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Es war einmal in New York / Nie wieder sollst du lieben

Es war einmal in New York / Nie wieder sollst du lieben

Titel: Es war einmal in New York / Nie wieder sollst du lieben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brenda Joyce
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Eltern noch mehr liebten, als sie es sowieso schon taten.
    Es ist nur ein blödes Notizbuch, protestierte er dickköpfig. Er wusste, dass sie nachts, wenn sie sich allein glaubten, über sein unkontrollierbares Verhalten sprachen – und nun konnte er ihnen die Enttäuschung ansehen. Doch er war froh, und es war ihm egal, denn er brauchte diese große, falsche Familie nicht, die nicht einmal wirklich seine Familie war.
    Der Vater seines Bruders ging mit ihm in das Zimmer, das er mit seinem Bruder und einem der anderen Söhne des Mannes teilte. Du kannst nicht einfach tun, wonach dir gerade ist! Du weißt es besser – ich weiß, dass du es besser weißt. Du musst dich bei Rourke entschuldigen.
    Der kleine Junge beobachtete den Mann und wartete auf die richtige Strafe. Doch der seufzte nur und legte ihm eine Hand auf die Schulter. Ich weiß, dass das schwer für dich ist. Ich weiß, dass du deine Mutter vermisst. Jemanden zu verlieren, ist schwer, und es ist schwer, seinen Platz in einer neuen Familie zu finden. Aber bitte versuch es. Ich weiß, dass du den Unterschied zwischen Richtig und Falsch kennst.
    Hart verscheuchte die Gedanken sofort. Wie er es hasste, an dieses jämmerliche Kind zu denken. Er hatte unbedingt dazugehören wollen – egal wie schlecht er sich auch benahm. Verzweifelt hatte er sich nach Aufmerksamkeit gesehnt, so verzweifelt, dass er die Braggs herausforderte, um zu sehen, ob sie ihn unabhängig von seinem Verhalten liebten. Doch es war von Anfang an ein verlorener Kampf gewesen. Das Kind hatte nicht dazugehört, nicht zur Bragg-Familie. Es hatte nicht einmal zu der Familie der eigenen Mutter gehört. Bis heute schmerzte die Erinnerung daran.
    Seine Mutter Lily hatte ihre Liebe ihrem Erstgeborenen, Rick, geschenkt. Nicht, dass er ihr dafür Vorwürfe machte. Sie war zu erschöpft und später zu krank gewesen, um mit seinen wilden Streichen umzugehen. Daher hatte sich der ältere Sohn um den aufsässigen jüngeren gekümmert. Und das hatte nur zu noch mehr Ungehorsam geführt. Es war fast so, als ob Lily ihn nicht mehr liebte, als könnte er alles tun und sie würde ihn nur anlächeln und in ihrem Bett zusammenbrechen. Und dann war sie gestorben.
    Doch die Braggs waren stärker gewesen als Lily. Als er zuihnen kam, gehörte es bereits zu seinem Wesen, alles zu tun, wonach ihm war. Er hatte sogar gewusst, dass er sie auf die Probe stellte und nur darauf wartete, dass sie es satthatten und ihn fortschickten. Doch sie hatten sein Verhalten nicht ignoriert. Es hatte nicht einen Vorfall gegeben, für den er nicht zurechtgewiesen oder bestraft wurde. Standhaft weigerten sie sich, ihn aufzugeben, doch das spielte schließlich auch keine Rolle mehr. Er war kein Bragg. Sie hatten fünf weitere Kinder, die sie liebten. Er war der Außenseiter. Natürlich konnten sie nett zu ihm sein und ihm zu essen und ein Dach über dem Kopf geben, sie konnten ihn bestrafen, weil er grob und gemein war, doch all das änderte nichts.
    Hart fühlte Mitleid mit jenem Kind, dem es niemals gelungen war, dazuzugehören, das immer unerwünscht und nur toleriert gewesen war, zuerst von Lily und später von den Braggs.
    Und nun, da Daisy und ihr Kind ermordet waren und seine Verlobung mit Francesca offiziell gelöst war, fühlte Calder sich einsam. Er rief sich in Erinnerung, dass dieser Junge schon vor langer Zeit gestorben war – mit großer Befriedigung hatte Hart ihn endgültig beerdigt. Doch es funktionierte nicht. Aber dieses Mal bestand die große Wahrscheinlichkeit, dass er weggeschickt wurde – ins Gefängnis.
    „Alles ging gut, wie erwartet“, sagte er so ruhig zu Gray, als ob ihn keine Ängste plagten.
    „Alles ging gut, und Sie sollten sich keine Sorgen machen. Die Polizei wird den wahren Mörder finden und den Fall abschließen“, erwiderte Gray voller Überzeugung. Er war ein hochgewachsener dünner Mann mit einer tiefen, tragenden Stimme, die jedem Shakespeare-Schauspieler gut angestanden hätte. Ihr beeindruckender, sonorer Ton hatte ihm schon einige Male im Gerichtssaal geholfen. „Ich weiß, dass Sie Ihre Verlobung mit Miss Cahill gelöst haben, Hart, doch ihr Rufals Kriminalistin eilt ihr voraus. Ich wäre sehr erfreut, wenn sie den Fall weiter bearbeitet.“
    Aber er wollte nicht an Francesca denken. Sie war das Licht in seinem Leben gewesen. Nun war seine Welt grau, wie der Himmel über ihm. „Ich mache mir keine Sorgen“, entgegnete Hart tonlos. Das war natürlich eine Lüge, was Gray aber nicht

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