Es war einmal in New York / Nie wieder sollst du lieben
leise.
„Nein, keineswegs, Bartolla“, widersprach Francesca viel zu überhastet.
Wieder ruhte Bartollas kritischer Blick auf ihr, und das sich anschließende Schweigen begann, Francesca nervös zu machen. Als Bartolla endlich wieder etwas sagte, war ihr Tonfall ein anderer. Sie klang etwas sanfter. „Hast du wirklich geglaubt, mit Hart liiert zu sein, könnte so einfach sein?“
Sie biss sich auf die Lippe, da sie wusste, sie durfte mit Bartolla nicht über ihre privaten Angelegenheiten reden. Dieser Frau konnte man nicht über den Weg trauen. Auf der anderen Seite wollte sie unbedingt jemandem ihr Herz ausschütten, und Bartolla kannte Hart gut genug.
„Nur eine sehr dumme Frau würde so etwas glauben“, erwiderte Francesca und versuchte zu lächeln.
„Und eine sehr kluge Frau hätte ihn sofort zum Teufel geschickt, nicht wahr?“, ergänzte Bartolla.
Francesca musste ihr zustimmen, ob sie es wollte oder nicht. „Es ist sehr schwierig, ihm zu widerstehen. Wenn er will, kann er sehr überzeugend sein.“
„Und heute Abend genießt er es, mit einer anderen Frau zu flirten. Habt ihr beide euch gestritten?“
Sofort versteifte Francesca sich. Dann hatte Bartolla es also gemerkt. War womöglich die ganze Welt Zeuge geworden, wie er seine Aufmerksamkeit nicht auf seine Zukünftige richtete, sondern auf eine andere Frau? „Ich habe nichts dagegen, wenn er flirtet“, sagte sie. „Es bedeutet mir nichts – und ihm auch nicht.“
„Als ich heute herkam, war ich noch recht boshaft gestimmt“, meinte Bartolla daraufhin nachdenklich. „Ich dachte, ich könnte mich auf deine Kosten in eine bessere Stimmung versetzen. Als ich auf die Terrasse kam, wollte ich eigentlich nur Salz in deine Wunden streuen. Aber ich mag dich, Francesca. Daher werde ich dir einen Rat geben.“
Francesca rührte sich nicht. Welche Taktik schlug Bartolla nun ein?
„Geh wieder hinein, Darling, und kämpfe für das, was du willst“, erklärte sie. „Aber steh nicht hier draußen herum, um wie ein kleines Kind zu schmollen und Tränen zu vergießen.“
So ungern sie es zugeben wollte, hatte Bartolla doch recht. Sie versteckte sich hier und schmollte – und sie erging sich in Selbstmitleid. Sicher, sie wollte um Hart kämpfen, aber sie hatte Angst, sich dafür mit Darlene Fischer und Frauen von ihrem Schlag messen zu müssen. „Ich weiß nicht, ob ich das kann“, flüsterte sie. „Ich bin nicht halb so schön wie all die Frauen, die er bislang bevorzugt hat.“
Bartolla drückte sie an sich. „Unsinn! Zugegeben, an deiner Garderobe für den Tag könntest du etwas tun, und vor allem solltest du dich endlich von diesen grässlichen blauen Anzügen trennen. Aber du bist genauso verlockend wie die anderen. Es ist alles nur ein Spiel, Francesca, selbst dann, wenn du es wagst, dich wirklich zu verlieben. Das Kleid stimmt, der Hüftschwung ebenfalls, genauso der Blick. Das ist der richtige Augenblick.“
„Ich bin wohl kaum eine Verführerin“, protestierte sie.
„Jede Frau ist eine Verführerin“, widersprach Bartolla sofort. „Du musst einfach nur besser sein als die anderen, und da du weitaus gescheiter bist als wir alle, dürfte das wohl kein Problem für dich sein.“
Auf dem Ölgemälde hatte sie sehr verführerisch ausgesehen, das musste sie selbst sagen. Und mehr als einmal war Harts Reaktion auf sie die gleiche gewesen, wie sie sie bei einer Femme fatale erwartet hätte. „Aber etwas stimmt nicht. Irgendetwas nagt an ihm.“ Sie zögerte. „Und ich bin sicher, dass es sich dabei nicht um ein Verlangen nach Miss Fischer handelt.“
„Er ist ein Mann, und zudem ein ganz besonderes Exemplar seiner Gattung. Männer wie er verlassen gern den gewohnten Pfad. Es wird nicht bei dem bleiben, was er heute Abend macht – eines Tages wird er wirklich in andere Gefilde vorstoßen wollen. Das weißt du so gut wie ich! Aber du kannst ihn auf den rechten Weg zurückholen.“ Sie lächelte Francesca an. „Ich konnte beobachten, wie er dich ansieht. Das ist mehr als nur Lust. Wäre es bloße Lust, würde ich dir raten, die Verlobung zu lösen und einfach nur deinen Spaß zu haben. Doch er bewundert dich, das kann ich seinen Augen ansehen. Es gibt Hoffnung, Darling. Wenn du stark genug bist, wird es dir gelingen, die Höhen und Tiefen einer Beziehung durchzustehen, die zweifellos sehr hoch und sehr tief reichen werden.“
Francesca hasste es, dass Bartolla so wie Daisy daranglaubte, Hart werde früher oder später
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