Es war einmal in New York / Nie wieder sollst du lieben
äußerst praktisch für ihn.“
Sie lächelte ihm kurz zu, dann wandte sie sich an Bragg: „Wie sollen wir nun vorgehen?“
„Ich werde ihn von einem meiner Männer in zivil beschatten lassen. Es gibt nur ein Problem“, erwiderte er.
„Ein Problem?“
„Wenn er der Schlitzer ist, warum kommt er zur Beerdigung und gibt sich damit zu erkennen?“
Einen Moment lang sahen sie sich an, als auf einmal Braggs Telefon klingelte. Als er den Hörer abnahm, wandte sich Francesca Hart zu. „Er hat einen Fehler gemacht. Sie alle machen irgendwann einen Fehler – zumindest alle die, die am Ende gefasst wer den.“
Als sie bemerkte, wie warmherzig sein Blick wurde, griff sie nach seiner Hand. „Ich möchte mit dir reden“, sagte Hart so leise, dass Bragg ihn nicht hören konnte. „Wenn wir wieder zu Hause sind.“
Ihre Augen wurden daraufhin groß, und ihr Herz machte einen Satz. Gleichzeitig umfasste sie Harts Hand fester. „Muss ich mich davor fürchten?“
„Ich möchte nicht, dass du dich jemals vor mir fürchtest“, gab er zurück, „aber deine Frage beantworten kann ich dennochnicht.“ Er zögerte kurz und fügte dann an: „Ich möchte mit dir über Daisy reden.“
„Oh, Hart …“
Er sah zu Bragg und wurde schlagartig ernst. „Was ist passiert?“, wollte er wissen.
Bragg kam zu ihnen und sah sehr besorgt aus. „Das war Sarah Channing“, sagte er.
„Ist ihr etwas passiert?“, fragte Francesca erschrocken. Sie konnte sich keinen Grund vorstellen, warum sie Bragg anrufen sollte, erst recht nicht hier im Präsidium.
„Sie war ziemlich aufgeregt“, antwortete er und schaute sie ernst an. „Wie es scheint, fehlt ein Gemälde, das dein Porträt zeigt.“
„Es fehlt?“, wiederholte sie verständnislos. „Es wurde gestohlen.“
Sarah erwartete sie bereits dringend. Sie war kreidebleich, als sie sie ins Haus ließ. Bragg eilte sofort zu ihr, während Francesca zurückblieb, da sie immer noch das Gefühl hatte, unter Schock zu stehen. Sie hatten das Präsidium so hastig verlassen, als gelte es, ein Kapitalverbrechen zu verhindern. An die Fahrt zu Sarahs Haus konnte sich Francesca kaum erinnern. „Calder, das ist unmöglich“, flüsterte sie heiser.
Seine Miene war auf das Äußerste angespannt. Er war genauso außer sich wie sie selbst, und das war kein gutes Zeichen. „Offenbar ist es nicht unmöglich.“
„Calder, jemand außer dir, mir und Sarah hat das Porträt gesehen!“ Angst überkam sie. Wie eitel und dumm es doch von ihr gewesen war, für dieses Bild nackt zu posieren! Sie wusste, ihre Wangen glühten. Wer mochte sich bloß in diesem Augenblick ihr Bild ansehen? Wer hatte es gestohlen? Und warum?
„Francesca, es könnte noch viel schlimmer kommen“, gab er zu rück.
„Was in Gottes Namen meinst du denn damit?“, rief sie erschrocken.
„Ich will sagen, das Gemälde könnte durchaus irgendwo öffentlich ausgestellt werden. Kunstwerke werden üblicherweise nicht gestohlen, um sie dann wegzuschließen.“
Sie stieß einen spitzen Schrei aus, dann musste sie sich an Hart klammern, damit er ihr Halt gab. „Dazu werden wir es nicht kommen lassen“, versicherte er ihr.
Ihr Entsetzen kannte keine Grenzen. Sie war starr vor Schreck. Nackt für Hart zu posieren, war eine Sache, doch dass womöglich die halbe Welt sie so zu sehen bekommen sollte … Die Gesellschaft würde über nichts anderes mehr reden, denn wenn ein solches Geheimnis öffentlich wurde, ließ sich kaum noch verhindern, dass es sich wie ein Lauffeuer verbreitete. Oh Gott! Sie musste an ihre Familie denken. Julia würde entsetzt sein, Andrew vor Scham im Erdboden versinken. Sie alle würden die Konsequenzen tragen müssen, nur weil sie sich auf eine solche Dummheit eingelassen hatte. Im Augenblick war es aber vor allem Verlegenheit, gegen die sie ankämpfen musste. Wie sollte sie sich je wieder in der Öffentlichkeit zeigen können, wenn das Gemälde erst einmal aufgetaucht war?
Bragg und Sarah kamen zu ihr. „Es tut mir so leid“, platzte es aus Sarah heraus. „Ich hätte mein Studio abschließen müssen. Francesca, verzeih mir bitte.“
Sie nickte nur, weil sie Mühe hatte, auch nur ein Wort herauszubringen. Schließlich benetzte sie ihre Lippen und flüsterte: „Es ist nicht deine Schuld.“
Sarah begann zu weinen.
„Nun“, mischte sich Bragg ein. „Es ist offensichtlich, dass ich nicht umfassend informiert wurde, denn diese Krise lässt sich beim besten Willen nicht damit rechtfertigen, dass
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