Es war einmal in New York / Nie wieder sollst du lieben
wissen konnte. „Und, offen gesagt, Miss Cahill ist eine unabhängige Frau. Ich könnte sie ohnehin niemals davon abhalten, ihre Ermittlungen anzustellen.“ Während er sprach, wurde sein Ton weicher. Vielleicht war das der Grund, warum Francesca ihm so unglaublich begehrenswert erschien, begehrenswerter als jede andere Frau, die er kannte. Wenn er das Gefühl zuließ, schmerzte es entsetzlich, nun ohne sie zu sein. Doch er hatte keine Wahl. Außerdem würde sie ihn mit der Zeit sowieso durchschauen und ihn verlassen.
Bevor Gray antworten konnte, stürmten die Reporter, die bei der Anhörung gewesen waren, aus dem Gerichtsgebäude und riefen seinen Namen. Dutzende von Fragen prasselten gleichzeitig auf ihn ein.
„Mr Hart! Wie war es, die Nacht im Gefängnis zu verbringen?“
„Mr Hart! Bedauern Sie den Tod Ihrer Geliebten?“
„Mr Hart! Stimmt es, dass Miss Jones in Wirklichkeit die Tochter von Richter Gillespie war? Wussten Sie das, Sir?“
„Mr Hart! Glauben Sie, dass Sie des Mordes angeklagt werden?“
Gray wandte sich den Reportern zu, wobei er Hart zuflüsterte: „Ich schlage vor, Sie gehen, Sir. Ich werde mich um die Reporter kümmern.“
„Danke“, sagte Hart, den es sehr überraschte, dass die Presse bereits von Daisys wahrer Identität erfahren hatte. Das würde sich als Vorteil für ihn erweisen, und ihn beschlich die dunkle Ahnung, dass Francesca die Neuigkeit hatte durchsickernlassen. Als er sich umdrehte, erhaschte er einen Blick auf seinen Bruder, der gerade aus dem Gerichtsgebäude kam. Rick war ebenfalls bei der Kautionsverhandlung gewesen, auch wenn er nicht in den Zeugenstand gerufen wurde.
Da Hart ihm nichts zu sagen hatte, ging er weiter die breiten Stufen hinab. Unten wartete sein Sechsspänner auf ihn.
„Calder“, rief Bragg und holte ihn ein.
„Ich habe nicht erwartet, dich hier zu sehen“, erwiderte Hart ohne anzuhalten.
Doch Bragg hielt ihn am Ärmel fest und zwang ihn, stehen zu bleiben. „Warum nicht? Trotz unserer Differenzen sind wir Brüder. Ich wollte dir meine Unterstützung zeigen.“
Ganz offensichtlich war es seinem Halbbruder ernst damit. Aber schließlich war es leicht für Rick, ihm jetzt seine Unterstützung zu zeigen, wo er bekommen hatte, was er wollte. Francesca war frei. „Tatsächlich? Und was willst du jetzt? Meinen Dank? Meine lebenslange Ergebenheit?“ Er hatte höllische vierundzwanzig Stunden hinter sich und verlor die Beherrschung. „Oh, warte! Du brauchst Geld, und du brauchst es von mir.“
Bragg wurde weiß.
Doch Hart konnte sich nicht mehr im Zaum halten und fühlte eine wilde Befriedigung, dass er in diesem kurzen Moment statt des Mordes beschuldigt zu werden, statt Francesca zu verlieren auf einmal wieder Macht hatte. „Ich gebe dir das Geld gern – das habe ich Francesca bereits gesagt. Sag mir nur, wie viel. Doch ich möchte eine Gegenleistung. Ich möchte, dass Daisys Mörder gefunden wird. Ich habe nicht die Absicht, wieder ins Gefängnis zu gehen.“
„Sie hat dich um das Geld gebeten?“, fragte er ungläubig. „Ich will absolut nichts von dir – und habe es in all den Jahren nicht gewollt!“
„Ich hatte den Eindruck, dass du in einer Notlage wärst“,sagte Hart und war sich bewusst, dass er seinen Bruder angriff, obwohl dieser nichts mit dem Tod von Daisy und ihrem Kind oder mit dem Verlust Francescas zu tun hatte. Im Gegenteil: Er selbst war derjenige, der gewünscht hatte, dass es sein Kind nicht gäbe, er war derjenige, der die Verlobung mit Francesca beendet hatte.
„Wenn ich mich dafür entscheide, den Kerl auszuzahlen, dann gehe ich zur Bank“, sagte Bragg barsch. „Aber danke, dass du mir das Geld angeboten hast, und dann auch noch so freundlich.“ Damit wandte er sich ab, um zu gehen.
Aber Hart hielt ihn am Arm zurück. „Warte. Halt.“
Er brauchte eine Sekunde, um seine Fassung wiederzugewinnen. Immer noch war er zornig und frustriert, doch Rick steckte in Schwierigkeiten. „Ich gebe dir das Geld wirklich gern, Rick.“ Nun war er sehr ernst. „Es war eine harte Nacht. Es tut mir leid, dass ich mich so rüpelhaft aufgeführt habe. Francesca hat mir alles von O’Donnell erzählt. Du musst an die Mädchen denken und nicht an unsere Rivalität.“
„Du bist schwerlich ein Rivale“, erwiderte Bragg angespannt. „Und sag mir nicht, welche Prioritäten ich setzen muss. Für mich stand die Familie immer an erster Stelle.“ Was er damit meinte, war klar – Hart hatte immer zuerst an sich
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