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Es war einmal ein Mord: Ein Hänsel und Gretel-Krimi (German Edition)

Es war einmal ein Mord: Ein Hänsel und Gretel-Krimi (German Edition)

Titel: Es war einmal ein Mord: Ein Hänsel und Gretel-Krimi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P. J. Brackston
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erst mit einem Beitel, dann mit einer Axt   – dankte sie sämtlichen Sternen, die möglicherweise über sie gewacht hatten, dass sie gar nicht erst versucht hatte, das Gleiche mit Hänsel anzustellen. Es war viel schwerer gewesen, als sie sich hatte vorstellen können. Der Gedanke an die grausame Szenerie, an Entdeckung, Versagen und die Vergeltungsmaßnahmen,die solch ein Versuch nach sich gezogen hätte, trieb ihr erneut den Schweiß aus den Poren.
    Sie warf die Baumwolldecke vom Bett und präsentierte ihren nackten Leib der schwülen Luft. Zumindest hatte sie nun den Lohn für den Troll, sicher verstaut im Eishaus. Sie erinnerte sich an den Augenblick der Panik, den Hänsel ausgelöst hatte, als er Eis für den Weinbrand hatte holen wollen. Nur zu gut konnte sie sich vorstellen, wie er, aschfahl und erschüttert, zurückgekommen wäre und dabei Peterson-Müllers Zeige- und Mittelfinger, deren Blut noch nicht ganz getrocknet war, in die Luft gehalten hätte. Aber es brachte nichts, bei dem Schrecken zu verweilen, dem sie so knapp entronnen war. Sie musste sich auf das Hier und Jetzt konzentrieren und auf das Was-wäre-wenn, das im Hintergrund lauerte, sollte es ihr nicht gelingen, ihre Geisteskräfte den Problemen zu widmen, die aktuell vor ihr lagen.
    Sie musste einen Plan entwerfen und in die Tat umsetzen. Methodisches Vorgehen und Standhaftigkeit waren gefragt. Gesunder Menschenverstand und Entschlossenheit. Gretel war überzeugt, dies alles im Überfluss zu besitzen. Das Problem lag allein darin, diese Fähigkeiten zweckmäßig einzusetzen. Sie musste zurück nach Bad am See und zu dem Troll. Strudel hatte ihr keine Zeitvorgabe für ihren Besuch und ihre Aussage auferlegt. Morgen, hatte er gesagt. Insofern dürfte er ihrer Abwesenheit bis zur Kaffeezeit vermutlich keinerlei Bedeutung zumessen. Das gäbe ihr einen Vorsprung von mehreren Stunden, was reichen könnte. Vorausgesetzt, sie fand ein schnelles Transportmittel. Die Postkutsche stellte ein Risiko dar, das sie nicht eingehen konnte   – zu öffentlich und zu langsam. Nein, wenn sie sich davonschleichen wollte, musste sie es so früh wie möglich tun. Sie wusste, es überstieg ihreFähigkeiten, so weit zu reiten, also musste irgendein Wagen her. Vorzugsweise samt Fahrer. Aber an wen sollte sie sich wenden? Es musste jemand sein, der diskret war, verfügbar und erfreut, auf die Schnelle ein wenig Geld zu verdienen.
    Gretel kam der Gedanke, dass sie auch gleich versuchen könnte, die mysteriösen Aktivitäten von Peterson-Müller aufzuklären, wenn sie in Bad am See war. Es wäre von Vorteil, würde sie mit Beweisen nach Gesternstadt zurückkehren, die sie von jedem Verdacht hinsichtlich der Ermordung des Schwindlers befreiten. War Peterson-Müller womöglich auch in die Katzenentführungen verstrickt?
    Gretels Kopf fing an zu pochen, und sie ermahnte sich im Stillen, dass nutzlose Spekulationen von ernsthaften Nachforschungen weit entfernt waren. Die drängendste Frage war derzeit, wer sie nach Bad am See bringen könnte. Wer brauchte Geld und hatte Zugriff auf ein passendes Transportmittel?
    Sie setzte sich auf.
    »Roland!«, rief sie aus. Natürlich. Er mochte keinen eigenen Wagen mehr haben, aber er kannte bestimmt einen Mann, der einen hatte. Und er brauchte zweifellos Geld.
    Die Kuckucksuhr im Hausflur verkündete die Zeit. Nicht mehr lange bis zur Dämmerung.
    Gretel ließ endgültig jeglichen Gedanken an Schlaf fallen, stieg aus dem Bett und schlüpfte in Kleidung, die ihr für eine schnelle Reise, eine Wanderung durch das Gebirge und die Zurückweisung der Avancen von Trollen geeignet erschien.
    Der neue Tag war kaum angebrochen, als sie schon heftig an Herrn Hunds Tür klopfte. Sie hatte es geschafft, unbemerkt durch die Stadt zu gehen, ertappte sich aber immer wieder dabei, in regelmäßigen Abständen verstohlen über die Schulter zu blicken. Schritte im Innern des Hauses waren zu vernehmen. Dann wurde vorsichtig die Tür geöffnet, und Gretel erkannte erleichtert, dass Roland vor ihr stand und verschlafen zu ihr hinauslugte.
    »Fräulein Gretel? Es ist noch sehr früh.«
    »Ja, tut mir leid. Die Sache ist die   – ich habe dir ein Angebot zu unterbreiten, und dabei ist Zeit von größter Bedeutung.«
    »Ein Angebot?«
    »Ich brauche jemanden, der mich mit einer Kutsche nach Bad am See bringen kann und dann noch ein Stück weiter. Fünf Tage sollten reichen, um alles zu erledigen. Ich bin bereit, dir für deine Zeit einen angemessenen Lohn

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