Es sterben immer drei
für Haustiere erfreuten sich beim internationalen Gangstertum großer Beliebtheit. Stella erinnerte sich an entsprechende Zeitungsmeldungen über Drogenhandel mit dem Foto von Paletten mit 5000 Whiskasbüchsen. Auch in die Hundefutterbüchsen von Derrida passte nur Kokain. Für ein Gewehr brauchte man schon so etwas wie eine Kiste. Sie schloss die Augen und sah das ideale Versteck als Szene aus einem Gangsterfilm deutlich vor sich. Von einer vergleichbaren Kiste, wie die, aus der Al Capones Männer ihre MGs herauszogen, hatte Stella den Aufstieg auf den Rücken der braven Angelina geschafft. Die, in der Valerie die englische Hafermischung für ihren schönen Trakehner aufbewahrte. An die solide gearbeitete, sicherlich im gehobenen Reiterfachhandel erstandene Truhe konnte sie sich genau erinnern, leider war ihr die Aufschrift, der Name des Pferdes, gerade in ihren Gehirnwindungen verloren gegangen. Irgendetwas mit M, einitalienischer Maler langgliedriger Damen, der den gleichen Vornamen trug wie ein berühmter Komponist. Amadeo. Aber im vorliegenden Fall zählte nur der Nachname. Nicht Mozart, sondern – Modigliani. Genau. Doch noch kein Alzheimer. Sie atmete erleichtert auf, ließ Derrida an seinem schattigen Plätzchen zurück und fuhr zum Reiterhof.
Früher Nachmittag. Klassische Siestazeit. Selbst die Pferde dösten in ihren Boxen. Nur ab und zu regte sich unwillig ein Schweif, um die Fliegen zu vertreiben. Niemand störte Stella bei ihrer Suche. Die Menschen hatten sich alle auf Sofas und in Betten verzogen. In der Sattelkammer wurde sie fündig. Da stand sie, die Kiste. Groß und unübersehbar unter dem Holzgestänge mit den Sätteln. Leider war der teuer importierte Inhalt der Kiste mit einem großen Vorhängeschloss gegen die Begehrlichkeiten der anderen Pferdebesitzer gesichert. Wo hatte Valerie den Schlüssel deponiert? Eher an einem nahe liegenden Ort, vermutete Stella, schließlich hatte sie einen Dildo auch in der Nachttischschublade für gut aufgehoben gehalten. Ähnlich phantasielos wie Andreas. Sie suchte auf dem Ablagebord voller Salben, Mähnenshampoos, Vitaminpräparate und Huffett nach der Dose, die am ehesten nach Valerie aussah. Teuer, auffällig und exotisch. Nur nichts Durchschnittliches.
Cornucrescine Hoof Ointment . Schon der erste Griff erwies sich als Volltreffer. Sie nahm den Schlüssel aus der roten Dose mit dem Huffett und öffnete die Truhe. Wie vorhersehbar der Mensch doch ist. Der Vorliebe für angeberische Luxusmarken nach zu urteilen, teilte Jochen mit Valerie mehr gemeinsame Interessen als mit Katharina.
Stella brauchte nicht lange zu wühlen, sie zog das Futteral einfach an dem blauen Zipfel, der aus dem Hafer ragte, heraus. Jochen, oder vielleicht auch Katharina, hatte es ähnlich verpackt wie Valeries Leiche. In zwei blaue Plastiktüten.
Stella starrte auf ihren Fund und konnte es kaum glauben, dass Detektivarbeit so einfach sein konnte. Aber es gab keinenZweifel, danach hatte sie gesucht. Ein Futteral aus festem, kakigrünem Canvas mit Lederpaspeln und breitem Trageriemen. Das Logo mit den beiden ineinander verschlungenen H auf der Vorderseite. Auch die Initialen I. B. seines ursprünglichen Besitzers waren noch an ihrem Platz.
Erst die Autotür, die im Hof zuschlug, schreckte sie aus ihrer ehrfürchtigen Betrachtung. Hastig packte sie das Futteral in die Tüten. Zum Abschließen der Truhe blieb keine Zeit mehr. Sie hörte schon das Knirschen der Schritte auf dem Kies vor dem Stallgebäude und floh durch den Hinterausgang, direkt aus der Sattelkammer ins Freie.
Das Auto, das neben dem BMW parkte, kannte sie. Der Opel Vectra von Andreas. Sie sah ihn gerade noch gestiefelt und gespornt im Stall verschwinden. Gott sei Dank war es nicht Jochen. Dieser Etappensieg war ihr sicher. Nun musste sie ihren Fund nur noch strategisch optimal einsetzen, um das ganze Rennen zu gewinnen.
38
Luis humpelte mit Krücken im Garten herum, fürsorglich observiert von Irma im Liegestuhl. Bestens gelaunt erstattete Stella ihren beiden Kriminalassistenten Bericht über den Tag, angefangen von dem Besuch bei Orlando, über seine Verhaftung bis zu ihrem triumphalen Fahndungserfolg in den Stallungen des Agriturismo. Irma war begeistert. Endlich hatten sie den Beweis, der Jochen, wenn schon nicht ans Messer so doch in die Fänge der Polizei lieferte. Damit war das selbsternannte Unschuldslamm so gut wie überführt.
Luis schloss sich dieser Überzeugung nicht an. Seiner Meinung nach gab auch
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