Es war einmal in New York / Nie wieder sollst du lieben
du dich nicht damit brüsten? Oder zumindest sagen, dass du es ja hast kommen sehen?“
„Nein, das will ich nicht.“ Es überraschte sie, dass er ihr kurz zart über die Wange strich. „Ich weiß, dass du verliebt bist. Und ich sehe, dass du sehr verletzt bist.“
Um ihre Reaktion auf seine Worte zu verbergen, kehrte sie ihm den Rücken zu. Tränen stiegen ihr in die Augen. „Das muss ich wohl zugeben. Er hat mir tatsächlich das Herz gebrochen, wie du es immer vorhergesagt hast.“ Sie wischte eine Träne fort, drehte sich wieder um und lächelte Bragg an. „Doch er hat es aus Selbstlosigkeit getan. Er will mich schützen.“
„Francesca, Hart hat ein zügelloses Leben ohne jede Rücksichten geführt. Es war einfach unmöglich für euch, so weiterzumachen, ohne dass jemand oder etwas aus seiner Vergangenheit ihn auf diese Weise einholt.“
„Aber du hast doch geglaubt, dass er sich eines Tages einer anderen Frau zuwenden würde.“
„Auch die Möglichkeit bestand. Ich bin nicht schadenfroh. Ich finde es schrecklich, dich so verletzt zu sehen. Aber du hast recht. Tatsächlich verhält sich Calder zum ersten Mal in seinem Leben selbstlos. Er tut das Richtige. Wenn ihm überhaupt etwas an dir liegt, dann sollte er dich vor dem Skandal und der Schande beschützen.“
„Ihm liegt etwas an mir, sogar sehr viel, und ich werde nicht aufgeben. Ich gehe davon aus, dass wir früher oder später wieder zusammen sein werden.“
Er schwieg einen Augenblick. „Ich weiß, du glaubst, dass dich das glücklich machen würde, und ich nehme an, dass dasfür eine Zeit auch so wäre. Doch was kommt als Nächstes? Wie viel davon kannst du noch ertragen?“
„So wird es nicht sein.“
„Was kann ich tun, um dir zu helfen?“
Sie lächelte traurig. „Hilf mir, Daisys Mörder zu finden.“
Ein seltsames Flackern trat in seine Augen. „Das habe ich nicht ge meint.“
„Mehr Hilfe brauche ich nicht.“
Während er sie eingehend musterte, rieb er sich das Kinn. Francesca bemerkte, dass er sich nicht rasiert hatte und dunkle Schatten unter seinen Augen lagen. Er sah müde aus, erschöpft und angespannt. Liebevoll berührte sie seinen Arm. „Ich war so mit meinen eigenen Problemen beschäftigt, dass ich mich gar nicht nach deinen erkundigt habe!“
„Alles bestens“, entgegnete er knapp und entzog sich ihr. „Was hast du in Albany herausgefunden?“
Natürlich wusste sie, dass nichts bestens war, doch sie würde nicht weiter auf diesem Punkt herumreiten. Stattdessen berichtete sie ihm ausführlich von ihrer Begegnung mit Gillespie und fügte abschließend hinzu, dass sie ihn am folgenden Tag in der Stadt erwartete und er hoffentlich zusammen mit seiner Frau und seiner Tochter käme.
„Du glaubst also, dass seine Überraschung echt war, als er von dem Mord hörte?“
„Ja“, erwiderte Francesca. „Er wirkte regelrecht fassungslos. Doch ich bin fast sicher, dass er bereits wusste, dass aus Honora Daisy Jones geworden war, was bedeutet, dass er auch von ihrem Leben als Prostituierte wusste.“
„Dann ist er verdächtig – wenn du recht hast“, sagte Bragg. „Ich kann mir keinen Mann vorstellen, der seine eigene Tochter umbringt.“
Bragg blieb unbewegt. „Es kommt vor.“
„Ja, unglücklicherweise tut es das wohl“, gab Francescadüster zu. „Rick, wir müssen ihn sehr eingehend befragen. Wir müssen ein für alle Mal klären, ob er wusste, dass Daisy seine Tochter war, und ob er auch wusste, wo und wie sie lebte. Hatte er irgendeinen Kontakt mit ihr? Und was ist mit Martha Gillespie und Lydia? Wussten sie es auch, oder hat der Richter es vor ihnen geheim gehalten?“
„Besteht die Möglichkeit, dass die Nachricht des Mordes ihn nicht überrascht hat?“
„Ich habe mich auch schon gefragt, ob er nur Theater gespielt hat“, sagte sie nachdenklich. „Doch ich kann ihn mir im Moment nicht als Mörder vorstellen. Er ist zu sehr am Boden zerstört.“
„Eines wissen wir mit Sicherheit“, sagte Bragg. „Daisy war ein Schandfleck für die Gillespies.“
„Dann verdächtigst du Richter Gillespie? Du glaubst, dass er seine Tochter umgebracht hat, um seinen guten Ruf zu schützen?“ Die Vorstellung war einfach furchtbar. Andererseits war jede Theorie willkommen, die Hart von der Liste der Verdächtigen strich.
„Ich möchte nur keine Möglichkeit ausschließen. Übrigens hat Newman heute Rose verhört. Sie will den Namen ihres Kunden nach wie vor nicht nennen. Ich glaube allmählich, dass sie
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