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Es war einmal eine Familie

Es war einmal eine Familie

Titel: Es war einmal eine Familie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lizzie Doron
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Porzellantassen für den Kaffee. Und kauf bei Chava Lifschitz einen Strauß Rosen.« Mit einem Lächeln fügte sie hinzu: »Heute kann es mir kein Unglück mehr bringen.«
    Ich ertappte mich dabei, daß ich die Wohnung für die Schiwa so herrichtete, wie meine Mutter es gewollt hätte.
    »Bist du nun tot oder nicht?« fragte ich sie in Gedanken, während ich die weiße Tischdecke auflegte und die große Kristallschale aus dem Küchenschrank holte.
    Und ich hörte meine Mutter sagen: »Ich bin, wie du weißt, eine Veteranin des Todes.«
    * Jidd.: Klatschblasen.
    ** Jidd.: Erbarmen.
Dämmerung
    Als es Abend wurde, verließ ich die Wohnung meiner Mutter. Statt in mein Auto zu steigen, lief ich noch eine Weile durch die Straßen des Viertels.
    Eine neue Ampel blinkte am Ende der Jizchak-Sadeh-Straße, und vor mir erstreckte sich ein neuer Zebrastreifen.
    Vor vielen Jahren lief ich einmal gegen Abend mit meiner Mutter durch die Trumpeldor-Straße. Als wir in die Jizchak-Sadeh-Straße einbogen und sie überqueren wollten, näherte sich uns ein Mann und fragte freundlich: »Entschuldigen Sie, sind Sie von hier?«
    »Nein, ich bin von dort«, antwortete meine Mutter beiläufig und deutete nirgendwohin. Ich zuckte zusammen.
    Der Mann war verwirrt.
    »Brauchen Sie Hilfe?« fragte sie liebenswürdig.
    »Ja«, sagte der Mann erfreut, »können Sie mir bitte sagen, wie diese Straße heißt?«
    »Das ist die Janusz-Korczak-Straße«, sagte sie mit großer Bestimmtheit. Ich wurde rot.
    »Danke«, antwortete der Mann.
    Er runzelte die Stirn und blickte sich um, ging ein paar Schritte, dann wandte er sich wieder an meine Mutter. »Entschuldigen Sie, aber da steht Jizchak-Sadeh-Straße«, sagte er irritiert und deutete auf das Straßenschild.
    »Jeder hat seine eigenen Helden«, antwortete meine Mutter zufrieden, griff nach meiner Hand und überquerte mit mir die Straße.
    Jemand tippte mir leicht auf die Schulter.
    Ich wandte den Kopf und sah eine kleine Frau mit einem runden Gesicht und einem Mitleid verströmenden Blick.
    »Es tat mir leid zu hören, daß sie gestorben ist«, sagte die Frau.
    Ich erkannte sie sofort: Emuna, die Tochter des Rabbiners. Sie sieht genauso aus wie ihre Mutter, dachte ich. Wie Guta, die Frau des Rabbiners, trug Emuna züchtige Kleidung, dunkel und schwer, und nicht ein einziges Haar schaute unter ihrem bunten Kopftuch hervor.
    Ich wollte fragen, wie es ihr gehe, aber sie hob ihre Augen gen Himmel, und aus ihrem Mund sprudelten die Worte: »Der Allgegenwärtige tröste dich samt allen, die da trauern um Zion und Jerusalem, mögest du vor weiterem Leid bewahrt bleiben.« Dann schnappte sie nach Luft, schloß die Augen und sagte: »Sie hatte es nicht gut in dieser Welt, deine Mutter.« Sie nickte und fuhr sofort, vielleicht, um ihre Worte abzuschwächen, mit den Segenssprüchen fort: »Möge die Seele der gerechten Frau ins Paradies aufsteigen, möge ihr die Erde leicht sein, kein Leid möge ihr mehr zuteil werden, sie ruhe in Frieden, Amen.« Dann fügte sie abschließend hinzu: »Mögest du vor weiterem Leid bewahrt bleiben« und überquerte ohne Abschiedsgruß die Straße.
    Wie ihre Mutter, dachte ich, sie sagt, was sie zu sagen hat, und verschwindet.

    Wieder sah ich meine Mutter vor mir, zusammengekrümmt auf dem Rollstuhl im Krankenhaus, wie sie in ihrem völlig verwirrten Zustand laut schrie: »Sauerstoff! Hilfe! Sauerstoff!«
    Die Ärzte erschienen mit ihrer Ausrüstung. »Ans Beatmungsgerät anschließen!« rief einer, befand dann aber überrascht, die Kranke habe keine Atemnot, der Puls sei normal, das Herzschlage regelmäßig. Das Ärzteteam suchte nach einer Diagnose, die Anspannung nahm zu.
    Und meine Mutter schrie weiter: »Sauerstoff! Hilfe! Sauerstoff!«
    Sie wurde nun doch ans Beatmungsgerät angeschlossen. Sie wehrte sich mit Blicken, aber die Ärzte waren zu sehr mit ihren lebensrettenden Maßnahmen beschäftigt und achteten nur auf die Apparate. Verzweifelt, mit aufgerissenen Augen, schaute sie mich an und flehte stumm: »Sauerstoff! Hilfe! Sauerstoff!«
    Ich versprach ihr, alles komme in Ordnung, bevor mich die Ärzte hinausschickten.
    Vom Krankenhausflur aus rief ich ihre Friseurin an und bat sie, so schnell wie möglich zu kommen und meiner Mutter die Haare blond zu färben. »Sie will nicht, daß die Nazis sie umbringen«, erklärte ich ihr. Die Frau hatte Mitleid und machte sich sofort auf den Weg.
    »Ihre arme Mutter, sie kommt aus der Shoah«, sagte sie bei ihrem Eintreffen

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