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Es sterben immer drei

Es sterben immer drei

Titel: Es sterben immer drei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rosemarie Bus
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sich sogar in alle Niederungen des Schleimigen begab.
    Ausgerechnet diese latente Atombombe in Ottos Leben war nun von Jochen gezündet worden, mit einem einzigen Anruf. In aller Freundschaft hatte sich eine wichtige Persönlichkeit bei der anderen beschwert, über unzulässige Unterstellungen, falsche Aussagen, unfaires Herumspionieren und eine naive, unerfahrene Kollegin, die in dieser komplizierten Geschichte völlig versage. Eine nicht nachvollziehbare personelle Entscheidung des Chefredakteurs, die darauf hinweise, dass er den Tod von Valerie von Kollwitz nicht mit der gebührenden Seriosität behandele. Jochen hatte den lieben Herrn Professor gebeten, dringend alle Nachforschungen in Bezug auf seine auf so tragische Weise ums Leben gekommene Lebensgefährtin zu untersagen und ihm im Gegenzug dafür eine Exklusivgeschichte versprochen. Dann, wenn der Mörder gefasst und der Fall aufgeklärt sei, werde er selbstverständlich gern einem professionellen Reporterder ›Leute‹-Redaktion Rede und Antwort stehen. Zum Beispiel dem preisgekrönten Peter Becker, mit dem er persönlich nur die besten Erfahrungen gemacht habe.
    Ausgerechnet Becker, dieser hinterhältige Arschkriecher, dessen Lebensinhalt darin bestand, sich an Promis anzuwanzen. Stella sah sich wieder einmal in ihrer pessimistischen Weltanschauung bestätigt. Wenn Typen wie dieser Schmierlappen in elitären Kreisen als vorbildliche Journalisten galten, lag mit einer Gesellschaft grundsätzlich etwas im Argen. Am meisten schockierte sie allerdings, dass Ottos dröhnendes Selbstbewusstsein mit einem einzigen Anruf k. o. geschlagen werden konnte. Er saß in sich zusammengesunken am Tisch, schob fiktive Krümel auf der Holzplatte umher und wagte es nicht, während der Zusammenfassung des Gesprächs einen von ihnen anzusehen. Bei seinem Schlusswort schaute er aus dem Fenster, als säße sein Gegenüber hinter dem Haus auf der Terrasse. »Das war’s dann wohl, Leute«, sagte er. »Wir fahren jetzt alle hübsch nach Hause. Finito la musica.« Er stand auf und spazierte schwerfällig hin und her, die Hände auf dem Rücken. »Luis, du recherchierst den Olivenölskandal von der Schweiz aus. Und Stella, du bist draußen.«
    Stella sagte nichts, aus Angst, ihre Stimme könnte zittrig klingen, oder, noch schlimmer, sie könnte in Tränen ausbrechen. Diese Demütigung wollte sie sich nicht antun. Sie schaute ihn nur an und hoffte, er konnte ihre Gedanken lesen. Feigling.
    Aber er dachte nicht daran. »Ihr wisst alle, was ich von dieser Theorie, dass Jochen etwas mit dem Mord zu tun haben könnte, halte. Humbug. Schwachsinn. Scheiße. Keine Ahnung, warum ich eigentlich der Sache so lange tatenlos zugeschaut habe. In diesem Sinne ist diese Entscheidung auch meine. Wir lassen Jochen in Ruhe und ziehen uns zurück. Basta.«
    »Aber …«, sagte Irma.
    »Basta«, wiederholte Otto. Er hatte immer noch nicht zu seiner normalen Lautstärke zurückgefunden. »Ich fliege morgenfrüh mit der nächsten Maschine nach München. Stella, du fährst mich nach Rom zum Flughafen, dann bringst du mit deiner Mutter das Auto nach Deutschland.«
    »Und was machen wir mit Luis?«, fragte Stella.
    Daran hatte Otto nicht gedacht. Luis war mit seinem Gipsbein nur in einem Krankenwagen transportfähig. Er konnte weder ein Flugzeug noch eine Bahn besteigen, und seinen Renault zurück nach Bern zu steuern, war ihm erst recht unmöglich. Das sah auch Otto ein. »Luis kann vorerst hierbleiben.«
    »Und wer versorgt ihn?«, fragten Stella und Irma gleichzeitig.
    Nachdem er Stella das heilige Ehrenwort abgenommen hatte, in Valeries Mordfall keine Sekunde länger zu recherchieren, erklärte Otto sich damit einverstanden, dass Stella und Irma auch die nächsten Tage noch im Haus blieben. Zumindest bis ein Rücktransport für Luis nach Bern organisiert war. Wie zur Bekräftigung seiner Entscheidung telefonierte er im Beisein aller mit Jochen und erklärte ihm den neuesten Stand der Dinge, ohne den Anruf des Verlegers zu erwähnen, nur mit dem Hinweis, da nach neuesten Erkenntnissen Valerie von der Mafia ermordet wurde, wolle er nun die Ermittlungen der italienischen Polizei abwarten. Der Mafiaexperte der Redaktion, er zwinkerte Luis zu, sei bereits auf den Fall angesetzt. In aller Höflichkeit bat er Jochen nur um den Gefallen, Stella noch einmal in der Casa Pornello übernachten zu lassen, da Otto erst am nächsten Morgen zurückfliegen könne und in seinem Haus kein Bett mehr frei sei. Ab sofort

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