Es war einmal in New York / Nie wieder sollst du lieben
hektisches Treiben. Vorwiegend gut gekleidete Gentlemen waren unterwegs, um zu dringenden Geschäftsterminen zu eilen.
Aber auch die Fahrbahn war sehr belebt. Zahlreiche Lastkarren, beladen mit Gütern aller Art, waren auf dem Weg nach Downtown und zwangen Hansoms und Kutschen, für ihre Vorfahrt zu kämpfen, damit sie zügig weiterfahren konnten und die Leute in ihrem Tageswerk nachgehen konnten.
Evans Schläfen pochten schmerzhaft, während sein Blick weiter aus dem Fenster gerichtet war. Wie hatte es mit seinem Leben bloß so weit kommen können? Er war im Streit von seiner Familie gegangen, er verfügte nur über bescheidene finanzielle Mittel, und er war im Begriff, eine Frau zu heiraten, die ihm eigentlich nichts bedeutete. Als er ein Hansom entdeckte, aus dem eine Frau mit leicht rötlichen Haaren ausstieg, machte sein Herz unwillkürlich einen Satz.
Auf den Fenstersims gestützt schaute er nach draußen und stellte sich vor, es handele sich um Maggie Kennedy. Vor Glück begann sein Puls zu rasen, doch er erkannte schnell, dass dort eine sehr elegante Dame ausgestiegen war. Prompt wich die Anspannung einer irrationalen Enttäuschung.
Er schloss die Augen und dachte an Bartolla. Sie war von ihm schwanger, und am Ende der Woche wäre es für sie so weit.
Im Geiste hörte er die Würfel rollen, das Rouletterad drehte sich, Karten wurden gemischt, Besucher unterhielten sich in gedämpftem Tonfall, Gläser klimperten leise.
Schweißperlen traten ihm auf die Stirn.
Er musste dringend in den Club, doch seine Gläubiger wollten noch immer mehr als fünfzigtausend Dollar von ihm haben. Andererseits wussten aber alle, dass Hart fast die Hälfte seiner Spielschulden beglichen hatte. Vielleicht würde man es nicht so eng sehen, wenn er wieder spielen ging. Natürlich würde man es nicht so eng sehen, entschied er verbissen, er müsste es dem Eigentümer des Etablissements nur deutlich genug erklären.
Das Blut jagte durch seine Adern.
Ein Spiel noch, sagte er sich. Nur noch ein Spiel, dann würde er aufhören, und diesmal für immer.
Doch er wusste, es war nichts weiter als eine Lüge.
Wenn er sich wieder an einen Spieltisch setzte, würde er so lange spielen, bis er sein letztes Hemd verpfänden müsste.
Dann würde Bartolla sein Kind ohne ihn zur Welt bringen müssen.
Maggie lächelte ihn an, doch ihre blauen Augen hatten einen traurigen Ausdruck. „Natürlich müssen Sie sie heiraten. Sie bekommt Ihr Kind. Eines Tages werden Sie zurückblicken und erkennen, dass es das Beste war, was Ihnen widerfahren konnte.“
Wie zum Teufel konnte das nur geschehen? wunderte er sich mit einer Mischung aus Wut und Verzweiflung. Er hatte doch für Schutz gesorgt, verdammt. Aber dieser Schutz hatte versagt, und nun würde er Bartolla heiraten müssen. Er versuchte wiederholt, sich einzureden, dass sie gut zusammenpassten – sie war schließlich eine wohlhabende Witwe, und er würde niemals zurück zu seinem Vater gekrochen kommen –, doch er wusste, es stimmte nicht. Er wollte sie nicht heiraten, denn auch wenn er das Kind lieben würde, wünschte er sichvon ganzem Herzen, eine andere Frau wäre die Mutter.
„Verdammt?“, f luchte er voller Wut auf sich selbst. Er hielt es nicht mehr aus, und wenn er sich um Kopf und Kragen spielen wollte, dann hatte er dazu jedes Recht. Er stürmte durch die Suite, zog das Jackett über, griff nach Hut und Stock. Gerade wollte er gehen, als Bartolla Benevente eintrat.
„Darling!“ Sie lächelte ihn an und trug ein rubinrotes Ensemble, das keine Frau am Tag, sondern nur spät am Abend anziehen würde, da es keinen Zweifel daran ließ, auf welche Attribute sich ihr Charme beschränkte. Doch ihr fast unbedeckter Busen ließ ihn ebenso kalt wie die schmale Taille, ihre außergewöhnlichen Augen und die vollen Lippen. „Willst du fortgehen? Hast du denn vergessen, dass du mir einen Ring kaufen wolltest?“ Sie legte eine behandschuhte Hand auf seine Schulter und spitzte die geschminkten Lippen zum Kuss.
Evan zog sich vor ihr zurück.
Bei seiner kühlen Reaktion versteifte sie sich. „Evan? Stimmt etwas nicht?“
„Es ist alles in Ordnung“, entgegnete er unwirsch. „Ich muss gehen.“
„Aber … wir haben heute Mittag eine Verabredung mit Harry Winston.“
„Die wirst du leider verschieben müssen“, gab er kühl zurück. Er wusste, dass er unhöflich war, doch dagegen konnte er nicht ankommen. „Es tut mir leid, aber ich habe etwas Dringendes zu erledigen, und das
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