Es war einmal in New York / Nie wieder sollst du lieben
dann, Alfred? Haben Sie ihm etwas zu essen gebracht? Ihm eine Droschke gerufen, als er später noch einmal fort ging?“
„Er sagte mir, dass er nicht gestört werden wolle.“
Das hörte sich nicht gut an. „Wissen Sie, wann er gestern Abend aus dem Haus gegangen ist?“
Alfred schüttelte den Kopf. „Ich habe Mr Hart bis heute morgen nicht mehr gesehen, Miss Cahill. Wenn er allein sein will, ist es meine Aufgabe, dafür zu sorgen, dass niemand – nicht einmal seine Familie – ihn stört.“
Fast hätte Francesca aufgestöhnt. „Soll das heißen, dass niemand in diesem Haus ihn nach seiner Ankunft noch gesehen hat?“
„Ich bin der Einzige, der ihn hat kommen sehen, Miss Cahill, und für den Rest des Abends hat er sich in die Bibliothek zurückgezogen. Offen gestanden, hatte ich keine Ahnung, dass er überhaupt noch einmal ausgegangen ist.“
Francesca fühlte Verzweiflung in sich aufsteigen.
„Miss Cahill?“ Auch Alfred sah verwirrt und beunruhigt aus.
Sie überlegte, ob sie ihn bitten konnte, für Hart zu lügen. „Alfred, es kann sein, dass die Polizei mit Ihnen sprechen möchte. Sie fragen Sie dann vielleicht nach den gleichen Dingen wie ich.“
Nach einem Moment des Zögerns sagte er: „Ich verstehe. Und was soll ich dann sagen?“
Wollte sie das wirklich tun? Sie glaubte an die Wahrheit und an das Recht! Aber Hart war unschuldig, und solange der wirkliche Mörder nicht gefasst war, steckte er in Gefahr. „Vielleicht könnten Sie andeuten, dass Sie Hart gestern Abend ein- oder zweimal aufgewartet haben“, hörte sie sich selbst sagen. „Er ist noch einmal ausgegangen – so gegen halb zwölf.“
„Sehr wohl“, erwiderte Alfred entschlossen.
„Danke“, flüsterte Francesca.
Fassungslos über die Dinge, die sie tat, um ihren Verlobten zu schützen, ging sie die Halle entlang. Sie musste den tatsächlichen Mörder schnell finden, damit diese Lügen aufhörten. Harts Bibliothek war ein großer, dunkler, aber gemütlicherRaum. Über drei Wände erstreckten sich die Bücherregale, doch mehrere Fenster und eine Glastür gaben den Blick auf die hinteren Gärten mit den Tennisplätzen frei. Am anderen Ende des Raums stand sein Schreibtisch. Francesca ging darauf zu.
Die Jacke, die er gestern getragen hatte, hing über dem Stuhl. Sie zögerte, weil ein Fleck auf der rechten Seite ihr ins Auge stach. Offenbar getrocknetes Blut.
Also war er gestern Nacht hier gewesen, bevor er nach oben ins Bett gegangen war. Francesca sah ihn vor sich, wie er die Jacke auszog, die Ärmel des Hemdes hochkrempelte und sich einen Scotch einschenkte. Prompt fiel ihr Blick auf ein leeres Glas. Hatte er hier gesessen, mit seinem Drink in der Hand, und über Daisys Tod nachgedacht?
Natürlich hatte er das. Ob er auch an sie gedacht hatte? An ihren Streit? Hatte er über ihre Zweifel nachgedacht? Oder konnte er nur an Daisys Ermordung denken?
Francesca ermahnte sich, nicht wieder ihre Zweifel und Unsicherheiten zu nähren. Stattdessen ging sie rasch an den Schreibtisch, nahm einen Briefbogen und schrieb eine kurze Nachricht an Hart, dass ein Reporter sie heute Morgen aufgesucht hatte und sie sich abends treffen sollten, um über den Fall zu reden. Abschließend fügte sie hinzu, dass sie unterwegs sei, um Rose zu befragen, und als Erstes einen Zeitplan für den Mord erstellen würde.
„Francesca?“
Erschrocken zuckte sie zusammen und sah auf. Rourke Bragg stand in der Tür und lächelte ihr warmherzig entgegen.
„Ich wollte dich nicht erschrecken“, sagte er und trat ein. Rourke war Calders Stiefbruder und Ricks Halbbruder. Wie sein Halbbruder und sein Vater hatte er goldblonde Haare und bernsteinfarbene Augen. Er studierte Medizin in Philadelphia, und Francesca mochte ihn sehr.
„Rourke, es tut mir leid! Du hast mich nicht erschreckt. Ich war so in Gedanken, dass ich dich nicht bemerkt habe.“ Rasch kam sie hinter dem Schreibtisch vor, sodass er ihre Hände umfassen und sie auf die Wange küssen konnte. „Hast du Ferien, Rourke?“
„Das Semester ist vorbei, und ich wollte sehen, ob mein Wechsel zum Bellevue Medical College genehmigt wird“, erwiderte Rourke leichthin. „Und wie geht es meiner zukünftigen Lieblingsschwägerin?“
Sie zögerte. Als sie an den Mord und an Hart dachte, erschauerte sie. Offenbar spürte er das, denn sein Blick wurde wachsam. „Du hast es also noch nicht gehört?“, fragte sie vorsichtig.
Misstrauisch fragte er: „Ich habe was noch nicht gehört?“
„Daisy
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