei voller Konzentration darauf. Den Lichtschein, der durch die Bäume huschte, registrierte sie erst, als er bereits die Terrasse erleuchtete. Wackelig, als würde ein Auto denselben Weg entlangrumpeln, den sie auch gekommen waren. Bevor Stella zur Einfahrt laufen und nachschauen konnte, ob sich vielleicht tatsächlich gerade eine Horde Ganoven zum Überfall sammelte, hatte Irma sich schon ins Haus zurückgezogen und die Tür geschlossen. Sie drinnen, ihre Tochter draußen. Tolle Mutter, dachte Stella, denkt immer zuerst an sich selbst. Ein verrosteter Renault-Kastenwagen rollte langsam auf das Haus zu, mit einem Schweizer Nummernschild, was schon mal ein beruhigendes Detail war. Schweizer schafften es ja nicht einmal, ihre eigenen Banken auszurauben, der lange Weg nach Umbrien, um zwei Touristinnen ihrer nicht weiter erwähnenswerten Barschaft zu entledigen, hätte ihre verbrecherische Energiemit Sicherheit überfordert. Stella erkannte den Mann, der ausstieg, an dem Pferdeschwanz seines Schattens und staunte. Otto, der Mistkerl, hatte schon wieder hinter ihrem Rücken gehandelt. Sie rannte Luis entgegen und umarmte ihn, noch bevor er seine gesamte Länge aus dem Auto klappen konnte. »Wo kommst du denn her?«
    Luis lachte. »Woher wohl, aus Bern.«
    Der Anruf der Fotoredaktion kam kurz nachdem Stella für den Auftrag in Umbrien engagiert worden war. Otto wusste, die beiden mochten sich und arbeiteten gern zusammen, Luis als Fotograf, Stella als Autorin. Gefährlich konnte es auch werden. Schließlich war Valerie erschossen worden, und die Polizei tappte noch völlig im Dunkeln, was den Täter anging. Luis sprach Italienisch, außerdem konnte Stella etwas männlichen Schutz gut gebrauchen, trotz Irma, der Otto durchaus zutraute, ein paar Gangster in die Flucht zu schlagen. Aber Vorsicht ist die Mutter aller Porzellankisten. »Oderrr?« All das erzählte Luis mit seinem gemächlich rollenden Schweizer R, während er die restliche Salami aufaß, obwohl er doch eigentlich Vegetarier war.
    Nachdem Irma sich ins Bett zurückgezogen hatte, tranken sie noch eine Flasche Wein leer und schwiegen meistens. Die Zikaden zirpten und die Stechmücken verzichteten träge auf eine späte Mahlzeit. Nachts wachte Stella von der Stille auf. Wie beruhigend, eine Art von Familie im Haus zu wissen.

4
    Kaffeeduft weckte sie am nächsten Morgen. Das Haus war leer, nur die halbvolle Kanne stand auf einem Stövchen auf dem Tisch. Irma hatte Luis laut Zettel in der Küche schon für ihre Lieblingsbeschäftigung eingespannt. Einkaufen. Ob es in UmbrienAldi gibt, fragte Stella sich und trank nur ein Glas Wasser. In fremder Umgebung allein zu frühstücken empfand sie immer als traurige Angelegenheit. Ottos Organisationsgenie von Sekretärin hatte ihr einen Lageplan der Gegend gemailt, inklusive der Anwesen der relevanten Personen. Valerie hatte im Haus ihres Verlobten Jochen Wilke gewohnt, auf der Karte als Casa Pornello eingezeichnet. Es schien für einen kleinen Morgenspaziergang zu weit entfernt, aber Katharina Wilke lebte erfreulicherweise sozusagen nebenan. Ihr Haus lag auf dem Weg zur Casa Pornello und war zu Fuß bequem zu erreichen, am Rande eines Waldes, der sich über den nächsten Hügel zog. Die Trennung von ihrem Mann hatte nicht dazu geführt, sich auf Nimmerwiedersehen aus seinem Leben zu verabschieden, sondern zu höchstens drei Kilometern Abstand. Zumindest ansehen konnte sie es sich.
    Stella trabte los, es ging leicht bergab. Wenn schon das Joggen um den Schliersee ausfiel, mussten eben auf diese Art und Weise die überflüssigen Pfunde in Schach gehalten werden. Da Tageszeiten sie prinzipiell nicht

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