Es war einmal in New York / Nie wieder sollst du lieben
Interessantes zu besprechen geben.“ Mit einer einladenden Handbewegung wies sie in den blassblauen Salon mit seiner minzgrünen Decke, den vergoldeten Täfelungen und diversen ausladenden Sesseln. Vor dem großen schwarzweißen Marmorkamin blieb Kurland stehen. Vorsorglich schloss Francesca die Mahagonitüren hinter sich.
„Ich weiß nicht, ob man Mord als etwas Interessantes bezeichnen kann, obwohl er für Sie als Kriminalistin vermutlich interessant sein mag.“ Nun lächelte er breit. „Kommen Sie, spielen Sie nicht die Ahnungslose!“
„Sprechen wir über das schreckliche vorzeitige Ableben von Miss Jones?“, fragte Francesca ausdruckslos.
„Ja, wir sprechen über den Mord an der Geliebten Ihres Verlobten“, erwiderte Kurland mit bohrendem Blick.
Dass ihr aufgesetztes Lächeln lange halten würde, bezweifelte Francesca. „Mr Kurland, jedermann weiß, dass Hart die Beziehung vor drei Monaten beendet hat, als wir uns verlobt haben.“
Er rollte die Augen. „Für eine so kluge Ermittlerin sind Sie erschreckend naiv.“
„Ich glaube, ich kenne Mr Hart ein bisschen besser als Sie. Ich würde kaum in eine Heirat einwilligen, wenn er der Schurke wäre, für den ihn die Gesellschaft hält“, hielt sie ihm entgegen, immer noch bemüht, nicht die Beherrschung zu verlieren.
„Oh ja, ich wette einen Monatslohn, dass Sie ihn besser kennen als ich!“ Er lachte anzüglich.
Langsam fiel es Francesca schwer, ihre Wut zu beherrschen. „Wenn Sie Hart weiterhin für so unmoralisch halten wollen, trotz seiner Verlobung eine Geliebte zu haben, bitte. Doch ich kann mir schwerlich vorstellen, dass Sie den ganzen Weg hierher gemacht haben, um mit mir über seine Privatangelegenheiten zu diskutieren.“
„Aber genau das ist der Grund meines Besuchs, Miss Cahill“, rief Kurland eifrig. „Meine Güte, die Geliebte des Mannes – einverstanden, seine Exgeliebte –, wurde ermordet. Das riecht nach einem Verbrechen aus Leidenschaft. Hart wäre nicht der Erste, der sich so einer lästig gewordenen Geliebten entledigt.“
Jetzt zitterte Francesca, und ihre Hände ballten sich zu Fäusten. „Sind Sie hergekommen, um meinen Verlobten des Mordes zu beschuldigen?“
Er beruhigte sich. „Gewiss nicht. Ich bin hier, um Sie zu fragen, wie Sie sich fühlen – ich meine angesichts der Ermordung einer solchen Rivalin.“
Auch sie atmete wieder etwas ruhiger. „Daisy war meine Freundin“, log sie. „Wir waren schon befreundet, bevor ich mich mit Hart verlobte, und ich werde ihren Mörder finden.“ Noch wusste sie schließlich nicht, wie viel Kurland wusste. „Aber in einem Punkt stimme ich Ihnen zu. Ich habe die Leiche gesehen. Es war ein grausames und brutales Verbrechen aus Leidenschaft.“
„Sie haben die Leiche also gesehen?“, wiederholte Kurland begierig.
Francesca war erleichtert. Offenbar kannte er keine Details des Verbrechens. Zweifellos würde er die nach und nach herausbekommen, doch sie würde ihn so lange wie möglich davon abhalten. „Ich habe die Leiche gefunden“, erklärte sie und verbesserte sich dann. „Eigentlich muss es heißen, wir haben die Leiche gefunden.“
Kurland holte Notizbuch und Bleistift heraus. „ Wir?“ , echote er. „Sie wollen doch nicht sagen, Sie und Hart?“
„Genau das“, erwiderte Francesca kühl, obwohl ihre Wangen glühten. „Hart und ich waren zum Abendessen aus. Anschließend musste er noch einige Papiere bei Daisy vorbeibringen. Sie wissen sicher, dass sie in einem Haus lebte, das er unterhielt. Obwohl ihre Affäre beendet war, hatte er eingewilligt, dass sie noch bis Juli dort wohnen könne.“
„Davon habe ich gehört“, nickte Kurland. „Und um wie viel Uhr haben Sie Miss Jones gefunden?“
„Gegen Mitternacht.“ Francesca schilderte, wie sie Daisy gefunden hatte, erwähnte aber nichts von Rose’ Anwesenheit. „Wir verließen die Leiche und suchten getrennt nach dem Mörder, ohne Erfolg. Als wir zurückkehrten, war Rose bei Daisy.“
„Das ist tatsächlich sehr interessant. Und wo, sagten Sie, waren Sie zum Abendessen?“
Francesca lächelte. „Es war eine private Gesellschaft.“ Zwar hatte sie keine Freunde, die downtown wohnten und für sie lügen konnten, doch es gab dort einen Koch, den sie bestechen konnte. „Wie haben uns ein Separee im Louis gemietet“, erzählte sie und sprach den Namen des gehobenen Restaurants in korrektem Französisch aus.
Auch Kurland lächelte plötzlich und schüttelte den Kopf. „Dann sind Sie Harts
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