Es war einmal in New York / Nie wieder sollst du lieben
Katie angelt mit Joel.“
Francesca sagte nichts. Ihr fehlten angesichts der angespannten Stimmung mit einem Mal die Worte. Sie verstandnicht, was hier vor sich ging, sie wusste nur, sie musste sich so schnell wie möglich zurückziehen. Oder würde das alles nur noch schlimmer machen?
Schließlich blickte Leigh Anne auf. Sie wirkte unendlich traurig. „Du bist nicht im Präsidium?“, fragte sie und gab sich hörbar Mühe, ihre Worte beiläufig klingen zu lassen.
Sein Lächeln war keine Spur ehrlicher. „Ich wollte heute Nachmittag zu Hause arbeiten“, erwiderte er. „Als Peter mir sagte, ihr seid zum Picknick unterwegs, dachte ich mir, ich schließe mich euch einfach an.“
„Du arbeitest nie zu Hause, es sei denn, es ist Mitternacht.“ Sie hatte den Blick gesenkt, womit es unmöglich war, ihr anzusehen, was in ihr vorging.
„Ich finde, es wird Zeit, das zu ändern“, erklärte Rick, der Mühe hatte, seine Worte so über die Lippen zu bringen, dass sie unbeschwert klangen.
Francesca hielt das nicht länger aus. Sie konnte weder seinen noch Leigh Annes Schmerz ertragen, den beide zu überspielen versuchten. Am liebsten hätte sie ihn in die Arme genommen und getröstet – und den beiden dann so gründlich die Meinung gesagt, bis sie endlich Vernunft annahmen. Was war hier vorgefallen? Und wie sollte zwischen ihnen wieder Normalität Einzug halten? „Es sind noch genügend Sandwiches da“, sagte sie rasch. „Ich muss übrigens gehen, da ich noch mit Sullivans zweitem Mitbewohner reden muss.“
„Wir haben Josh Bennett heute Morgen gründlich befragt“, erklärte Bragg. „Er hat kein Licht in die Sache bringen können, da seine Aussage fast identisch mit der von Ron Ames war. Er sagte, Kate habe ihren Ehemann vor etwa eineinhalb Jahren verlassen. John Sullivan war ein Trinker – und aggressiv dazu. Es verging keine Nacht, in der er nicht vom Hass auf seine Frau sprach.“ Er nickte ihr zu. „Aber wenn du ihn auch noch befragen möchtest, kannst du das gerne machen.Ich halte es allerdings für Zeitverschwendung.“
Francesca fand das inzwischen auch. Leigh Anne beobachtete sie beide, woraufhin sie rasch lächelte. „Ich werde trotzdem einen Versuch unternehmen. Was ist mit dem Foto, das Farr in der Wohnung fand? Konnte der Gentleman bereits identifiziert werden?“
„Newman ist noch damit beschäftigt.“
Sie nickte. „Gut.“ Dann wandte sie sich Leigh Anne zu, um der für ihre Gastfreundschaft zu danken, bekam aber keine Gelegenheit dazu.
„Nein, geh nicht?“, sagte Leigh Anne mit Nachdruck und fügte dann rasch an: „Rick, ich fühle mich nicht wohl. Ich habe eine schreckliche Migräne, ich möchte nach Hause und mich ins Bett legen. Bitte hilf mir auf.“
Händeringend stand Francesca da, während Bragg ihr in den Rollstuhl half. Sie war sich sicher, dass es nur ein Vorwand war, um sich zurückziehen zu können.
„Bleib du noch bei den Kindern, dann könnt ihr zusammen picknicken“, meinte Leigh Anne, nachdem sie im Rollstuhl saß. „Du hast dir immerhin den halben Tag freigenommen, und es wäre doch eine Schande, wenn du das nicht nutzen würdest. Peter kann mich nach Hause bringen. Und du, Francesca, solltest noch nicht aufbrechen. Joel versteht sich so gut mit Katie, außerdem kannst du mit Rick über den Fall reden, während er etwas isst.“ Sie lächelte ihr zu, aber es war ein unübersehbar gezwungenes Lächeln.
Francesca war bestürzt und überlegte, ob Leigh Anne sie und Rick wieder zusammenbringen wollte. Er wirkte resigniert – nein, schlimmer noch: Es sah so aus, als gebe er sich geschlagen. „Ich werde dich nach Hause bringen“, erklärte er und strich seiner Frau übers Haar.
„Nein! Genieß deine freie Zeit, du hast sie dir mehr als verdient. Peter! Fahren Sie mich bitte zur Kutsche.“ Ihre Mienehatte einen entschlossenen Ausdruck angenommen, in ihren Augen schimmerten Tränen, die sie um keinen Preis vergießen wollte.
Francesca merkte, wie ihr selbst ebenfalls die Tränen kamen. Sie rührte sich nicht von der Stelle.
Als Peter zu ihnen kam, nickte Rick ihm zu, dann schob der große Schwede den Rollstuhl zu der wartenden Kutsche. Leigh Anne drehte sich zu Francesca um und lächelte so freudestrahlend, dass es ihr Schmerzen bereiten musste. „Danke für den schönen Nachmittag“, sagte sie.
Ausnahmsweise war Francesca um Worte verlegen und dachte die ganze Zeit nur, sie hätte diejenige sein sollen, die das Picknick verließ, aber nicht Leigh
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