Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Es war einmal in New York / Nie wieder sollst du lieben

Es war einmal in New York / Nie wieder sollst du lieben

Titel: Es war einmal in New York / Nie wieder sollst du lieben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brenda Joyce
Vom Netzwerk:
hingen nur ein paar weiße Wolken. Ob Bragg hergekommen war, vermochte sie nicht zu sagen. Zu sehen war jedenfalls weder etwas von ihm noch von einem seiner Detectives. Joel hielt sich ein Stück entfernt von ihr auf und bettelte Passanten um Geld an, was ihn völlig unscheinbar wirken ließ. Hart war mit einer Droschke eingetroffenund dann ins Hotel gegangen. Seine Miene hatte keinen Hehl aus seiner Wut auf sie gemacht, doch es war ihm gelungen, sie nicht anzusehen. Francesca wünschte, sein Temperament wäre nicht ganz so hitzig, doch im Moment konnte sie sich keine Gedanken darüber machen, wie sie ihn besänftigen konnte.
    Vor dem Hotel herrschte reger Betrieb. Hansoms und Kutschen hielten vor dem gold- und cremefarbenen Vordach, um Gentlemen ebenso wie attraktiv gekleidete – und zumeist paarweise eintreffende – Ladys mittleren Alters aussteigen zu lassen, die auf dem Weg zum Lunch waren. Francesca hielt sich in der Nähe eines Laternenmastes auf, der nur wenige Schritt vom Hoteleingang entfernt war, und musterte jeden Passanten und jeden Hotelgast. Niemand sah zu ihr, wenn man von den Gentlemen absah, die ihr einen Blick in der Hoffnung zuwarfen, Francescas Interesse zu wecken. Natürlich reagierte sie auf keinen von ihnen.
    Unruhig lief sie weiter auf und ab. Heute war Montag, und obwohl der Schlitzer sein Muster durchbrochen hatte, als er Kate Sullivan am Donnerstag ermordete – und ihren Ehemann vermutlich gleich mit –, war sie sich sicher, er würde heute wieder zuschlagen. Jedes seiner Opfer war weiblich, arm und hübsch gewesen. Alle waren Irinnen, ausgenommen Margaret Cooper, die aber eine irische Mutter hatte. Außer Margaret Cooper waren sie alle zu Father Culhane in den Gottesdienst gegangen – Margaret war Baptistin gewesen. Francesca kehrte unwillkürlich zu ihrer ersten Theorie zurück, wonach Margaret versehentlich ermordet worden war. Der Mörder hatte Gwen treffen wollen, dann aber die beiden Frauen verwechselt.
    Wenn das den Tatsachen entsprach – würde er dann den Überfall auf Gwen nachholen? Zum Glück stand sie unter Polizeischutz und war damit in Sicherheit.
    Irgendetwas in ihr aber warnte sie, dass sie irgendein maßgebliches Detail übersehen hatte. Sie war davon überzeugt, dass Margaret einer Verwechslung zum Opfer gefallen war. Gwen war derzeit in Sicherheit … wo also lauerte die Gefahr?
    Frustriert ging sie weiter vor dem Hotel hin und her. Ihr stand nicht der Sinn danach, noch einmal die Liste der Verdächtigen durchzugehen, doch es musste sein. Sie wusste, sie sollte David Hanrahan nicht von dieser Liste streichen, auch wenn sie ihr Leben darauf verwettet hätte, dass er unschuldig war. Aber er hasste seine Frau, da die ihn betrogen und verlassen hatte. Er hatte ein Motiv, Frauen zu töten, die ihr ähnelten. Und er konnte für keines der Verbrechen ein Alibi vorweisen, ganz zu schweigen davon, dass er früh genug ins Land gekommen war, um für die erste Tat infrage zu kommen. Es war so verlockend, in ihm den Schlitzer zu sehen. Dennoch war Francesca sich sicher, ihn ausschließen zu können. Der Täter war ein echter Gentleman, und er war verdammt clever.
    Womit sie bei Harry de Warenne war. Lord Randolph konnte sie nicht ausschließen, da er genauso infrage kam wie Gwens Ehemann. Er war seiner Geliebten bis nach Amerika gefolgt, was man getrost als völlig überzogene Handlung bezeichnen konnte. Er war ein irischer Gutsbesitzer, sie ein Hausmädchen. Sie hatte ihn sitzen lassen, und er fühlte sich zweifellos von ihr verraten. War er womöglich wahnsinnig genug, um aus Trauer, Wut und Frustration heraus Frauen zu überfallen, die ihn an Gwen erinnerten? Und wenn er der Täter war – würde er sich schließlich auch an Gwen selbst vergreifen? Wieder erinnerte Francesca sich daran, dass sie Tag und Nacht von der Polizei bewacht wurde.
    Trotzdem wurde sie diese Unruhe nicht los, die ihr sagte, dass sie irgendein Detail vergessen hatte.
    Wieder blieb sie neben dem hohen Laternenmast stehen, nahm diesmal aber kaum die Ladys wahr, die sich laut unterhaltendins Hotel begaben. Sie rieb sich die Schläfen und lenkte ihre Gedanken fort von Gwen. Es war schon interessant, dass Kate aus gutem Haus stammte und enterbt worden war, dass ihr Bruder zur Beerdigung kam, aber nicht, weil er um sie trauern wollte. Und genauso bemerkenswert war, dass er ein Gentleman war und ein hieb- und stichfestes Alibi für jeden Überfall und den Mord vorweisen konnte. Frank Pierson konnte durchaus

Weitere Kostenlose Bücher