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Es sterben immer drei

Es sterben immer drei

Titel: Es sterben immer drei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rosemarie Bus
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zufälligen Gunst von Sekretärinnen, Empfangsdamen oder Telefonistinnen abhing. Stella drückte schnell die rote Aus-Taste. Sie wollte Luca unterstützen, nicht den karrieregeilen Commissario, der ihm vor die Nase gesetzt worden war.

33
    Luis hatte Irma beleidigt, weil er sich nicht mal für das Abendessen von seinem Computer losriss. So war ihr Gulasch, das sie als Abwechslung zu den vielen Nudeln gekocht hatte, ungewürdigt geblieben. Deswegen herrschte in Ottos Haus eine gewisse Spannung, als Stella eintraf, gut gelaunt, mit sich im Reinen, was ihre nächsten Recherche-Schritte betraf. Aus Irmas Monolog hörte sie außerdem heraus, dass Luis seine Schlafanzugjacke vermisste, die mit dem Tom&Jerry-Muster. Er hatte deswegen ein für ihn ungewöhnlich temperamentvolles Theater veranstaltet, weil der Pyjama ein Geschenk war, an dem er sehr hing. Irma wies empört die Zumutung von sich, als Hausfrau für verschlampte Wäsche zuständig zu sein. Sie verdächtigte Derrida des Raubes, weil der Hund immer irgendwelche vollgesabberten Fetzen herumschleppte, als wollte er frühkindliche Traumata mit einem Schmusetuch besänftigen. Wahrscheinlich hatte er auch ihr Hermès-Kopftuch auf dem Gewissen, das sie ebenfalls nicht mehr fand. Sie knallte für Stella den Topf wieder auf den Herd und beruhigte sich nur, weil Gulasch aufgewärmt noch besser schmeckte. Jetzt ließen sich auch Luis und Otto vonden Essensdüften anlocken, euphorisiert von ihren Entdeckungen im Internet, die sie dank eines von Otto neu gekauften iPads weiter vorantreiben konnten. Luis hatte Belege für die Aktivitäten von Cavallo senior und der Contessa gefunden. Legale, halb legale und äußerst fragwürdige Geschäfte, nicht nur in Sachen Olivenöl, sondern auch merkwürdige Baufirmen, Hin- und Hergeschiebe bei Immobilien, und sogar das Kulturfestival, das sie veranstalteten, war nicht ganz sauber. Trotz bemühten Wegsehens hatte sich irgendwann sogar die italienische Justiz einschalten müssen. Aber alle Versuche, die beiden auffliegen zu lassen, endeten entweder mit Freispruch oder das Verfahren verlief einfach im Sande. »Mafiös, alles mafiös«, wiederholte Otto immer wieder triumphierend. Luis berichtete stolz von seinem auf 180 Seiten angeschwollenen Dossier voller Fakten.
    »Ihr kriegt alle ein Fleißbildchen von mir«, lobte Stella und wies zugleich darauf hin, dass inzwischen auch die Carabinieri den Mafiaverdacht als absurd bezeichneten.
    Die Bemerkung provozierte allerdings nur den Chef in Otto. »Wer sagt das? Luca Sculli?« Er schnaubte verächtlich. »Statt in Cafés rumzusitzen, solltest du lieber deine Hausaufgaben erledigen. Nimm dir ein Beispiel an Luis, ohne ihn hättest du gar keinen Stoff, über den du schreiben könntest.«
    Zur Strafe für den männlichen Übereifer verriet sie ihnen auch weiterhin nichts von Valeries USB-Stick mit der O-Datei und auch nichts von Jochens möglichem Kontakt mit einer ukrainischen Büroklammer und einem Holland&Holland-Gewehr in Russland. Sollten sie sich doch in ihre Sackgasse verrennen. Bis an die Zähne mit Wissen bewaffnet und trotzdem an der Wahrheit vorbei. Sie ging ihren eigenen Weg und niemand würde sie davon abhalten.
    Noch während des Abendessens klingelte Ottos Handy. Nach einem kurzen Blick aufs Display verschwand er mit unruhigem Blinzeln, das eine gewisse Panik ausdrückte, im oberen Stockwerk. Als er nach zwanzig Minuten wieder zurückkam, hatte ereinen hochroten Kopf und besorgniserregend angeschwollene Adern am Hals. »Stella!«, brüllte er und griff gleichzeitig nach der offenen Rotweinflasche.
    Bei dem Ton hätte Stella fast die Hacken zusammengeschlagen und salutiert, aber stattdessen schaute sie ihn nur fragend an. Die anderen beiden machten es ihr nach.
    Der Rotwein beruhigte Otto so weit, dass er in normaler Lautstärke kommunizieren konnte, wenn auch immer wieder mit Ausrutschern nach oben. Der Verleger höchstpersönlich hatte angerufen. Nicht der Geschäftsführer des ›Leute‹-Magazin-Verlags, der sich einbildete, Otto ausbremsen zu können, nur weil sein Name im Impressum vor dem Chefredakteur stand. Nicht dieser Pfennigfuchser, dieses armselige Würstchen, diese Null, sondern der Oberboss höchstpersönlich. Derjenige mit dem Geld, derjenige, nach dem der Verlag benannt war, derjenige, dessen Name als einziger fettgedruckt im Impressum stand. Der Einzige, mit dem Otto es sich nicht verderben durfte, ohne seinen Job zu riskieren. Der Einzige, für dessen Gunst Otto

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