Es war einmal in New York / Nie wieder sollst du lieben
nicht fassen. „Du deutest an, dass du unsere Verlobung auflösen willst? Und du willst, dass ich den Rückzieher mache, damit ich dir diesen Schritt erspare? Und du willst mir nicht einmal eine Erklärung dafür geben?“
„Nein“, antwortete er ernst. „Bedräng mich nicht.“
Diese Warnung war eindeutig. Seine gute Laune und der Calder Hart, den sie kennen und lieben gelernt hatte, drohten sich bereits erneut zu verflüchtigen. Doch sie konnte einfach nicht anders. Wenn er an ihrer gemeinsamen Zukunft zweifelte, dann musste er es ihr sagen.
Sie baute sich vor ihm auf und legte eine Hand in Herzhöhe auf seine Brust. „Willst du unsere Verlobung beenden?“, fragte sie ohne Umschweife.
Weder war er überrascht noch protestierte er oder stritt es ab. Er stand einfach nur da und sah sie mit finsterem Blick an.
Oh mein Gott, er will es wirklich!
Sie ließ ihre Hand sinken und wich vor ihm zurück.
„Lass uns jetzt reingehen“, sagte er mit rauer Stimme und einem Lächeln auf den Lippen. „Ich habe dir einen Champagner versprochen.“
„Nein“, flüsterte sie und rührte sich nicht von der Stelle. „Wir haben uns gleich am ersten Tag versprochen, immer ehrlich zueinander zu sein. Wir waren uns einig, dass es zwischen uns keine Lügen geben sollte. Wenn du jetzt an uns, an mir zweifelst, dann bist du mir diese versprochene Ehrlichkeit schuldig.“
Er benetzte seine Lippen. „Ich wollte dir niemals wehtun, und so wird es auch immer bleiben.“ Dann fügte er an: „Bitte, Francesca, lass diesen Punkt auf sich beruhen.“ Es war eine Bitte, eine flehentliche Bitte – die erste, die er ihres Wissens jemals ausgesprochen hatte.
Doch sie konnte sich das jetzt nicht anhören. Er hatte Zweifel, schwere Zweifel sogar. „Du willst die Verlobung auflösen“, hörte sie sich wieder sagen. Es war keine Frage, sondern eine Feststellung. Ihr wurde schwarz vor Augen, und alles begann sich um sie zu drehen.
„Bedräng mich nicht“, gab er schroff zurück. „Nicht jetzt, nicht heute Abend.“
Irgendwie gelang es ihr, sich auf den Beinen zu halten. Sie bemerkte, dass Hart ihren Arm hielt. „Lass uns nach Hause gehen, Francesca. Ich glaube, ein Glas Scotch würde uns beiden guttun.“ Als sei in den letzten Stunden und Minuten nichts geschehen, strich er mit seinem Mund verlangend über ihre Wange.
Sie hatte das Gefühl, mit einem Kopfnicken zu reagieren. Sie musste in Ruhe nachdenken, auch wenn sie im Augenblick so geschockt war, dass sie nicht in der Lage war, irgendeinen klaren Gedanken zu fassen.
Hart führte sie zurück ins Haus und durch das Empfangszimmer. Vom Personal abgesehen, war es ungewöhnlich leer.Erst dann wurde ihr bewusst, dass die Gäste im Salon inzwischen beim Abendessen sitzen mussten. Harts Arm lag um ihre Taille, und für einen Moment schloss sie die Augen und lehnte sich an ihn. Auch jetzt, da ihr jeder Instinkt ihr sagte, sie müsse vor diesem Mann die Flucht ergreifen, spendete sein kräftiger Körper ihr den Trost, den sie brauchte.
Er hielt inne.
Sie spürte, dass er sich anspannte, wusste aber sofort, es hatte nichts mit ihrer Diskussion zu tun. Sie sah ihn an. „Was ist los?“
Seine Miene wirkte deutlich gelassener, als er fragte: „Bist du heute Abend in der Laune, deinen kriminalistischen Spürsinn arbeiten zu lassen?“
Überrascht folgte sie seinem Blick und entdeckte einen gut aussehenden Gentleman, der soeben das Haus betrat und Spazierstock und Handschuhe abgab. „Wieso? Wer ist das?“
„Das, meine Liebe, ist Lord Randolph.“
Francesca vergaß augenblicklich alles, was sich in den letzten Stunden abgespielt hatte. Randolph war etwas älter als sie, vielleicht siebenundzwanzig oder achtundzwanzig. Er hatte dunkles Haar und helle Haut, und sogar auf die große Entfernung, die noch zwischen ihnen lag, fielen ihr seine Augen auf, die von einem ganz außergewöhnlichen Blau waren. „Ja, in dieser Laune bin ich. Eine solche Gelegenheit könnte ich mir doch unter keinen Umständen entgehen lassen“, gab sie zurück, ohne den Blick von ihrer Beute zu nehmen. Er war ein höchst attraktiver Mann von der Sorte, der sogar eine so anständige Frau wie Gwen verfallen konnte.
Was für ein eigentümlicher Zufall, dass Gwens ehemaliger Liebhaber und Arbeitgeber sich ausgerechnet jetzt in der Stadt aufhielt, da der Schlitzer sein Unwesen trieb.
Hatte Maggie nicht auch von einem Gentleman mit auffallend blauen Augen gesprochen, dem sie am Abend, als Kateermordet wurde,
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