Es war einmal in New York / Nie wieder sollst du lieben
Gutes zu bedeuten hatten. „Was ist los?“, wollte sie wissen. „Was ist passiert? Es ist doch niemand gestorben, oder?“
„Dein Vater wartet auf dich“, gab Julia lediglich zurück.
„Mama!“, protestierte Francesca vehement.
„Also gut, wenn du es unbedingt so willst. Andrew hat die Hochzeit abgesagt.“
Francesca stand da, den Mund vor Schock weit aufgerissen, kaum fähig, das zu begreifen, was ihre Mutter soeben gesagt hatte.
„Wir waren beide sehr beunruhigt darüber, dass ihr beide gestern Abend offensichtlich Streit hattet“, erklärte Julia. „Ich habe versucht, Andrew zu beruhigen, doch dann erzählte uns Roberta Hind von seiner Geliebten. Mein Gott, Francesca, nicht mal ich kann mich schützend vor deine Verlobung stellen, wenn er unverhohlen weiterhin mit einer solchen Frau zu tun hat!“
Francesca stieß einen spitzen Schrei aus, als sie ihre Mutter reden hörte. „Aber das ist doch gar nicht so!“, wandte sie ein. „Es ist nicht so, wie ihr glaubt!“ Ihr Vater hatte die Hochzeit abgesagt. Sie war wie benommen und versuchte, einen klaren Gedanken zu fassen.
„Die ganze Gesellschaft weiß, dass diese Jones immer noch in dem Haus wohnt, das er für sie gekauft hat!“, konterte Julia. „Wie kann er dir so etwas antun? Wie? Ich hatte wirklich geglaubt, er würde dich achten!“
Es war egal, ob sie es erklärte oder nicht, ihre Mutter würde ihr so oder so kein Wort glauben. Aber ihr Vater konnte das nicht machen, nicht ohne ihr Einverständnis, nicht ohne ihre Meinung dazu zu hören und ihre Gefühle zu respektieren. Wieder raffte sie den Rock, eilte diesmal aber ins Arbeitszimmer ihres Vaters.
Die Tür stand weit offen, und sie stürmte hinein, ohne erst anzuklopfen. Andrew hatte es sich auf dem Sofa bequem gemacht, trug Hausrock und Hausschuhe und las in der Sun. Im Kamin brannte ein Feuer, auf dem Beistelltisch stand ein Glas Rotwein. Als sie vor ihm stehen blieb, sah er sie über den Rand der Zeitung hinweg an.
„Du kannst nicht einfach meine Verlobung auflösen, ohne erst mit mir zu sprechen“, erklärte sie, während sie am ganzen Leib zitterte. Das durfte nicht geschehen, und sie würde es nicht zulassen.
Gelassen legte Andrew seine Zeitung zur Seite. „Komm,setz dich zu mir, Francesca“, erwiderte er und deutete auf den Platz neben ihm auf dem Sofa.
Sie weigerte sich, seiner Aufforderung nachzukommen. „Ich liebe ihn, und ich werde ihn heiraten. Es ist nicht so, wie du denkst. Er ist nicht mit Daisy Jones zusammen!“
„Ich denke das, was ich für das Richtige halte“, gab er zurück und stand auf. „Er ist ein egoistischer, selbstgefälliger Kerl. Im Moment ist er von dir fasziniert, mehr aber nicht. Gestern Abend hat er sich für eine andere Frau interessiert, nicht für dich – seine Verlobte. Gestern Abend hat sein Verhalten dich verletzt. Ich konnte es dir ansehen, also leugne es gar nicht erst. Ihr beide habt euer gemeinsames Leben noch gar nicht begonnen, und schon zeigt er sein wahres Gesicht. Willst du etwa ein solches Leben führen? Bei Gott, Francesca, das werde ich nicht zulassen. Dieser Mann ist nicht mal gut genug, um mit ihm den Boden zu wischen, auf dem du gehst.“
Das Zittern hatte ihren ganzen Körper erfasst, und sie war den Tränen nah. „Dad, tu das nicht. Hart ist ein guter Mann, ich kenne ihn besser als jeder sonst. Und was gestern Abend angeht, irrst du dich.“
„Ich habe die Verlobung schon gelöst“, sagte er entschieden. „Ich weiß, im Moment schwärmst du nur für ihn, aber mit der Zeit wird das vorübergehen, und du wirst einen anderen Mann finden.“
„Nein“, rief sie. „Papa, bitte …“
Er fiel ihr sofort ins Wort: „Meine Entscheidung ist endgültig. Und, Francesca, denk über Folgendes nach: Als ich ihm sagte, die Verlobung sei aufgehoben, hat er nicht einmal widersprochen.“
Noch immer völlig aufgelöst betätigte Francesca wiederholt die Türglocke. Sie wusste, sie sollte in ihrer Verfassung nicht zu Hart gehen. Im Hinterkopf hielten sich hartnäckig dieWorte ihrer Schwester, sie solle ihm niemals nachlaufen. Doch sie musste erfahren, was sich zugetragen hatte. Er hatte nicht der Aufhebung ihrer Verlobung widersprochen. Das konnte sie einfach nicht glauben.
Er musste widersprochen haben. Die schrecklich angespannte Stimmung am Abend zuvor lag doch längst hinter ihnen, und ganz sicher würde Hart sie warmherzig empfangen, sie in die Arme nehmen und sie küssen – und sie dann in seiner üblichen
Weitere Kostenlose Bücher