Es war einmal in New York / Nie wieder sollst du lieben
Kopf und spürte, wie ihr Herz raste. „Ich … ich bitte um Verzeihung, Sir, ich …“, stammeltesie, ohne zu wissen, was sie sagen sollte. Dann auf einmal stieg er ab und kam zu ihr!
Sie wagte es, den Kopf zu heben, konnte aber kaum atmen.
Randolph kam näher, Randolph, dieser unglaublich gut aussehende Mann, den sie noch niemals hatte lächeln sehen. „Sie müssen sich nicht entschuldigen, nur weil Sie sich über den ersten richtigen Frühlingstag freuen, Mrs Hanrahan.“ Er verbeugte sich vor ihr.
Ihre Blicke trafen sich, und sie hatte das Gefühl, in seinen außergewöhnlich blauen Augen zu ertrinken. Sie wusste, ihre Wangen glühten in diesem Moment, doch es war auch unmöglich, die Tatsache zu ignorieren, dass Harry de Warenne ein höchst attraktiver Mann war – auch wenn es sich bei ihm um einen Edelmann und ihren Arbeitgeber handelte.
Zum Glück sah sie ihn an normalen Tagen höchstens ein- oder zweimal. Zu ihrem Unglück jedoch genügten diese Gelegenheiten, um nachts immer wieder von ihm zu träumen.
Fragen über Fragen stürzten auf sie ein. Warum hatte er sich vor ihr verbeugt? Wie unordentlich sah sie aus? Und wie lange hatte er sie schon beobachtet? „Woher kennen Sie meinen Namen?“, flüsterte sie.
Seine Miene war ernst. Gwen kannte die Gerüchte. Er hatte Frau und Kinder vor einiger Zeit durch ein Feuer verloren und trauerte noch immer um sie. Er tat ihr so schrecklich leid, weil sie fand, dass er viel zu jung war, um den Rest seines Lebens in Trauer zu verbringen. „Sie sind bei mir angestellt“, sagte er achselzuckend. „Der Steward sagte mir, wie Sie heißen.“
Panik stieg in ihr auf. Er musste sich nach ihrem Namen erkundigt haben, weil er sie rügen wollte – oder Schlimmeres! Doch bevor sie überhaupt etwas erwidern konnte, sagte er: „Ihr Fuß ist blutig.“
Irgendwie gelang es ihr, den Blick von ihm abzuwendenund nach unten zu sehen. Es stimmte. Sie musste sich ihren Fuß an dem Stein verletzt haben. „Es ist schon in Ordnung“, brachte sie heraus. Sie wollte unbedingt zurück zum Haus, die Arbeit wartete dort auf sie.
Doch er kniete sich hin und zog ein strahlend weißes Taschentuch hervor.
Gwen hielt den Atem an.
„Ich glaube, die Wunde ist nicht sehr tief“, sagte er, während Gwen sich zusammenreißen musste, damit sie nicht aufschrie, als er das Tuch um ihren Fuß wickelte und festknotete. Seine Hände waren unglaublich sanft.
Als er sich aufrichtete, war sein Gesicht gerötet, und er sagte zu ihr: „Ich glaube, Sie sollten besser nicht mit dem Fuß auftreten. Sie können auf Storm zum Haus zurückreiten.“
Sie wollte protestieren, weil etwas nicht stimmen konnte. Sie war keine Lady, die eine solche Behandlung verdient hätte. Aber noch während das Rot auf seinen Wangen intensiver wurde, hob er sie hoch und setzte sie in den Sattel. Fassungslos ließ Gwen es geschehen und konnte nichts anderes tun, als ihn anzustarren. „Ich gehe nebenher“, erklärte er, als sich ihre Blicke wieder trafen. „Halten Sie sich nur am Sattel fest.“
Dann führte er das Pferd den Hügel hinauf und zurück zum Haus.
Und nun saß Gwen am Küchentisch, während ihr die Tränen kamen. Tränen, von denen sie geglaubt hätte, sie würde sie nicht länger vergießen müssen. Das war das erste Mal gewesen, dass Harry sie in die Arme nahm. Das erste Mal, dass er sich mit ihr unterhalten hatte. Wenn sie sich danach im Flur oder im Arbeitszimmer wiedersahen, erkundigte er sich oft nach ihrem Wohlbefinden oder fragte nach ihrer Tochter. Irgendwann waren sie und Bridget ihm im Dorf begegnet, und er hatte ihr etwas Süßes gekauft. Nach einer Weile wartete er sonntags vor der Kirche – David ging nie zum Gottesdienst,und Lord Randolph war natürlich Protestant – und fuhr sie anschließend in seiner eleganten Kutsche nach Hause.
Dann kam das Weihnachtsfest, und er schenkte ihrer Familie einen großen Korb voller exotischer Kaffee- und Teesorten, Gebäck und Pralinen. Inmitten all dieser Geschenke fand sich auch eine kleine Flasche mit einem edlen französischen Parfüm.
Irgendwann begriff sie, dass sie sich hoffnungslos in Lord Randolph verliebt hatte, auch wenn sie nicht wusste, was ihre sonderbare Beziehung ihm bedeutete. Sie lebte für die kurzen Augenblicke an jedem Tag, wenn sie sich im Haus begegneten, und sie lebte für die Sonntage, wenn er sie und Bridget von der Kirche abholte. Sie kannte seinen Ruf, daher wusste sie, dass er nicht mit anderen Frauen flirtete, egal aus
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