Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Es sterben immer drei

Es sterben immer drei

Titel: Es sterben immer drei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rosemarie Bus
Vom Netzwerk:
Eine Kämpferin, die manchmal auch in die falsche Richtung gerannt ist. Mit der Zeit hätte sie die Reinheit meiner Familie akzeptiert. Ich hätte ihr sogar geholfen, die wahren Übeltäter zu finden. Als ich ihr das Geld brachte und sie umarmen und küssen wollte, hat sie mich zurückgestoßen. Was sollte ich tun? Ihr hinterherlaufen? Sie brauchte offensichtlich noch Zeit. Spätestens wenn die 100   000 Euro aufgebraucht waren, wäre sie zu mir zurückgekommen. Sie war eine kluge Frau, sie hätte schon erkannt, was das Beste für sie ist.« Orlando ging ganz in dem Schmerz über den Verlust seiner Liebe auf. Die Realität hatte ihn seiner schönen Illusionen beraubt. Daran trug er sichtlich schwer.
    Die Frage war nur, inwieweit sagte er die Wahrheit und wo fing das Theater an? Stella neigte prinzipiell zur Gutgläubigkeit, schon aus reinem Selbsterhaltungstrieb, aber dieser Rest Misstrauen, dass er sie als Werkzeug für seine eigenen Interessenbenutzen könnte, blieb. Es war durchaus möglich, dass er eine gutgläubige Journalistin benutzte, um der Welt sein Unschuldsmärchen mitzuteilen. Die italienische Polizei, gewitzt im Umgang mit seinesgleichen, würde sich nicht so ohne weiteres in seinem Sinne manipulieren lassen. Warum PR kaufen, mochte er sich denken, wenn sie mit einer deutschen Journalistin umsonst zu haben war.
    »Dann haben also Ihre Leute am Schießplatz nach den 100   000 Euro gesucht?«
    »Valerie ist kurz nach unserem Treffen ermordet worden. Wahrscheinlich hatte sie das Geld noch bei sich. Entweder hat der Mörder es gestohlen oder es musste noch irgendwo dort sein. Ich wollte Gewissheit haben. Obwohl überall Polizei war, haben meine Jungs die Gegend abgesucht. Aber nichts gefunden.«
    »Wenn Sie Valerie so lieben, warum sind Sie dann nicht zur Polizei gegangen und haben Ihre Rolle in dem ganzen Drama offengelegt?«
    Die Antwort kam wie aus der Pistole geschossen. »Unsere Familie kooperiert nicht mit der Polizei.«
    »Das würde ich in diesem Fall aber dringend empfehlen«, konnte Stella sich nicht verkneifen zu raten, als sei sie der Consigliere des Paten.
    Mitten in Orlandos verständnislosen Blick klingelte es, schon zum zweiten Mal. Cheyenne schaute ihren Bruder fragend an, aber der hob nur die Schultern. Er hatte auch keine Ahnung, wer da draußen vor der Tür stehen könnte. Cheyenne schlich zum Fenster in der Küche, das einzige mit Innenjalousien und Blick zum Eingang, und hob vorsichtig eine Lamelle hoch. »Carabinieri«, flüsterte sie aufgeregt.
    »Ich bin nicht zuhause«, sagte Orlando, aber Stella fand, es sei nun an der Zeit, der Wahrheit eine Chance zu geben. Ohne dass einer sie aufhalten konnte, sprintete sie zur Eingangstür, öffnete sie und sagte freundlich »Buon giorno« zu dem kleinen Mannmit Lederjacke und glänzenden, braunen Eichhörnchenaugen, aus denen der Sammeleifer blitzte. Er hielt ihr in Bauchnabelhöhe einen Ausweis hin. »Commissario Manzini. Und wer sind Sie?«
    Luca, nur bis zur Brust von ihm verdeckt, hatte sichtlich Mühe, sich seine Verblüffung über Stellas Anblick nicht anmerken zu lassen. Es gelang ihm nur unvollständig. »Was machst du hier?«, fragte er.
    »Das Gleiche wie du«, antwortete sie. »Die Wahrheit jagen.«
    »Sie kennen sich?« Commissario Manzini verlor etwas von seiner professionellen Contenance. Er wunderte sich.
    In diesem Moment erschien Orlando in der Tür und lenkte ihn ab. Binnen weniger Minuten war Cavallo junior wegen dringenden Tatverdachts verhaftet und in eines der drei Polizeiautos verfrachtet. Da sie zufällig anwesend war, wurden auch Cheyenne Handschellen angelegt.
    Stella nutzte die Gunst der Stunde und stellte sich Commissario Manzini vor, bevor die Polizei mit ihrer Beute wieder abfuhr. Sie erklärte, für eine Geschichte über Valerie von Kollwitz zu recherchieren und beglückwünschte den Commissario zu seiner vorbildlichen, schnellen und effizienten Arbeit. Er lächelte geschmeichelt, während Luca ihr wütende Blicke zuwarf, aber sie ließ sich nicht beirren. Auch Eichhörnchen reagieren aufgeschlossen auf Komplimente, und so erfuhr Stella, dass professionelle Ermittlungsarbeit die Polizei auf Orlandos Spur geführt hatte. Ausgangspunkt war die Kellybag, die bei Marlene sichergestellt worden war. Ursprünglich gehörte dazu ein kleines Schloss mit einem Schlüsselchen, das aber verloren gegangen war. Nachdem Marlene Valeries letzten Weg beschreiben konnte, hatte man dort einen Metalldetektor eingesetzt, der

Weitere Kostenlose Bücher