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Es war einmal in New York / Nie wieder sollst du lieben

Es war einmal in New York / Nie wieder sollst du lieben

Titel: Es war einmal in New York / Nie wieder sollst du lieben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brenda Joyce
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Besuch abgestattet hatte. Doch das war allemal entschuldbar – schließlich besuchte er die Medizinische Universität in Philadelphia, und wie bei allen Medizinstudenten ließ ihm sein enger Stundenplan kaum Freizeit.
    Trotzdem war er in Anbetracht der Zeit, die seit seinem letzten Besuch vergangen war, nicht sicher, wie er aufgenommen würde. Vermutlich war das der Grund für seine Aufregung. Nervös ging er auf und ab und ignorierte die weiteren Jagdtrophäen, die ihn grimmig und grollend von der Wand anstarrten. Richard Wyeth Channing, Sarahs verstorbener Vater, war ein begeisterter Großwildjäger gewesen und hatte einengroßen Teil seines Lebens in den Wildnissen der Welt zugebracht. Bei jedem Besuch fragte sich Rourke, ob seine Witwe ihr großes Haus auf der West Side jemals umdekorieren würde. Schon seit Jahren amüsierte sich die ganze Gesellschaft über Mrs Channings Mangel an gutem Geschmack – selbstverständlich hinter ihrem Rücken.
    Als er ein Rascheln hinter sich hörte, hüpfte sein Herz. Höflich lächelnd wandte er sich um.
    Gerade betrat Sarah die Halle. In ihrem schmalen ovalen Gesicht wirkten ihre braunen Augen riesig. Sie trug einen schlichten Rock mit einer Bluse, die braunen Locken hatte sie nachlässig hochgesteckt. Als er einen Farbspritzer auf ihrer weißen Bluse bemerkte, wurde sein Lächeln breiter. Strahlend ging er ihr durch die Halle entgegen. „Guten Tag, Sarah. Ich hoffe, ich störe nicht, habe aber leider den Eindruck, dass es so ist.“
    Ohne sein Lächeln zu erwidern, suchte ihr Blick seine Augen. „Das ist ja eine Überraschung, Rourke“, sagte sie, klang dabei aber etwas angespannt.
    In Sekundenschnelle wich seine Freude Enttäuschung. „Störe ich wirklich?“, fragte er ernst.
    „Ich war in meinem Atelier, doch ich komme schon seit einiger Zeit nicht voran. Und wie könntest du stören? Du hast mein Leben gerettet.“
    Besorgt musterte er sie, doch er konnte nur erkennen, dass sie angespannt schien – und offenbar nicht darauf brannte, ihn zu sehen. Seltsamerweise versetzte ihm das einen kleinen Stich. „Das ist lange her, und du schuldest mir nichts.“
    Nun lächelte sie doch. „Und ob ich in deiner Schuld stehe, Rourke. Komm in den Salon und setz dich.“ Sie ging voran. „Ich fürchte, Mutter ist schon ausgegangen. Wie ist es dir ergangen?“
    Er wartete mit seiner Antwort, bis sie im Salon waren. „Ichwar sehr beschäftigt, weil ich mich für einen Wechsel an das Bellevue Medical College beworben habe und ziemlich sicher bin, dass er genehmigt wird. Vermutlich werde ich in Kürze umziehen.“
    Noch bevor er ihren Gesichtsausdruck deuten konnte, wandte sie sich ab. „Ich habe schon davon gehört“, sagte sie schließlich.
    Er hörte sich selbst sagen: „Ich hatte gehofft, ich wäre derjenige, der es dir sagt.“
    Nun sah sie ihn an, und er fragte sich, ob das Schmerz war, der in ihren Augen lag. Doch das konnte nicht sein, oder? „Sarah, ich spüre doch, dass etwas nicht stimmt. Habe ich dich irgendwie verletzt?“
    Das schien sie zu überraschen. „Rourke, wie könntest du mich jemals verletzen?“
    Unwillkürlich griff er nach ihrer Hand. Sie zuckte zusammen, doch er hielt sie fest. „Ich hoffe, dass das niemals geschieht!“, sagte er eindringlich. „Denn ich schätze unsere Freundschaft hoch, Sarah.“
    Sie errötete und entzog ihm ihre Hand, wobei sie seinen Blick mied. „Wann erfährst du, ob du am Bellevue angenommen bist?“
    „Ich erwarte die Nachricht täglich“, antwortete er und musterte ihr Profil. Sarah war eine grazile Frau, und auch wenn ihre Erscheinung auf den ersten Blick etwas alltäglich wirken mochte, hatte er sich vom ersten Moment an auf unerklärliche Weise zu ihr hingezogen gefühlt. Bereits einige Male hatte er gehört, wie andere Damen sie hinter ihrem Rücken eine graue Maus nannten, doch das war sie keineswegs. Sie hatte eine kleine, an der Spitze leicht nach oben gebogene Nase, einen lieblichen Mund und diese großen dunklen Augen, die jeden Mann um den Verstand bringen konnten. Und einmal hatte er sie mit offenem Haar gesehen. Sarah hatte dasHaar einer griechischen Göttin, die wilden Locken reichten ihr bis zur Hüfte.
    „Und werde ich die Erste oder die Letzte sein, die es erfährt?“, fragte sie mit einem Lächeln.
    Er lächelte zurück. „Bin ich rehabilitiert, wenn ich es dir zuerst sage?“
    „Rourke, ich habe es ernst gemeint mit dem, was ich gerade gesagt habe. Du hast mein Leben gerettet – ich werde

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