Es war einmal in New York / Nie wieder sollst du lieben
Schlagzeile, doch ich habe die Zeitung noch nicht gelesen“, sagte Gillespie.
Francesca schwieg.
„Wir haben noch keine Festnahme, und ich bin nicht überzeugt, dass der Verdächtige in Untersuchungshaft der Schuldige ist“, erwiderte Bragg.
Beunruhigt sah Francesca zu ihm. Was meinte er mit der Verdächtige in Untersuchungshaft? Hart war entlassen worden, oder nicht?
„Wer ist es?“, fragte Gillespie.
Nach einer kurzen Pause sagte Bragg: „Sein Name ist Calder Hart. Er hat Daisy im Februar als Geliebte ausgehalten.“
„Ich kenne den Mann“, rief der Richter. „Er ist ein reicher Mann hier in der Stadt.“
„Er ist mein Bruder, Sir“, entgegnete Bragg, was Francescavöllig überrumpelte.
Und auch die Gillespies schrien vor Überraschung auf.
„Er ist nicht der Mörder“, betonte Francesca fest. „Und die Polizei wird ihre Arbeit machen.“
„Das ist ein starkes Stück! Sie haben Ihren eigenen Bruder ins Untersuchungsgefängnis gebracht, weil er vielleicht meine Tochter umgebracht hat! Was für eine Ermittlung soll das hier sein? Natürlich behaupten Sie, dass er es nicht war!“ Mit diesen Worten stürmte Gillespie hinaus. Seine Frau und seine Tochter folgten ihm.
An der Tür blickte Lydia aber noch einmal zurück in den Raum – zu Francesca. Ihr Gesichtsausdruck war merkwürdig. Verzweifelt und irgendwie flehend. Im nächsten Moment war sie fort.
Missmutig rieb Bragg sich das Kinn.
„Das war sehr mutig von dir“, sagte Francesca. „Und? Was meinst du?“
„Es scheint, als ob die ganze Familie trauert und keine Ahnung hat, warum Daisy – ich meine Honora – von zu Hause fortlief“, erwiderte Bragg.
„Rick, ich glaube noch immer, dass Gillespie alles über Daisy und ihr Leben in der Stadt wusste. Ich kann mich dieses Gefühls nicht erwehren.“
„Diesmal bin ich nicht überzeugt, dass du recht hast.“
Francesca seufzte. „Martha Gillespie mag unwissend gewesen sein. Trotzdem, ich glaube, dass Lydia Kontakt mit ihrer Schwester hatte. Entweder das oder sie wusste zumindest, dass sie in New York lebte.“
„In dem Punkt könntest du recht haben“, stimmte Bragg ihr nachdenklich zu.
Schweigend grübelte Francesca über den Fall. Schließlich sagte sie: „Und was hältst du von diesem Blick, den Lydia mir vor dem Weggehen zuwarf? Sie wirkte so hilflos – fast, alswollte sie um Hilfe rufen. Was bedeutet das?“
„Ja, sie wirkte tatsächlich sehr hilflos. Doch das mag ihrem Kummer geschuldet sein.“
Damit konnte er recht haben. Ihre Gedanken wanderten zu Hart. „Rick, hast du Hart nicht entlassen? Er war nicht unten in den Zellen, als ich kam.“
Bragg antwortete nicht.
Ihr Herz setzte aus. „Rick?“
„Ich kann ihn nicht anders behandeln als jeden anderen auch! Guter Gott, Francesca, ich habe die Progressiven im Nacken, die vom Klerus und den Freunden deines Vaters angeführt werden. Und dann ist da noch die Presse.“
„Was willst du damit sagen?“
Er war nicht in der Lage, sie anzusehen. „Er wurde wegen des Mordes an Daisy verhaftet.“
14. KAPITEL
Donnerstag, 5. Juni
14.00 Uhr
Aufmerksam musterte Leigh Anne die Näherin, die Rick ihr empfohlen hatte. Offenbar war Maggie Kennedy mit der Mutter der Mädchen befreundet gewesen, außerdem war sie eine Freundin von Francesca Cahill. Sie hatte gehört, dass Maggie bei Francescas letztem Fall überfallen worden war. Die hübsche rothaarige Frau schien sehr freundlich. Sie hatte eine angenehme Art und überraschend gute Manieren, an denen sie offensichtlich sehr hart gearbeitet hatte. Doch aus irgendeinem Grund überschattete Traurigkeit ihre bemerkenswert blauen Augen. Leigh Anne wollte, dass sie eine Garderobe für Mädchen nähte. Die war dringend nötig.
Zuerst hatte Ricks Empfehlung sie bestürzt. Dass noch jemand aus der Vergangenheit der Mädchen in ihr Leben trat, gefiel ihr nicht. Nicht solange sie nicht wussten, was O’Donnell wirklich plante. Doch Rick hatte erwähnt, dass Maggie Witwe war und ihre Arbeit in der Fabrik verloren hatte, aber zugleich vier Kinder ernähren musste. Das hatte schließlich den Ausschlag gegeben – Leigh Anne entschied, Miss Kennedy zu beauftragen. Jetzt, nachdem sie sie kennen gelernt hatte, war sie froh darüber. Es war angenehm, diese Frau um sich zu haben. Gerade beugte sie sich über Dot, die so tat, als ob sie die Geschichte in einem wunderhübsch illustrierten Kinderbuch las. Vor Entzücken angesichts des Bildes von König Arthur und Guinevere seufzte Maggie,
Weitere Kostenlose Bücher