Es war einmal in New York / Nie wieder sollst du lieben
gegeben hatte.
„Mrs Kennedy? Da ist Besuch für Sie“, sagte Alfred, der an der Tür zum Salon stehen geblieben war.
Sie erschrak, wischte sich eine Träne weg und ließ es zu, dass einen Moment lang Hoffnung aufkeimte. Evan war zu ihr zurückgekehrt.
„Ich bin gleich wieder da“, sagte sie zu den Kindern, während ihr Herz mit einem Mal schneller schlug. „Mathew, pass bitte auf Paddy und Lizzie auf.“
Sie folgte Alfred in den Korridor, jeder ihrer Schritte hallte auf dem Marmorboden wider. Der Butler führte sie vorbei an den Ölgemälden, den Aquarellen, den Skulpturen und Büsten. Der Empfangsraum hatte die Ausmaße eines Ballsaals, und erst als sie ihn zur Hälfte durchquert hatte, erkannte sie den Besucher. Sie wurde langsamer, verspürte Überraschung und dann tiefe Enttäuschung. „Father?“
Father Culhane drehte sich zur Seite. „Hallo, Mrs Kennedy.“
Ein wenig irritiert lächelte sie ihn an. „Welch angenehme Überraschung, Sie zu sehen.“
„Sie kamen mir gestern bei Kates Beerdigung sehr aufgewühlt vor“, sagte er leise, während sich ihre Blicke begegneten. „Als ich hörte, Sie sind vorübergehend bei Mr Hart untergekommen, wollte ich fragen, wie es Ihnen geht.“
Maggie fand das sehr aufmerksam von ihm. „Wie sollte ich nicht aufgewühlt sein? Nach solch einer Tat? Die arme Kate“, flüsterte sie.
Er hielt ihr den Arm hin. „Sollen wir im Garten ein wenig spazieren gehen?“, fragte er freundlich.
Sie nickte und hakte sich bei ihm unter.
Er stand vor der Tür zu Harts Herrenhaus und zog nervös an seinem Kragen. Es gab keinen Grund für ihn, sich hier aufzuhalten – bis auf einen: ein blaues Augenpaar, wie er es noch nie zuvor gesehen hatte und das er einfach nicht vergessen konnte. Diese blauen Augen waren es, die ihn letztlich davon abgehalten hatten, in den Club zu gehen.
Plötzlich wurde die Tür geöffnet.
Evan zog sein Jackett glatt.
„Mr Cahill“, sagte Alfred und machte Platz, um ihn insHaus zu lassen. „Einen guten Tag, Sir.“
Evan konnte nur mit Mühe durchatmen. Ihm wurde bewusst, er war so nervös wie ein Schuljunge, der sich seinen ersten Kuss stibitzen wollte. Er schloss die Augen und merkte, wie er innerlich bebte. Niemals hätte er Maggie Kennedy küssen dürfen, es war ein schrecklicher Fehler gewesen. Seitdem konnte er nicht anders, als immerzu nur daran zu denken – an den Kuss und an Maggie.
Dabei wusste er ganz genau, dass er sie nicht besuchen sollte.
„Mr Cahill, Sir?“
Alfreds Frage setzte seiner Unentschlossenheit ein Ende. „Ist Mrs Kennedy im Haus?“, erwiderte Evan.
„Sie ist im Garten“, sagte der Butler. „Mit Father Culhane.“
Es war ein so schöner Tag. Maggie hielt die Arme vor der Brust verschränkt und trug einen Schal über die Schultern gelegt. Sie versuchte, sich am Anblick des blühenden Gartens zu erfreuen, während Father Culhane neben ihr spazierte. Er respektierte es, dass sie für den Moment schwieg und ihren Gedanken nachging.
Sie blieb stehen und brachte ein Lächeln zustande. „Ich weiß Ihre Besorgnis zu schätzen, Father, aber es geht mir wirklich sehr gut.“
„Sie sehen sehr traurig aus“, meinte er mit ernster Stimme und sah ihr in die Augen. „Sie waren auch schon seit Monaten nicht mehr zur Beichte gekommen, Mrs Kennedy. Ich muss sagen, das hat mich sehr überrascht.“ Sein Tonfall war nun tadelnd geworden.
„Ich werde das bald nachholen“, versprach sie, während sie errötete, da sie wusste, dass sie das eigentlich nicht machen würde. Niemand, nicht einmal ein Priester, sollte wissen, dass sie ihr Herz an einen Lebemann aus der besserenGesellschaft verloren hatte.
„Das hoffe ich, Maggie“, sagte der Priester.
Sie sah verwundert auf, da er sie auf einmal mit dem Vornamen ansprach.
Sein Lächeln hatte etwas Eigenartiges an sich.
„Stimmt etwas nicht?“, fragte sie zögerlich und beunruhigt.
„Warum sagen Sie mir das nicht?“
Auf einmal war sie sehr nervös und wollte dem Gespräch schnellstens ein Ende setzen. „Ich bin sehr besorgt, was diese Morde betrifft“, erwiderte sie. Ihr lief ein Schauer über den Rücken, und sie fuhr fort: „Es ist kalt. Ich finde, wir sollten zurück ins Haus gehen.“
Sie machte kehrt, doch er packte sie und hielt sie zurück. „Warum erzählen Sie mir nicht etwas über ihn?“
„Über wen?“, gab sie verblüfft zurück.
„Über den Gentleman, den Sie in Ihre Wohnung einlassen. Den Mann, mit dem ich Sie immer wieder sehe.“ In seinen
Weitere Kostenlose Bücher