Es war einmal in New York / Nie wieder sollst du lieben
Benevente tauchte vor ihrem geistigen Auge auf, und Leigh Anne erinnerte sich an die Gerüchte, die ihr die Witwe erzählt hatte. Schließlich stellte sie die Verbindung her. „Verzeihen Sie bitte“, sagte sie, „aber sind Sie die Frau, mit der Evan Cahill gemeinsam mit Ihren Kindern im Hotel essen war, so vor etwa einem Monat?“
Maggie Kennedy errötete und blickte zur Seite. „Er ist sehr nett zu meinen Kindern“, murmelte sie. „Ich habe vier.“ Auf einmal lächelte sie fröhlich. „Mein Ältester, Joel, ist der Assistent von Miss Cahill. Evan – ich meine Mr Cahill – besucht die Kinder oft und bringt ihnen Kekse und Geschenke mit.“ Ihr Ton wurde gedrückter. „Wir haben ihn seit einiger Zeit nicht mehr gesehen.“ Dann lächelte sie Leigh Anne wieder an. „Ich hole jetzt schnell die Muster. Ich habe meinen Koffer in der Halle gelassen.“
Nachdenklich sah Leigh Anne der Frau nach. Hoffentlich hatte sich die hübsche Näherin nicht in einen Mann verliebt, den sie niemals haben konnte, jedenfalls auf keine gebührliche Art. Schlimmer noch: Cahill war ein Lebemann, und jederwusste das. Bartolla passte zu ihm, sie gaben ein gutes Paar ab.
In diesem Moment kam Peter an die Salontür. „Mrs Bragg? O’Donnell ist an der Haustür.“
„Schicken Sie ihn fort“, rief sie und wurde von Panik übermannt.
Rick hatte gesagt, er würde sich um O’Donnell kümmern – und doch kam der Mann zurück! Warum war er da? Feingold hatte die Adoptionspapiere beisammen, doch das Prozedere dauerte mehrere Monate. In diesem Moment wusste Leigh Anne, dass sie nicht warten konnten. Hatte Rick nicht angedeutet, dass O’Donnell die Stadt sofort verlassen würde? Oder hatte sie ihn missverstanden?
Peter war schon auf dem Weg zurück in Richtung Haustür. Plötzlich stieg trotz ihrer Angst ein unbändiger Zorn in ihr auf, der eine überraschende Energie in ihr freisetzte. Sie griff nach den Rädern des Rollstuhls und schob sie rasch und mit aller Kraft nach vorn, sodass sie hinter Peter herrollte. Hinter sich hörte sie Katie rufen, doch sie hielt nicht an. In der Halle, nicht weit von Maggie entfernt, stand Mike O’Donnell. Er wagte es, sie anzugrinsen. Leigh Anne fürchtete ihn, doch in diesem Augenblick hasste sie ihn auch. Niemals würde er am Leben der Mädchen Anteil nehmen können – und er würde sie auch nicht mitnehmen.
Keuchend und nach Atem ringend bewegte Leigh Anne den Rollstuhl so schnell, dass O’Donnell aus dem Weg treten musste, um nicht angefahren zu werden. Peter nahm die Griffe und bremste sie, bevor sie gegen die Wand fuhr. „Drehen Sie mich um“, befahl sie.
Augenblicklich drehte er den Stuhl, sodass sie O’Donnell gegenübersaß.
„Guten Tag, Mrs Bragg“, begann er. „Es ist ein schöner Tag, und ich dachte –“
„Erzählen Sie mir nichts von einem schönen Tag! Was wollen Sie? Warum sind Sie hier?“, unterbrach sie ihn grob.
Peter, der selten sprach und niemals Ratschläge gab, beugte sich zu ihr. „Mrs Bragg. Ich werfe ihn raus.“
Doch sie griff nach seiner Hand, damit er innehielt. „Nein.“ Kühl blickte sie O’Donnell an.
„Wie ich sagte, es ist ein schöner Tag, und ich wollte mit meinen Nichten ein bisschen spazieren gehen.“
„Niemals“, rief Leigh Anne.
Sein Lächeln wurde breiter. Es wirkte hässlich und drohend. „Ich habe jedes Recht, mit meinem eigen Fleisch und Blut spazieren zu gehen“, sagte er höflich.
Für sie stand fest, dass er die Mädchen entführen wollte und sie sie nie wiedersehen würde. „Nein. Sie haben nicht jedes Recht. Die Kinder leben jetzt hier bei uns. Sie mögen ihr Onkel sein, aber Sie sind ein Fremder. Ich kann Ihnen nicht einfach erlauben, mit ihnen spazieren zu gehen.“
Ohne die Spur eines Lächelns hielt er jetzt ihrem Blick stand. „Ich habe jedes Recht. Und ich kenne meine Rechte, weil ich mir gerade einen Anwalt genommen habe.“
Bei diesem Satz setzte ihr Herz aus. „Sie haben einen Anwalt beauftragt? Wozu brauchen Sie einen Anwalt?“, brachte sie heraus und hoffte, dass ihr die Panik nicht anzusehen war.
„Nun, die Mädchen sind meine Nichten. Ich weiß, Sie haben hier ein hübsches Haus und jede Menge Geld, doch ich habe darüber nachgedacht. Sie gehören zu mir und Tante Beth.“
Hatte sie nicht die ganze Zeit gespürt, dass er ihnen die Mädchen wegnehmen wollte? Ihre schlimmste Angst hatte sich bestätigt. Das war noch schlimmer, als ihre Beine zu verlieren. Schlimmer als alles, was sie sich vorstellen
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