Es war einmal in New York / Nie wieder sollst du lieben
„Fran! Ist alles in Ordnung?“, fragte sie, während sie sie umarmte.
Früher, als die Arbeit als Kriminalistin nicht annähernd so viel Zeit beansprucht hatte, war Francesca häufig, wenn nicht gar täglich bei ihrer Schwester zu Besuch gewesen. Sie liebte nicht nur ihre Schwester sehr, sondern auch ihre beiden Nichten. In letzter Zeit hatte Francesca ihre Besuche notgedrungen auf zwei Tage in der Woche beschränken müssen, da sonst nicht genug Zeit blieb, um alles zu erledigen, was sie sich vorgenommen hatte und was zu ihrer Arbeit gehörte.
Francesca sah Connie unvermittelt an. Die halbe Nacht hatte sie damit verbracht, sich von einer Seite auf die andere zu wälzen, während sie versuchte, jedes Wort und jede von Harts Gesten zu deuten. Als sie dann irgendwann vor Müdigkeit eingeschlafen war, hatte sie noch immer nicht gewusst, wie sie sein Verhalten bewerten sollte. „Ich glaube nicht“, antwortete sie. „Aber um ehrlich zu sein, ich bin mir nicht sicher.“
Sofort drehte sich Connie um und zog die beiden Salontüren zu, um für die nötige Privatsphäre zu sorgen. Dann wandte sie sich wieder Francesca zu, nahm sie an beiden Händen und führte sie zu einem Paar burgunderfarbener Sessel. Während sie Platz nahmen, fragte sie leise: „Ich nehme an,es geht um Calder?“
Francesca nickte ängstlich. „Wie konnte das nur passieren?“, wunderte sie sich. „Wie konnte ich mich nur in solch einen Mann verlieben? Mein Leben lang habe ich geglaubt, mein Ehemann würde einmal ein Mann wie unser Vater sein. Stattdessen verliebe ich mich Hals über Kopf in den berüchtigtsten Frauenheld der ganzen Stadt.“
Connie holte tief Luft und sah Francesca mit ihren blauen Augen an. „Glaubst du denn, er hat etwas mit einer anderen Frau angefangen?“
„Nein.“ Sie biss sich auf die Lippe. „Ich weiß, du hast ihn gestern Abend ja auch gesehen. Er verbrachte kaum Zeit an meiner Seite, und er ließ es zu, dass Darlene Fischer unentwegt mit ihm flirtete. Aber ich glaube nicht, dass er mir schon untreu werden will. Dennoch macht ihm etwas zu schaffen, und er sagt mir nicht, was es ist.“
„Dann lässt du es vielleicht auch besser auf sich beruhen, bis er sich dir anvertrauen möchte.“ Als Francesca widersprechen wollte, hob Connie eine Hand. „Ich weiß, das wird für dich unerträglich schwer sein. Ich kann mir nichts vorstellen, was mehr Disziplin zu wahren verlangt, wenn es um Calder Hart geht. Aber glaub mir, Fran. Es gibt Zeiten, da musst du hartnäckig nachbohren, und es gibt Zeiten, da musst du einfach abwarten.“
Francesca verstand durchaus, was ihre Schwester ihr sagte, doch wie konnte sie über diesen Zwischenfall hinweggehen? „Als ich seinen Heiratsantrag schließlich annahm, da wusste ich instinktiv, dass er die Macht hat, mich völlig zu zerstören. Was soll ich tun? Ich weiß einfach nicht, wie ich mich verhalten soll“, klagte sie ihr Leid.
Connie schwieg einen Moment lang nachdenklich. „Du weißt, ich werde dir gegenüber immer offen und ehrlich sein. Einem Mann wie Calder das Herz zu schenken, ist tatsächlichnicht ungefährlich. Ich dachte ebenfalls, du würdest die wahre Liebe bei einem Mann finden, der unserem Vater ähnlich ist – einem Mann wie Rick Bragg.“
Francesca seufzte. „Er wäre so ungefährlich gewesen.“
„Ja, das wäre er. Warum erzählst du mir nicht, was gestern Abend wirklich geschah?“, schlug ihre Schwester vor.
Ihr Herz raste, als sie sich den vergangenen Abend erneut ins Gedächtnis rief. „Gestern Morgen war noch alles in Ordnung. Hart war aufmerksam, liebevoll und charmant. Als ich dann am Abend herkam, merkte ich bereits, dass etwas nicht stimmte. Ich konnte förmlich die düsteren Wolken sehen, die sich über ihm zusammengebraut hatten.“
„Hast du ihn gefragt, was mit ihm los war?“
„Ja, aber er weigerte sich, mit mir darüber zu reden. Ich bedrängte ihn so lange, bis er wütend wurde. Con, er sagte mir, ich habe von seinem Ruf gewusst, als ich ihm das Jawort gab. Und nun meint er, ich könne die Verlobung auch wieder lösen, wenn ich das wollte.“
Connie riss ungläubig den Mund auf. „Er will, dass du die Verlobung beendest?“
„Später hat er es dann geleugnet. Aber bleibt da nicht nur eine einzige Schlussfolgerung? Er zweifelt an uns, und ich glaube, es hätte ihn nicht gestört, wenn ich mich von ihm getrennt hätte.“
„Fran“, sagte sie und nahm die Hand ihrer Schwester. „Ich werde gar nicht erst versuchen, einen Mann
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