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Es war einmal ein Mord: Ein Hänsel und Gretel-Krimi (German Edition)

Es war einmal ein Mord: Ein Hänsel und Gretel-Krimi (German Edition)

Titel: Es war einmal ein Mord: Ein Hänsel und Gretel-Krimi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P. J. Brackston
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Fähigkeiten zeitigte. So sehr, dass sie fühlte, wie ein vernünftiger Plan in ihrem Kopf Gestalt annahm. Sie waren noch eine Tagesreise vom Schloss des Riesen entfernt. Sie hatten ein akzeptables Transportmittel, und am Morgen würden sie gut genährt und gut erholt sein. Alles, was sie jetzt noch brauchte, war eine Möglichkeit, ins Schloss einzudringen, vorzugsweise, ohne dass der Riese es bemerkte.
    »Zeit, zu Bett zu gehen, meine Herren«, sagte sie. »Wir brauchen unseren Schlaf.«
    Aber Hänsel hörte gar nicht zu. Er starrte mit gerunzelter Stirn die Frau an, die gerade zusammen mit einer Gruppe besonders derb aussehender Männer das Gasthaus betreten hatte.
    »Diese Frau«, sinnierte er lallend, »irgendwoher kenne ich die.«
    Gretel schaute sich zu ihr um. Die Frau war groß und dünn, und als sie ihren Umhang abnahm, kamen schäbige, unvorteilhafte Kleider und ein knochiger Körper zum Vorschein. An ihrem Gürtel baumelte ein Dolch. Sie beugte sich auf eine Weise über den Tresen, die erkennen ließ, dass ihr diese Pose vertraut war. Dann zog sie eine alte Tonpfeife hervor, die sie gleich darauf stopfte und entzündete. Einer ihrer Kumpane sprach mit ihr, und sie antwortete mit rauem Gelächter und einem Wortschwall, der vulgär genug war, dass Hänsel und Roland nach Luft schnappten. Auch Gretel war schockiert, aber nicht wegen des abscheulichen Auftretens dieser Kreatur. Die Identität der Frau war es, die Gretel veranlasste, denKopf zu schütteln und sich die Augen zu reiben, ehe sie sicher war, wen sie da vor sich hatte.
    »Du kennst sie tatsächlich, Hänsel«, sagte sie leise. »Zumindest eine andere Version von ihr.«
    »Wirklich? Was du nicht sagst! Ich kann mich nicht an ihren Namen erinnern.«
    »Dann gestatte mir, deinem Gedächtnis auf die Sprünge zu helfen. Das ist niemand anders als Inge Peterson.«

11
    Gretel überzeugte sich, dass Inge Peterson nicht die Absicht hatte, gleich wieder zu verschwinden, sondern die Nacht im Gasthaus zu verweilen. Sie erfuhr es, indem sie die Gespräche belauschte, während sie ihre umfangreiche Bestellung von Bier und Speisen tätigte und den Gastwirt beschimpfte, weil er kein Zimmer für sie bereitgehalten hatte, um schließlich missmutig die angebotene Pritsche in der Küche zu akzeptieren. Dann scheuchte sie ihren Bruder und Roland hinauf in deren eigene, beengte Unterkunft.
    »Ich muss nachdenken«, beschied sie ihnen. »Es gibt Fragen, die nach einer Antwort verlangen, und Entscheidungen, die getroffen werden wollen. Darunter die, wie wir uns die charmante Frau Peterson zunutze machen können.«
    Hänsel ließ sich auf eines der beiden Betten fallen. »Die Frau macht eben eine harte Zeit durch. Sie sieht ganz schön mitgenommen aus, wenn ihr mich fragt. Muss wohl daran liegen, dass sie ihren Mann verloren hat und so.« Er paffte an seiner Zigarre. »Hätte sie fast nicht erkannt.«
    »Das liegt daran, dass sie nicht erkannt werden will.«
    »Du meinst, sie hat sich getarnt?«
    »Wieder mal.«
    »Wieder mal? Wie sieht sie denn wirklich aus?«
    »Wer weiß das schon? Aber ich wette, diese jüngste Inkarnation ist nicht gerade ihre bevorzugte Tarnung. Sie muss diesen Ort schon früher aufgesucht haben und weiß, dass man eineinzigartig heruntergekommenes Erscheinungsbild pflegen sollte, wenn man hier nicht auffallen will.«
    Roland machte es sich in dem abgewetzten Ohrensessel bequem. »Ich bin ihr schon früher begegnet«, bekundete er.
    »In der Postkutsche?«, fragte Gretel.
    »Ja. Aber auch in Gesternstadt.«
    »So?«
    »Sie hat nach Johanna gesucht.«
    »Wer sucht wen?«, fragte Hänsel.
    Gretel ging nicht darauf ein. »Aber warum nur?«
    »Das wollte sie nicht sagen, als sie in unserer Werkstatt aufgetaucht ist.«
    »Bevor oder nachdem sie abgebrannt ist?«
    »Davor. Ein oder zwei Wochen vorher. Sie hat mich bedrängt, ihr zu sagen, wo Johanna ist, aber das habe ich natürlich nicht getan. Ich wusste, dass sie mit den Müller-Brüdern bekannt ist.« Er unterbrach sich und schüttelte den Kopf. »Übler Haufen. Es gibt nichts, was die für Geld nicht tun würden.« »Getan hätten«, verbesserte ihn Gretel. »Du weißt doch, dass beide tot sind?«
    »Nein, das wusste ich nicht.« Diese Information versetzte ihn offensichtlich in Erstaunen.
    »Oh doch.« Hänsel nickte hinter einer dicken Rauchfahne. »Gesternstadt ist kürzlich bis zu den Knöcheln unter toten Müllers versunken. Einer von denen war sogar in unserem Garten. Scheußliche

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