Es war einmal in New York / Nie wieder sollst du lieben
welcher Schicht sie kamen. Demnach musste sie sich irren, wenn sie glaubte, er würde ihr den Hof machen. Außerdem war ihr zu Ohren gekommen, er habe sich geschworen, nie wieder zu heiraten. Und doch war da etwas zwischen ihnen, das immer wieder eine irrationale Hoffnung in ihr aufkeimen ließ …
Dann war es wieder zu einem heftigen Streit zwischen ihr und David gekommen. Zwei Tage lang blieb er spurlos verschwunden, und sie hatte gewusst, dass er wieder durch die Pubs in der Umgebung zog und sich fast bis zur Besinnungslosigkeit betrank. Es war nicht das erste Mal, und es würde nicht das letzte Mal bleiben. Ein Teil von ihr wünschte sich, er würde niemals zurückkommen. Doch er kam zurück und brach einen Streit vom Zaun, der so sehr eskalierte, dass er schließlich begann, mit den Fäusten auf sie einzuschlagen. Am nächsten Tag war ihr Gesicht geschwollen und mit blauen Flecken übersät, und Gwen wusste, sie konnte so nicht zur Arbeit gehen. Sie schickte eine Mitteilung an die Haushälterin auf Adare, sie sei krank und müsse einige Tage zu Hause bleiben.
Am nächsten Tag kam Randolph zu ihr.
Voller Panik weigerte sie sich, ihm die Tür zu öffnen, doch er kam trotzdem ins Haus. Als er ihr Gesicht sah, erkannte sie, wie viel sie ihm bedeutete. Ehe sie sich versah, hatte er sie in die Arme genommen und an sich gedrückt, während er wissen wollte, wer ihr so etwas angetan hatte.
Sie flehte ihn an, nicht darauf zu beharren, es zu erfahren.
Er begann sie zu küssen, und er erklärte, er könne so etwas nicht auf sich beruhen lassen. Seine Küsse hatten die Wirkung eines Korkens, der aus einer Champagnerflasche herausschoss. Eine Berührung ihrer Lippen war genug, um die Leidenschaft übermächtig werden zu lassen.
Gwen wischte sich die Tränen weg. Sie hasste diese Erinnerungen, und zugleich waren sie das Schönste, was sie besaß. Sie wünschte, Randolph wäre nicht in die Stadt gekommen, gleichzeitig sehnte sie sich danach, er möge wenigstens noch einmal zu ihr zurückkommen. Als auf einmal an der Tür geklopft wurde, wusste sie, ihr Wunsch war erhört worden. Aus einem unerklärlichen Grund war sie sich sicher, dass er vor der Tür stand.
Langsam erhob sie sich vom Stuhl.
Wieder ein Klopfen.
Ihr Herz schlug schneller, sie eilte zur Tür und schloss auf, ohne erst noch zu fragen, wer sich wirklich dort im Treppenhaus auf hielt.
Sie öffnete, und dann erkannte sie Harry de Warenne, der sie eindringlich ansah.
Ihr war, als sei sie wieder in Irland, in dem kleinen Cottage, das sie ihr Zuhause genannt hatte. Als habe jemand die Uhr zurückgestellt auf jene Zeit, als sie noch seine Hausangestellte war – und seine Geliebte.
Er streckte die Arme aus, sie machte einen Schritt nach vorn und fiel ihm um den Hals.
„Oh Gott!“, rief Francesca und packte Harts Arm. Sie waren Randolphs Hansom quer durch die Stadt zur Avenue A und von dort bis in die zehnte Straße gefolgt. Und nun sahen sie mit an, wie er den Kutscher der Droschke bezahlte und sich dem Gebäude zuwandte, in dem Gwen wohnte und in dem Margaret Cooper ermordet worden war.
„Hart!“ Sie sah ihn entsetzt an. „Er hat es auf Gwen abgesehen! Wir müssen ihn aufhalten!“
Hart schien das nicht allzu sehr zu gefallen. Er sah zu Maggie. „Mrs Kennedy, wir werden wohl Mrs O’Neil einen Besuch abstatten. Warten Sie bitte hier.“
Maggie wurde blass, dann nickte sie und flüsterte: „Seien Sie bitte vorsichtig.“
Francesca konnte es kaum fassen, dass ihre Instinkte richtig lagen. Aber selbst jetzt war nicht sicher, dass Harry de Warenne der Schlitzer war. Er war womöglich doch einfach nur ihr ehemaliger Geliebter und Arbeitgeber. Dennoch hielt sie es für wahrscheinlich, dass alle drei Dinge auf ihn zutrafen, da sie Randolph nicht für einen Mann hielt, der sich die Mühe machte, einen Ozean zu überqueren, nur um eine Frau wiederzusehen, die auch noch eine seiner Hausangestellten gewesen war. „Schnell“, drängte sie, während die Angst um Gwen stärker und stärker wurde. Während Hart aus der Kutsche ausstieg, suchte sie in ihrer Handtasche.
Mit einem Satz auf die Straße folgte sie ihm, die Waffe schussbereit in der Hand. Hart umfasste ihre Taille, um den Sprung abzufedern. „Wenn die geladen ist“, meinte er, „könnte es passieren, dass du jemanden damit triffst – mich eingeschlossen.“
„Selbstverständlich ist sie geladen“, flüsterte sie und sah Hart fragend an. „Eine falsche Fährte, wie?“
Er drückte den
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