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Es war einmal eine Familie

Es war einmal eine Familie

Titel: Es war einmal eine Familie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lizzie Doron
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Einwohner hatte, Bar Kochba ein Held war und der Sechstagekrieg der letzte der Kriege.
    Zwischen den Blättern lagen die Goldpapierchen, die einmal Pralinen umschlossen hatten, und gepreßte Blumen, die einmal Gänseblümchen, Sauerklee oder Mohn gewesen waren. Chajale lächelte. »Wir hatten hier eine schöne Zeit«, sagte sie.

Gegen Abend

    Sonia und Genia tauchten auf, festlich herausgeputzt. »Wir haben schon allen gesagt, daß sie gegangen ist«, verkündete mir Genia.
    »Gleich kommen alle, die noch am Leben sind«, sagte Sonia. Noch während sie sprachen, drang der Geruch von frischem Hefegebäck in die Wohnung, und ihm folgte langsam eine kleine, magere Frau.
    »Das ist Frau Tuchmayer«, rief Sonia. »Sie und ihre rogelach kommen zu jeder Schiwa.«
    »Damit du etwas Süßes in schweren Tagen hast«, sagte Frau Tuchmayer freundlich, wischte sich eine Träne ab und hielt mir ein Tablett voll warmer Gebäckstücke hin, die einen Duft von Hefe und Schokolade verströmten.
    Chava Lifschitz trat ein und drückte mir einen in Zellophan gewickelten Rosenstrauß in die Hand.
    Ich stellte die Blumen in eine Vase und dachte: Eine Feier zu ihrem Tod.
    Chava riß mich aus meinen Gedanken und erzählte voller Stolz, sie habe jetzt einen eigenen Stand vor dem Friedhof, und wie immer fügte sie ein Lob Gottes hinzu: »Der Ewige in der Höhe kennt Erbarmen und Wohltätigkeit, er versagt mir nicht meinen Lebensunterhalt.«
    Sonia unterbrach sie. »Wir wollen Gott nicht in die Schiwa mischen«, entschied sie, und mit lauter Stimme erklärte sie mir: »Er in der Höhe hat es nicht geschafft, uns ein gutes Leben zu bereiten.« Und dann fügte sie hinzu: »Und zuletzt hat er uns alle umgebracht.« Vor der errötenden Chava fing sie mit vorwurfsvoller Stimme an, die Namen der Totenaufzuzählen: »Dorka und Efraim, Zila und Ruben, Sajtschik und Leale, Poliwoda, Ida Zitrin … Und sogar die Kinder hat er uns genommen.« Genia bedeutete Sonia mit den Augen, sie solle sich beruhigen, aber Sonia ließ nicht locker. »Frag deinen Gott«, verlangte sie von Chava fast schreiend, »warum er dort oben Uri gebraucht hat, Dovele, Zvikale Schtigman und Ascher Lewinger?«
    »Ascher ist nicht ganz gestorben«, flüsterte Genia.
    »Ein junger Mann, der ab zwanzig in einer Anstalt sein muß, ist das ein Leben?« fragte Sonia wütend.
    In diesem Moment schleppte sich mit letzter Kraft die alte Soscha herein.
    »Schaut doch, schaut, wer da kommt, vielleicht kippt sie einen Eimer Wasser über Sonia, damit sie sich beruhigt«, sagte Genia leise zu mir.
    Nach Soscha wankte Tante Itta von Theresienstadt mit ihren geschwollenen Beinen ins Zimmer und stöhnte vor Schmerz. Ich ließ Genia stehen und beeilte mich, Itta ein Glas Wasser und eine Schmerztablette zu bringen.
    »Ich mußte unbedingt kommen«, sagte Itta, von Schmerzen gequält, »das hätte mir noch gefehlt, daß sie sagen, die beste Freundin deiner Mutter sei nicht zur Schiwa gekommen.«
    »Itta ist wirklich eine gute Freundin«, sagte Sonia, als sie sah, daß Itta vor Schmerz und Erschöpfung dem Zusammenbruch nahe war.
    Die anderen alten Frauen nickten bestätigend.
    Auch Guta, die Frau des Rabbiners, kam mit ihrer Tochter Emuna. Sie setzten sich neben Chava, die vor Sonias Zorn geflohen war und sich allein in eine Zimmerecke zurückgezogen hatte.
    Von dort hörte ich, wie die drei flüsternd Psalmen beteten.
    Die Trauergäste haben die Herrschaft in der Wohnung übernommen, dachte ich, als ich mich umschaute.
    Sonia ging in die Küche, um Kaffee und Tee zu kochen, Genia servierte kalte Getränke, und die rogelach von Frau Tuchmayer, die sie in eine Kristallschale gelegt hatte, fanden reißenden Absatz.
    »Nicht wie früher, aber gut«, lobten alle.
    Plötzlich breitete sich Stille im Zimmer aus. Wie alle anderen starrte ich Mischka, den Fotografen, an.
    »Von all unseren Männern«, sagte Sonia in die Stille, »ist nur dieser einzige geblieben.« Und dann erklärte sie mir: »Männer, die keine Frau haben, sterben sofort.«
    »Er war immer Junggeselle«, flüsterte mir Genia zu.
    Mischka stand verlegen in der Tür. Dann faßte er sich, kam zu mir und nahm aus einem alten Album, das er an die Brust gedrückt hatte, ein brüchiges Foto und hielt es mir hin.
    »Hier auf dem Bild, das bist du«, sagte Mischka, »da im Kinderwagen, ich erinnere mich, als wäre es gestern gewesen, du warst damals noch kein Jahr alt.«
    Ich betrachtete das unbekannte Bild und sah ein lächelndes Baby, in warme

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